Kölner Club-Betreiber kämpfen aktuell täglich mit Hass-Attacken. Die „Das Ding“-Studentenclub-Chefin Claudia Wecker will im EXPRESS-Gespräch aufklären. Der Grund für die hasserfüllten Nachrichten sei oft Uninformiertheit.
„Irres Paralleluniversum“Kölner Club-Betreiber kämpfen mit Hass-Attacken
Köln. „Seit Tagen werden wir krass beschimpft, per Messenger und per E-Mail. Das ist erschreckend“, sagt die Kölner Chefin vom Studentenclub „Das Ding“ Claudia Wecker gegenüber EXPRESS. Auch ihre Kollegin Julia Pitz vom „Venus Celler“ am Zülpicher Platz hat gerade volle Postfächer mit Hass-Nachrichten.
Kölner Clubs: Inhaber kämpfen mit Hass-Nachrichten: „Ihr wollt doch nur Staatskohle kassieren“
„Der Tenor der Gäste in den Hass-Nachrichten ist immer der gleiche. Wir sollen gefälligst aufmachen, wir sind zu faul oder zu blöd oder beides – und hätten schlichtweg vergessen, uns um die Öffnungen zu kümmern. Am häufigsten glauben die Verfasser, dass wir es sowieso nur Staatskohle kassieren wollen“, sagt Claudia Wecker gegenüber EXPRESS.
Weckers Ansicht nach, gibt es genau zwei Gründe für die Hass-Welle, die Kölner Club-Besitzer gerade über sich ergehen lassen müssen.
Kölner Club-Betreiber kämpfen mit Unverständnis und Hass-Nachrichten
„Viele Leute sind uninformiert. Sie wissen überhaupt nicht, wie die Äußerungen von NRW-Gesundheitsminister Laumann bei Pressekonferenzen überhaupt einzuordnen sind. Wenn sie hören, dass Clubs ab einer stabilen Inzidenz von unter 10 öffnen dürfen, denken sie, dass das sofort passieren würde“, so Wecker.
Die Studentenclub-Chefin kritisiert außerdem, dass die Verfasser der Hass-Nachrichten nicht einmal über den Tellerrand hinausschauen oder wenigstens einen kurzen Blick in die Coronaschutzverordnung werfen, wo sie schnell den Grund für die geschlossenen Clubs finden würden.
Kölner Clubs: Kurzfristige Öffnungen zu heikel – Inzidenzwert zu hoch
„In der Coronaschutzverordnung steht es schwarz auf weiß. Wir dürfen erst ab einer stabilen Inzidenz von unter 10 öffnen. Für uns Club-Betreiber bedeutet das, dass wir nicht bei einem Inzidenzwert von 8,7 sofort öffnen werden. Denn das ist viel zu heikel, wenn man zwei Tage wieder über dem Wert von 10 liegt und dann schon alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt und andere Vorbereitungen getroffen hat“, so Wecker.
Aktuell sei man von diesem Inzidenzwert mit 16,7 in Köln (Stand: Dienstag, 13. Juli) sowieso weit entfernt.
Der zweite Grund für die Hass-Nachrichten sei, dass andere Bars und Lokale in Köln nicht nur bereits geöffnet hätten, sondern diverse Betreiber tagtäglich gegen Corona-Auflagen verstoßen würden, kritisiert die Club-Chefin.
Kölner Club-Chefin: „Videomaterial geben wir konsequent an Stadt und Krisenstab weiter“
„Wir leben gerade in einem Paralleluniversum. Die jungen Leute, die mir diese Hass-Nachrichten schreiben, rattern oft eine lange Liste von Läden herunter, in denen wohl schon mit Hunderten von Leuten und ohne AHA-Regeln Party gemacht wird. Wir vom Verein 'Gastro Kwartier Latäng' sind dazu mit der Stadt im Gespräch und geben Videos oder andere Beweise konsequent an den Krisenstab weiter“, so Wecker deutlich.
In einigen Fällen sei bereits reagiert worden, seien Locations geräumt und dicke Bußgelder vollstreckt worden.
Kölner Club-Chefin: „Würden gerne wieder öffnen, aber coronakonform“
„Wir erleben gerade eine irre Situation. Gute Betreiber und Veranstalter ringen mit der Politik um coronakonforme Veranstaltungen und der Rest arbeitet wie 2019. Das ist unfassbar“, so Wecker resigniert. Gemeinsam mit Julia Pitz vom „Venus Celler“ und Frederik Abels von der „Roonburg“ sei sie in enger Kooperation, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
Klar sei: „Wir würden die Clubs total gerne wieder öffnen – auch gerne vor dem 1. September. Aber unter den jetzigen Voraussetzungen ist das nicht möglich. Und wir brauchen Vorlauf, um gute Lüftungssysteme, kontaktloses Bezahlen und einen coronakonformen Aufenthalt zu ermöglichen, das ist uns wichtig.“