In Köln fühlen sich Anwohner durch Techno-Partys in einem Haus und den Gästen erheblich gestört. In der Siedlung weiß aber niemand, wer in dem Haus lebt.
Drogen, Lärm und MüllParty-Haus in Kölner Veedel lässt Anwohner verzweifeln
von Adnan Akyüz (aa)
Köln. Aufstand der Anwohner in Köln-Poll. Sie bekommen seit fast einem Jahr nicht nur an Wochenenden kein Auge mehr zu. In einem Haus nahe der Wohnsiedlung am Gremberger Wäldchen finden regelmäßig Techno-Partys statt, die den Nachbarn den Schlaf rauben. Den Lärm und die Hinterlassenschaften der Party-Besucher können und wollen die Anwohner nicht mehr ertragen.
Köln: Anwohner klagen über Lärm, Müll und Drogen wegen Techno-Partys
Alles habe mit dem Verschwinden des Bewohners des Hauses in dem Waldstück angefangen. Das Grundstück mit Haus ist an der Adresse „Im Wasserfeld“ und über einen Trampelpfad zu erreichen. Das Grundstück ist umzäunt, Wildwuchs versperrt die Sicht auf das Gebäude, an einem Eingang hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Privatgelände. Betreten verboten!“. Schaut man über den Zaun, sind Zelte und unzählige Fahrradrahmen zu erkennen. Die Optik erinnert an eine große Hofwerkstatt.
Die Nachbarn vermuten, dass der bisherige Besitzer verstorben sein könnte. Er habe recht zurückgezogen gelebt. Anwohnerin Sabrina T. erklärt gegenüber EXPRESS: „Seit vergangenem Jahr wird es nun von Menschen ‚besetzt‘. Die Besitzverhältnisse sind bis heute nicht geklärt und somit die Frage, ob diese Menschen dort rechtmäßig etwa durch Erbschaft sind oder diese es viel mehr okkupieren.“
Von den Anwohnern weiß also niemand, wem das Haus gehört. Die Anwohnerin weiter: „Seit Weihnachten finden dort nahezu durchgängig Techno-Partys statt. Die Klientel entstammt dem Drogenmilieu. Seither muss die Nachbarschaft weiteren Unrat, Fäkalien, unter Drogen stehende Personen, Drogenhandel, Lautstärke, Einbrüche, Diebstähle in zunehmendem Maße erdulden.“
Nach einem Brand in dem Haus Ende 2020 wurde Sperrmüll von dort am Waldrand abgestellt, der monatelang dort gelegen haben soll. Die Anwohnerin berichtet zudem von einem toten Hundewelpen, der durch Amphetamine, die das Tier durch Fäkalien mutmaßlich der Party-Besucher aufgenommen haben soll, vergiftet wurde.
Neben der Lärmbelästigung stören sich die Anwohner an den Auswüchsen der Partys. „Versuchten sie sich zu Corona-Lockdown-Zeiten noch halbwegs verdeckt zu halten, weitet sich ihr Radius zunehmend auf unsere Wohnsiedlung aus. Am helllichten Tag liegen teilweise Menschen in komatösem Zustand zwischen den geparkten Autos. Manche lassen daher ihre Kinder schon gar nicht mehr alleine draußen spielen“, schildert die Anwohnerin.
Neben zahlreichen Leihrädern und E-Scootern, die Party-Besucher in den Gebüschen zurücklassen würden, haben Anwohner auch leere Pillenpackungen gefunden. Die Anwohner rufen ständig beim Ordnungsamt und der Polizei an, wie die Anwohnerin erklärt: „Die amtlichen Stellen werden bald wöchentlich von einer Vielzahl von Anwohnern kontaktiert und auf die Missstände aufmerksam gemacht.“
Die Anwohner versuchen indes herauszufinden, wer der Eigentümer ist, damit es womöglich eine Handhabe gegen die Partys geben könnte. Das Grundstück, auf dem das Haus steht, ist offenbar in privater Hand. Umliegende Grundstücke gehören der Stadt.
Bei der Suche nach dem Eigentümer unterstützt auch Simon Bujanowksi (36), SPD-Bezirksvertreter aus Porz, die Anwohner. Er sagt: „Wir haben schon mehrfach Anfragen an die Stadt zu den Besitzverhältnissen gestellt. Seit April warten wir auf eine Antwort. Das geht gar nicht, dass wir bis jetzt keine Auskunft erhalten haben.“ Er will im September erneut nachfragen.
So oder so haben die Anwohner genug. Sie fordern, dass die Stadt endlich einschreitet und die Wohnsiedlung wieder zur Ruhe kommt. Die Stadt kann aber nur das Ordnungsamt an den Ort des Geschehens schicken, da sie nicht Eigentümerin des Grundstücks ist, wie auf EXPRESS.de-Anfrage bestätigt wurde. Nur der Eigentümer könnte etwa eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs stellen, falls dem so sein sollte.
Anwohnern wie Sabrina T. ist damit nicht geholfen. Sie fasst zusammen: „Die Nachbarschaft ist des Wartens überdrüssig. Die schiere Machtlosigkeit unseres Staatsapparates ist nicht nur unbegreiflich, sondern auch in hohem Maße frustrierend.“