Nach DiebstahlWo ist der Schmuck-Schatz der Lindenthal-Millionärin?

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Edelgard Lehmann (81) vermisst Erbstücke im Wert von vier Millionen Euro.

von Oliver Meyer  (mey)

Köln – Es ist der größte Schmuckdiebstahl aus Privatbesitz, den es je in Köln gab. Schätze im Wert von vier Millionen Euro fielen den Tätern bei einem Einbruch in die Villa von Edelgard Lehmann (81) in die Hände. Bis heute konnte die Kripo die aufsehenerregende Tat nicht klären, obwohl ein Verdächtiger sogar in U-Haft saß.

Es sind die Zutaten eines echten Gaunerstücks: Eine einsame Millionärin, die in einer 16-Zimmer-Villa zurückgezogen lebt, ein dubioser Versicherungsagent, ein mysteriöser Einbruch, ein Südstadt-Detektiv aus dem Milieu, der Böses im Schilde führt und die Frage: Wo ist der Schatz der Lindenthal-Millionärin geblieben?

Teure Erbstücke von den Eltern

Edelgard Lehmann stammt aus einer Verleger-Familie. Ihr Vater war Besitzer des „Bundesanzeigers“. Er verdiente zig Millionen und vererbte sie seiner Tochter und deren Bruder, als er bereits 1967 verstarb.

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„Meine Eltern haben mir sehr wertvolle Schmuckstücke hinterlassen. Auch ich habe viel Geld in einige Colliers, Ringe, Uhren und Armbänder investiert“, erzählt die Dame dem EXPRESS. „Mein Versicherungsagent meinte irgendwann, dass ich doch eine gute Alarmanlage hätte und keine Versicherung mehr benötigen würde. Das würde doch zu viel kosten.“

Agent wandert in U-Haft – kommt aber wieder frei

Tatsächlich lagerte die reiche, aber auch sehr gutgläubige Dame rund 100 Schmuckstücke (Goldbarren, Dupont-Feuerzeuge, Broschen, Armbänder, Ketten) nicht mal in einem Tresor. „Am 14. August 2013 wollte ein befreundeter Versicherungsagent unbedingt meine Schmuckstücke fotografieren. Ich habe das leider zugelassen“, erzählt sie.

Als ihr Gast die Fotos sofort ausdrucken wollte, war kein Drucker im Haus. „Da bin ich mit ihm kurz in die Stadt gefahren und habe einen Farbdrucker gekauft.“ Alles nur ein Ablenkungsmanöver? Denn als die Seniorin zurückkam, war der Schatz vom Wohnzimmertisch verschwunden.

Die Täter drückten ein Fenster in ersten Stock auf. Nicht einmal Hebelspuren wurden gefunden. Für die Kripo war der Fall klar: Der Agent steckt dahinter - und kam in U-Haft. Aber die Beweise über den Verbleib der Klunker fehlten, er kam wieder frei.

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Diese Uhr von Chopard für 110.000 Euro ist nun ebenfalls verschwunden.

Schmuckstücke kaum zu verkaufen

Vier Jahre nach dem Coup ist der Schatz weiter unauffindbar. Aber: Die Stücke sind so exquisit, dass der Täter sie kaum verkaufen kann. Darunter ist zum Beispiel das Collier „Marrakesch“ (Cartier), das es nur zweimal weltweit gibt. Familie Lehmann besaß das eine Stück, das andere Königin Silvia von Schweden.

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Ein Collier von Cartier mit dem passenden Armband für über eine Million Euro.

Also müssen die Täter wohl Jahre warten, bis Gras über die Tat gewachsen ist, um den Schmuck zu Geld zu machen. Für Edelgard Lehmann bleibt das Verbrechen unfassbar. Sie kann nicht glauben, dass der Fall wohlmöglich nie geklärt werden wird. Obwohl die Polizei bis heute ermittelt.

Und dann nahm sie der Südstadt-Detektiv aus

Natürlich versuchte Edelgard Lehmann alles, um ihren Schmuck zurück zu bekommen. Als Tage nach dem Millionen-Coup die Presse berichtete, tauchte Südstadt-Detektiv Helmut P. (67) vor ihrer Villa auf und bat um ein Gespräch.

Der 30 Mal rechtskräftig verurteilte Betrüger und stadtbekannte Verbrecher, der derzeit erneut in U-Haft sitzt, versprach großspurig: „Ich finde den Schmuck und bringe ihn zurück.“

Allerdings benötigte er erst einmal eine kleine Anzahlung von 2500 Euro. Helmut P. nahm das Opfer noch einmal aus. Er zockte insgesamt 27500 Euro ab, „ermittelte“ angeblich den Juwelier, der den Schmuck besitzen soll.

Helmut P. bald vor Gericht

Doch das war eine pure Erfindung, um die Seniorin erneut zu betrügen. „Ich benötige ein wertvolles Schmuckstück, um die Täter zu locken“, log er dreist. Edelgard Lehmann fiel darauf herein - und überließ P. und seinem Helfer eine Uhr von „Chopard“ für 110.000 Euro, die ihr noch geblieben war.

Natürlich brachte der Detektiv den Schmuck nie zurück. Nun beschuldigen sich Helmut P. und sein Kumpel gegenseitig, die Uhr einkassiert zu haben.

Helmut P. wird demnächst vor Gericht stehen und wohl wie gehabt alle Vorwürfe alles abstreiten. Was jedoch unstrittig ist: Er hat das Opfer Edelgard Lehmann, welches sich in einer Ausnahmesituation befand, ein zweites Mal zum Opfer gemacht.

Dem Ganoven droht nun die Sicherungsverwahrung. Es sei denn, er weiß, wer den Schatz jetzt hat.

(exfo)