Ein Rundgang auf Kölns bekanntestem Friedhof Melaten zeigt, welch bunte Vielzahl von Sitzmöbeln in das Visier der Stadt geraten sind. Selbst die liebevoll gestaltete rosafarbene Bank am Grab des 2012 verstorbenen TV-Stars Dirk Bach muss weg.
Ärger auf MelatenStadt Köln „entrümpelt“ Friedhof – Ultimatum auch für Dirk Bachs Bank
Ähnlich der von der Stadt angewandten Methode bei den sogenannten „Fahrradleichen“ haben Friedhofsmitarbeitende auf Bänke auf Melaten einen amtlichen Zettel geklebt. Insgesamt sind rund hundert private Bänke, die für Angehörige und Freunde zum Verweilen an den Gräbern dienen, betroffen.
Auf den Zetteln ist die Bitte der Stadt zu lesen, die Sitzgelegenheit bis zum 8. September 2023 zu entfernen. Verstreicht die Frist, rückt die Friedhofsverwaltung an und räumt die Bank eigenhändig ab.
Stadt Köln will „wilde“ Bänke auf Melaten entfernen
Die Begründung für die Maßnahme: Mittlerweile hätten sich derart viele wilde Bänke angesammelt, die das Erscheinungsbild des Friedhofs beeinträchtigen würden.
Zudem würden die Bänke die Pflege der Grünanlagen erschweren. Auch sei die Verkehrssicherheit der Bänke ein Problem. Stattdessen werde man die Zahl der schon vorhandenen regulären, einheitlich gestalteten Sitzbänke auf dem Friedhof um 22 Exemplare erhöhen.
Aber muss das Entfernen der privaten Bänke, die für manche auch zur Originalität des Friedhofs beitragen, wirklich sein? „Ich finde das nicht richtig“, sagte ein Friedhofsbesucher auf EXPRESS-Nachfrage – in der Hand hatte er ein Buch über Melaten, das ihn zu den prominenten Gräbern führt.
„Die rosa Bank etwa sieht doch schön aus und stört niemanden. Es gibt auch verwahrloste Bänke hier, die können natürlich durchaus weg“, erklärte er.
Eine Dame pflichtete ihm bei und erzählte, sie habe im Gebüsch am Grab ihres Mannes einen Klappstuhl „versteckt“, den sie dann beim Besuch auf Melaten hervorholt – sitzend rede sie dann mit ihm. So sei das eben.
„Da sitzen Menschen, die ihren verstorbenen Angehörigen oder Freunden ganz nah sein wollen, manchmal Menschen, die nicht (mehr) gut laufen oder lange stehen können und Menschen, die sitzend anders zur Ruhe kommen“ – so plädiert eine Kölnerin auf Facebook für den Erhalt der privaten Parkbänke.
Stadt „entrümpelt“ Kölner Friedhof: Förderverein schlägt Kompromiss vor
Das Verbot der Stadt gilt auch für Klappstühle, wie die EXPRESS.de-Fotos zeigen. Andere Privatleute haben ihre Bank – wohl aus der Sorge, sie könnte gestohlen werden – an einen Baum gekettet und mit einem Schloss versehen.
Bernd Woidke vom Förderverein Melaten beklagt, die Friedhofsverwaltung würde mit ihrem Vorgehen der Originalität auf Melaten den Kampf ansagen.
Er schlägt vor, die Stadtverwaltung könne die wirklich maroden Bänke kennzeichnen und sie dann gegebenenfalls entfernen: „Die übrigen privaten Bänke bleiben stehen, als Zeichen für die Lebendigkeit und Bürgerfreundlichkeit des Friedhofs.“
Das gerade auch wegen der schrillen Bank hervorstechende Grab von Dirk Bach sei neben der Ruhestätte von Willy Millowitsch die meistbesuchte Grabstätte auf Melaten.