Fastenmonat RamadanSo erklärt Kölns bekanntester Muslim Navid Kermani den Islam

Schriftsteller Navid Kermani sitzt auf einer Bank und spricht in ein Mikrofon.

Schriftsteller Navid Kermani bei einer Veranstaltung in der Erzbischöflichen Ursulinenschule im Juni 2022 in Köln.

Zum Auftakt des Fastenmonats Ramadan: So erklärt Bestsellerautor Navid Kermani den Islam.

von Ayhan Demirci  (ade)

Für zehntausende Menschen in Köln ist am Donnerstag (23. März) mit dem Beginn des Fastenmonats Ramadan eine besondere Zeit des Jahres angebrochen: Das Gebot des Fastens, sofern es den Gläubigen möglich ist, gehört zu den Grundsäulen des Islam. Einer der prominentesten Muslime der Stadt ist der Bestsellerautor Navid Kermani (55).

In einem bemerkenswerten Buch erzählt der aus einer persischen Familie stammende, hochgeschätzte Intellektuelle, der im Eigelstein-Viertel zu Hause ist, das Wesen seiner Religion.

Köln: Navid Kermani spricht mit Schülerinnen über den Islam

Das ist für einen begnadeten, in theologischen und dabei übrigens auch katholischen Fragen bewanderten Erzähler wie Kermani einer ist, einerseits selbstverständlich – andererseits eben auch nicht. Das Ansehen des Islam in der Öffentlichkeit ist gelinde gesagt: umstritten. Trotzdem oder gerade deshalb: Kermani macht's.

Und dabei kam es in Vergangenheit zu interessanten Begegnungen, ganz dem Titel seines Buches entsprechend („Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen – Fragen nach Gott“, Hanser Verlag).

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Wohin ging er also? Er ging an die Erzbischöfliche Ursulinenschule an der Machabäer Straße und trat mit den Schülerinnen des Kölner Mädchengymnasiums in ein lebhaftes Gespräch über Gott, beziehungsweise: Allah und die Welt.

Die Schuldirektorin Monika Burbaum berichtete hinterher über Kermanis Besuch, der „intensive Austausch“ habe „alle Teilnehmer begeistert.“ Die Diskussion habe gezeigt, dass Fragen nach Gott, die in unserer Gesellschaft scheinbar keine große Rolle mehr spielen, „sehr fesselnd sein können“.

Schülerinnen sitzen in einer Raum.

Der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani (hinten auf dem Tisch sitzend) und die Schülerinnen des Ursulinengymnasiums.

In seinem Buch benutzt Kermani einen himmlischen Kniff: Er lässt sich auf den 239 Seiten höchstlebendig auf kritische Nachfragen seiner Tochter ein, erzählt dabei vom Islam seiner Eltern und Großeltern und dem Koran sowie dem Zusammenhang der drei monotheistischen Religionen.

Zwischen verschiedenen Koransuren nimmt Kermani die Sache immer wieder mit Humor, versichert seiner jungen Tochter beispielsweise: „Und wenn du als Kölnerin später mal nicht auf dein Kölsch verzichten magst, weil gerade Karneval gefeiert wird, drückt Gott erklärtermaßen beide Augen zu.“ Schließlich, Verweis auf die Sure 39,53: „(...) Siehe, er ist der Verzeiher, der Barmherzige.“ Und trank im Iran der Großonkel Ebrahim, „der kein Gebet auslässt“, nicht abends stets seinen Wodka?

Gottesglaube und Suche nach Erkenntnis: Kermani beschreibt den Zauber der Religiosität und erklärt, warum er trotz täglicher Nachrichten, die den Islam „in kein gutes Licht rücken“ dem lebensbejahenden Glauben treu und „bei vollem Bewusstsein Muslim geblieben“ ist. Köln, Kölsch, Koran und Kermani? Das passt schon.