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Hinrichtung am Alter MarktDer „Fetzer“: Das Volk jubelte, und er lachte am Schafott

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Titelseite des Büchleins „Mathias Weber, genannt der Ketzer“ aus dem Jahr 1803. Zu finden im Bestand der Bibliothek des Kölnischen Stadtmuseums. 

Köln – Was geschah in dieser Woche vor Jahren, Jahrzehnten? Kommen Sie mit auf eine neue EXPRESS-Zeitreise, zum 19. Februar des Jahres 1803.

An jenem Tag steigt Mathias Weber auf die Guillotine – und freut sich über die vielen Schaulustigen, die seinetwegen auf den Alter Markt im Herzen von Köln geströmt sind.

Seine Hinrichtung ist die letzte öffentliche in Köln und die letzte eines Räubers. Dass wir davon wissen, ist geschäftstüchtigen Händlern geschuldet, die seine Geschichte noch vor seinem Tod illustrieren und drucken lassen.

Er ist noch keine 16 Jahre alt, als Mathias Weber seinen ersten Raub verübt. Schnell wird er zum Anführer von Räuberbanden, die beidseits des Rheins ihr Unwesen treiben. Er gilt „als unumschränkter Räuberstar seiner Zeit, der das Volk fasziniert“, erklärt Michael Euler-Schmidt vom Kölnischen Stadtmuseum. 

Der Name „Fetzer“ kommt aus der Gaunersprache

Seinen Namen „Fetzer“ bekommt er wohl, weil er das Gepäck geschickt mit einem Messer von Kutschen herunter schneiden kann. Was in der Gaunersprache „Rotwelsch“ als „fetzen“ bezeichnet wird. 

Heimkind Walter Gedemütigt – aber der Vorgang von 1966 holt die Stadt Köln jetzt ein (hier lesen Sie mehr).

Weber wird 1778 bei Krefeld geboren. Die Mutter stirbt an Kindbettfieber, der Vater wenig später bei einem Saufgelage. Der Junge, der eine Weile mit seinem Onkel, einem Scherenschleifer, durch die Lande zieht, geht nicht zur Schule und verwahrlost. Mit elf kommt er als Knecht nach Schloss Neersdonk.

Dort schätzt man den gewitzten Jungen, ein Hauslehrer bringt ihm Lesen und Schreiben bei. Später lässt er sich von der holländischen Armee anwerben, desertiert aber bald. Auf der Flucht gerät er an Räuber Franzis Gerard, Anführer einer Krefelder Bande. 

Weber erschlug seine Frau vor den Augen der Kinder

Bereits zwei Monate später lässt er sich wieder in Holland als Soldat verpflichten und ist 1794 in Arnheim stationiert. Hier verübt Weber mit zwei Soldaten lukrative Überfälle. Unter anderem einen auf den Amsterdamer Postwagen.

Auf der Flucht landet er schließlich in Aldekerk (heute Landreis Kleve). Er schwängert die Tochter eines Abdeckers und heiratet sie. Und er lernt andere Mitglieder der Krefelder Bande kennen. 

1796 kommt es zum Horror: Weber erschlägt seine Frau vor den Augen der beiden Kinder und vergräbt heimlich ihre Leiche. Danach stößt er wieder zu der Bande, die sich mittlerweile in die Gegend um Köln, Düsseldorf und Neuss verlegt hat und beteiligt sich an diversen Überfällen, unter anderem auf die Kaufleute Boisserée und Peltzer. Im Mai wird er in Köln festgenommen, kann aber bald wieder entkommen.

Der Fetzer gründet Räuberbande

1798 lernt der Fetzer den Räuber Johann Müller kennen und gründet mit ihm eine eigene Räuberbande. In Deutz und Neuwied sind ihre „Zentralen“. Auch in Köln findet man Weber: Sein „Hauptquartier“ ist das Bordell von „Düwels Trück“ (also von Gertrud Düwel) in der Schwalbengasse. Hier plant Weber der Überfall auf das Neusser Rathaus, bei dem eine Figur des Heiligen Quirinus und eine silberne Weltkugel geraubt werden. 

1799 überfällt die Bande den Köln-Elberfelder Postwagen, der wöchentlich viel Geld transportiert. 13 000 Reichstaler (für einen kann man 80 Brote kaufen, ein Handwerksmeister verdient am Tag einen halben Taler) werden erbeutet.

Weber gelingt jedes Mal spektakuläre Flucht aus Gefängnis

Weber wird mehrfach festgesetzt, aber jedes Mal gelingt ihm auf spektakuläre Weise die Flucht: In Neuss springt er aus dem Mühlenturm sieben Meter tief in die Freiheit, in Neuwied entkommt er durch eine Falltüre im Boden seines Arrestzimmers. Am Ende ist seine Bande aber reichlich dezimiert, er selbst muss sich verstecken. Zuletzt verhaftet man ihn in Frankfurt. 

Fetzer läuft lachend zur Guillotine

Vor Gericht gestellt wird er in Köln. Das Urteil lautet auf: Tod durch das Schafott. Der „Fetzer“ gesteht 181 gelungene und 122 misslungene Einbrüche und Überfälle.

Auf dem Weg zum Schafott äußert Weber seine Freude über die vielen, seinetwegen zusammen geströmten Menschen. Dann springt er in einem Satz vom Karren auf die Erde und läuft lachend die Treppe zur Guillotine hinauf.

Minuten später ist er tot.