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Absturz ging extrem schnellKölner Obdachloser Jonathan (34) lebt jetzt in einer Box

Der Obdachlose Jonathan lächelt in die Kamera.

Jonathan ist obdachlos und wohnt in einer kleinen Holzbox. Wie konnte es dazu kommen?

Der Obdachlose Jonathan (34) lebt in Köln auf der Straße – in einer Box aus Holz. EXPRESS.de erzählt er, wie es so weit kommen konnte.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Erst Job weg, dann Wohnung weg, dann obdachlos. Für den Kölner Jonathan ging der Absturz ganz schnell.

„In einem Monat war alles weg“, erzählt der 34-Jährige im Gespräch mit EXPRESS.de. Wir treffen den gelernten Koch und späteren Lagerhelfer im Kölner Stadtteil Riehl.

Kölner Obdachloser lebt in einem Mini-Wohnwagen

Vor der Filiale der Sparkasse KölnBonn ist er fast täglich anzutreffen. Dort hat er einen Stellplatz für sein „neues“ Zuhause. Im September 2023 besorgte sich Jonathan über das Kauf- und Verkaufportal „Kleinanzeigen“ einen Mini-Wohnwagen aus Holz.

„Der hat auch eine Anhängerkupplung fürs Fahrrad“, sagt der 34-Jährige. „So bin ich mobil. Mal stehe ich hier in Riehl, manchmal im Beethovenpark in Sülz.“

In einer Gummiente sammelt Jonathan für die Renovierung seines Mini-Wohnwagens.

In einer Gummiente sammelt Jonathan für die Renovierung seines Mini-Wohnwagens.

Das Gefährt ist zwei Meter lang und einen Meter breit. „Da wohne und schlafe ich drin – bei Wind und Wetter. Im Winter, bei Regen oder auch bei Hitze im Sommer“, so Jonathan.

Wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass er alles verloren hat und jetzt auf der Straße lebt – Jonathan blickt zurück: „Vor vier Jahren war ich plötzlich meinen Job los. Zu dem Zeitpunkt habe ich als Lagerhelfer gearbeitet. Ich hatte sogar einen Führerschein für Gabelstapler gemacht. Doch mein Chef konnte mich nicht mehr bezahlen. Ohne Einkommen konnte ich dann auch nicht mehr die Miete bezahlen.“

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Eine Spirale in die Obdachlosigkeit. Er habe zudem eine fünfjährige Tochter. „Er hofft, ihr das ganze Dilemma irgendwann mal erklären zu können.“

Ohne Job und ohne Wohnung bekomme man dann in den Personalausweis den Aufkleber „Ohne festen Wohnsitz“. Damit sei man wie gebrandmarkt. Es sei verdammt schwierig, mit diesem Hinweis im Pass eine neue Arbeit zu finden. „Wer stellt schon jemanden ein, der keinen festen Wohnsitz hat?“, fragt Jonathan.

Hier lesen: Kölner Familie unter Schock – Obdachloser im Schlafzimmer

Er schimpft nicht über die Politik, ganz im Gegenteil, Jonathan strahlt so viel Positives aus: Alkohol sei keine Lösung für ihn – alleine schon wegen seiner Tochter. Was ihm einfach fehlt, sei eine richtige Meldeadresse. Dann würde das sicher auch schnell wieder mit einem Job klappen.

„Zufällig kam letztens ein Immobilienmakler hier vorbei, der hat mir Hilfe angeboten. Vielleicht klappt es ja mit einer richtigen Wohnung“, hofft Jonathan.

12.580 wohnungslose Personen in Köln

Dann könne er endlich seinen Camper verlassen, der müsse dringend renoviert werden. Unter anderem sammelt Jonathan in seiner rosa Gummiente für eine bessere Dämmung im Winter. Das sei bei Frostwetter schon ziemlich kalt in dem kleinen Ding.

Regional gesehen, befindet sich der größte Teil der wohnungslosen Personen mit 12.580 Fällen in Köln. Danach folgen mit großem Abstand Duisburg (4495), Düsseldorf (3650) und Bonn (3540). An fünfter Stelle folgt Bielefeld mit 2550 Personen. Die Zahlen hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 2022 veröffentlicht.