Kultur- und Sozialeinrichtungen in Köln fürchten ihr Aus, weil die Stadt keine Fördermittel mehr zur Verfügung stellt. Jetzt sind alle Augen auf den Finanzausschuss am 30. September gerichtet.
Politik streicht FördermittelFestival, das Weltstars nach Köln holt, droht das Aus
von Adnan Akyüz (aa)
Köln freut sich nach zwei Jahren Corona-Pause auf die „Crime Cologne“. Während ab dem 25. September 2022 deutschsprachige und internationale Bestsellerautorinnen und -autoren in Köln zu Gast sein werden, können sich die Veranstalter nicht freuen. Dem renommierten Krimifestival droht das Aus, weil die Fördermittel gestrichen werden sollen.
Spannende Krimis, Autorinnen und Autoren hautnah – das Krimifestival „Crime Cologne“ hat sich in den letzten zehn Jahren einen festen Platz in der Kölner Kulturszene verdient. Literaturweltstars wie Joy Fideling (77) waren schon da.
Köln: „Crime Cologne“ dieses Jahr zum letzten Mal?
Ein Highlight dieses Jahr ist die Lesung von Friedrich Ani (63, „Bullauge“) am Montag (26. September) im Clouth 104 an der Niehler Straße in Nippes. „Eine der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Kriminalliteratur“, wie das Festival ihn anpreist, ist auch bekannt für seine „Tatort“-Drehbücher.
Vom 25. September bis zum 4. Oktober könnte das Festival dieses Jahr aber zum letzten Mal stattfinden.
Die Verantwortlichen sorgen sich um die „Crime Cologne“, weil der aktuelle Haushaltsplanentwurf 2023/2024 der Stadt Köln eine komplette Streichung der Fördermittel für das Festival vorsieht.
„Die Situation ist absurd“, sagt Festivalleiter Hejo Emons in einer Mitteilung der „Crime Cologne“ vom Dienstag (20. September). „Noch während die Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne stehen, will uns die Stadt Köln das Licht ausdrehen“, befürchtet er.
Köln: Finanzausschuss tagt mitten in der Festivalwoche
Am 30. September 2022, also mitten in der Festivalwoche, tagt der Finanzausschuss. „Erfolgt dort im Finanzausschuss keine Korrektur durch die für den Haushalt verantwortlichen Ratsfraktionen mehr, wird dann das Aus für ein Festival beschlossen, das sich in den letzten zehn Jahren zu einem der größten Krimifestivals im deutschsprachigen Raum entwickelt“, erklärt er.
In der Mitteilung zitieren die Veranstalter auch Oberbürgermeisterin Reker aus ihrem Vorwort des Programmhefts der „Crime Cologne“ 2019: „Das Kölner Krimifestival ‚Crime Cologne‘ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der spannendsten Literaturereignisse des Landes entwickelt und ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken.“
Vor wenigen Tagen hatte OB Reker noch angekündigt, dass sie vorhandene Strukturen erhalten möchte. In einer Mitteilung der Stadt vom 12. September heißt es: „Nachdem Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stadtkämmerin Prof. Dr. Dörte Diemert Mitte August den Entwurf der Verwaltung für den Doppelhaushalt 2023/24 vorgestellt hatten, erreichten die Oberbürgermeisterin viele Briefe von sozialen Trägern, die sich besorgt zeigen, weil die Finanzierung ihrer Angebote durch die Stadt Köln zum Ende des Jahres ausläuft.“
Die OB versicherte: „Allen Trägern, die im Haushaltsplanentwurf der Verwaltung für 2023/24 gar nicht oder nicht im bisherigen Umfang berücksichtigt wurden, möchte ich erklären: Ihre Förderung, inklusive der zeitlichen Begrenzung auf das Jahr 2022, wurde damals nicht von der Verwaltung, sondern von der Politik eingebracht und entschieden. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Rat die Förderung, die Sie derzeit erhalten, auch für den Zeitraum des Doppelhaushaltes 2023/24 beschließt. Mir ist es wichtig, vorhandene Strukturen, wann immer das möglich ist, zu erhalten!“
Dass vorhandene Strukturen erhalten bleiben, hoffen auch die Verantwortlichen des Jugendzentrums „anyway“ in Köln-Mülheim, der Anlauf- und Beratungsstelle für LGBTQI+-Jugendliche. Sie hatten Anfang September gegen die Streichung der Fördermittel vor dem Rathaus protestiert.