Was ist das?Westlich von Köln, 4 Uhr nachts: Rätsel um mysteriöse lila Wolke gelöst

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Die lila Wolke, zu sehen von Rodenkirchen aus in westlicher Richtung. EXPRESS-Leser Heinz Schlebusch fotografierte sie in der Nacht zu Donnerstag, 21. Januar.

von Jan Wördenweber  (jan)

Köln – „Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind“ heißt es im Hit von Marteria, Yasha & Miss Platnum. EXPRESS-Leser Heinz Schlebusch hat eine in Köln gesehen, nachdem er aufgestanden war. Und zwar eine ganz mysteriöse. Denn: Es war Donnerstag, der 21. Januar, kurz vor 4 Uhr – also weit vor Sonnenaufgang.

  1. Lila Wolke nachts in Köln am Himmel
  2. Störfall in Chemiewerken in Hürth?
  3. Deutscher Wetterdienst: Keine meteorologische Ursache

„Ich trage im Kölner Süden seit Jahren Zeitungen aus. Als ich heute Morgen das Haus um 3.50 Uhr verlassen habe, konnte ich in westlicher Himmelsrichtung, links neben dem Colonius dieses komische rote Wolke erkennen“, sagt Heinz Schlebusch. Während des Zeitungs-Zustellens sei ihm die Wolke immer wieder begegnet. Unter anderem fotografierte der Kölner sie in Rodenkirchen.

Lila Wolke in Raum Köln: Sonnenaufgang erst viel später

Fakt ist: Lila-rötliche Wolken entstehen, wenn das Sonnenlicht an den einzelnen Bestandteilen der Atmosphäre gestreut wird. Viele winzige Wassertropfen etwa sorgen für ein intensives Himmelsrot.

Aber: Der Sonnenaufgang war erst um 8.22 Uhr. Und: Heinz Schlebusch fotografierte die Wolke in westlicher Richtung – was haben wir in der Schule gelernt? Richtig, im Westen geht die Sonne unter, aber nicht auf ...

Deutscher Wetterdienst: Lila Wolke in Raum Köln keine meteorologische Ursache

EXPRESS-Anruf beim Deutschen Wetterdienst: Auch dort wird eine meteorologische Ursache ausgeschlossen. Rüdiger Manig bleiben nur Mutmaßungen: „Da sich in den Frühstunden dem Raum Köln von Westen her eine Kaltfront näherte, denke ich, dass die an der Kaltfront sich befindlichen tiefen, sehr tiefen Wolken durch eine entsprechend farbige Lichtquelle angestrahlt wurden.“

Lila Wolke: Kein Störfall in Chempark in Hürth-Knapsack

Aber welche könnte das gewesen sein? Südwestlich von Köln befindet sich in Hürth-Knapsack der Chempark. Sprecher Thomas Kuhlow versichert auf EXPRESS-Anfrage, dass es in der Nacht dort keine Vorkommnisse gegeben habe.

Auch Anrufe bei „Orion“ in Hürth-Kalscheuren und anderen Chemie-Betrieben der Umgebung tragen bislang nicht zur Aufklärung bei: Keine Störfälle, alles normal, lauten die Antworten.

Ein Blick ins Archiv bringt EXPRESS auf eine andere Spur: 2019 gab es einen Großalarm am Kohlekraftwerk Neurath: Für Dreharbeiten zu dem Film „Die Nacht des bunten Himmels“ waren Verdunklungen von Tomatengewächshäusern entfernt worden. Durch das rote Licht hatten Anwohner die aus dem Kraftwerk entweichenden Wasserdampfwolken für Feuerflammen gehalten ...

RWE: Lila Wolke wird in Neurath produziert

Ganz so wild war es in der vergangenen Nacht nicht, aber es stimmt: Auf EXPRESS-Anfrage erklärt RWE-Pressesprecher Olaf Winter das skurrile Schauspiel am Himmel:

„Das hat nichts mit Emissionen oder dem zu tun, was aus unseren Rohren rauskommt. Der Leiter unseres Kraftwerks in Neurath bestätigte, dass die LED-Beleuchtung von Tomaten-Gewächshäusern, die sich in unmittelbarer Reichweite befinden, heute Morgen eingeschaltet war. Tiefhängende Wolken könnten diese Lichtstrahlen reflektiert haben, denn dann gibt es genau dieses Phänomen“, erklärt Winter.

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EXPRESS-Leser Timo Zöllner-Jeckstadt wohnt in Odenthal: Auch er fotografierte das „Tomaten-Glühen" über dem Rheinland.

EXPRESS erreichte am frühen Nachmittag einen Sprecher von „Neurather Gärtner", der das Phänomen bestätigte. „Tomaten-Glühen" über dem Rheinland – wie romantisch ...