Die Kölner Band „Fortuna Ehrenfeld“ spielt im Freiburger Exil – unser Autor hat den emotionalen Auftritt vor Ort erlebt.
„Fortuna Ehrenfeld“Emotionale Schweigeminute: Kölner Band mit besonderem Auftritt in Freiburg
„Fortuna Ehrenfeld“ – die Pyjama-Band aus Köln live im Jazzhaus in Freiburg. Ich habe es erlebt, als Kölner und mehr aus Zufall. Das vergisst du nie!
„Warum bist du hier?“, frage ich einen Einheimischen, einen von vielleicht 150 Gästen an diesem Abend. Er komme generell gerne in dieses Gewölbe, sagt der Mittvierziger, aber als er zu Hause „Zwei Himmel“ gehört habe, „da habe ich gedacht, da muss ich hin.“
Kölner Band spielt in Freiburg: So war der Abend als Kölner
Als Kölner wirst du hier wahrgenommen wie von einem anderen, besseren Stern. „Grandios“ seien sie doch, die Kölnerinnen und Kölner, „sobald du da irgendwo reingehst, bist du sofort dabei. Und bei uns? Da denkt einer, kenne ich den, kenne ich den nicht – na ja, ich kann ja mal Hallo sagen.“
Dann sind sie da. Mit einem monotonen, sphärischen, hypnotischen Intro. „Fortuna Ehrenfeld“: Das sind Texter, Komponist und Sänger Martin Bechler an der Gitarre. Jannis Knüpfer am Schlagzeug. Und, nachdem Jenny Thiele im vergangenen Jahr ausgestiegen ist, mit Elin Bell ein neues Gesicht am Keyboard.
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Die „Neue“ auf der Bühne trägt als einzige was drüber, einen Blazer über dem blau karierten Schlafanzug. Bechler hängt die obligatorische Federboa um den Hals. Er unterhält das Publikum mit seinen Sprüchen, ist mal lustig, mal nachdenklich.
Er witzelt, er habe Elin „heimlich über Tinder“ kennengelernt; er erteilt Zugaben von vornherein eine Absage („ausgelutschte Manierismen des Rock ’n’ Roll“); er unterbricht das Konzert gegen Ende für eine Schweigeminute angesichts des Krieges in der Ukraine – „für die Soldaten, die um ihr Leben rennen, um ihr Leben kämpfen – auf beiden Seiten“. Das Jazzhaus verstummt komplett, der Saal wird dunkel.
Bechler, Jahrgang 1969, studierter Musikwissenschaftler, stammt aus dem Oberbergischen. Der Bandname ist natürlich eine Reminiszenz an Köln und den Stadtteil, den er schätzt. Seine Texte spricht er mehr, als dass er sie singt.
„Nach Diktat verreist“ (wunderbar), „Hundeherz“ (hymnisch und tröstlich) oder „Arschloch, Wichser, Hurensohn“ als letzte Worte einer Beziehung. Die Musik vereint Liedermacher-Sound und Weltraumklänge, Elektro-Beats und harte Gitarrenriffs, sie ist immer wieder und am Ende ganz ergreifend – alle wollen nur noch tanzen und träumen, träumen und tanzen.
Fazit für mich, der in Freiburg zu Gast und zufällig über ein Konzertplakat an der Bahnhaltestelle gestolpert war: Es ist was dran an „Fortuna Ehrenfeld“, was Grandioses. Ihre Kunst hat sie im Oktober des vergangenen Jahres in den Kölner Olymp getragen, in die Philharmonie. Im Oktober spielen sie im Gloria. Man sieht sich wieder, hoffentlich.