Ärzte gaben ihn fast aufAus Corona-Koma erwacht: Emotionale Botschaft von Kölner Musikproduzent

Reiner Hömig am 30. August 2021 im Reha-Zentrum in Köln

Hit-Produzent Reiner Hömig überlebte Corona nur knapp und äußert sich erstmals öffentlich.

Der Kölner Musik-Produzent Reiner Hömig (72) äußert sich erstmals öffentlich über sein Corona-Schicksal.

von Bastian Ebel  (bas)

Köln. Freunde und Familie haben gehofft und gebangt: Der Kölner Musik-Produzent Reiner Hömig (72) ist nach einer Corona-Infektion wieder aus dem Koma erwacht. Erstmals spricht er über sein Schicksal und empfängt EXPRESS.de in einer Kölner Reha-Klinik.

Was für ein Genuss! Als Reiner Hömig beherzt in den mitgebrachten Pflaumenkuchen beißt, schaut er aus dem Fenster in den Park. „Weißt du“, sagt er nachdenklich. „Ich bin dem Tod mehrfach von der Schippe gesprungen. Das macht demütig. Da ist ein Stück Prummetaat doch herrlich.“

Musik-Produzent Reiner Hömig in seinem Studio in Köln

So kennen ihn viele: Reiner Hömig topfit in seinem Kölner Hit-Studio, aufgenommen im Februar 2018.

Reiner Hömig, der Genuss-Mensch: Unweit seines Studios liegt die Dürener Straße, hier genoss der topfitte Musikproduzent das Leben, ging frühstücken, aß zu Mittag und arbeitete „ganz nebenbei“ noch mit Stars wie Wolfgang Petry, Jürgen Drews, Bläck Fööss, Marita Köllner und vielen anderen Musikern.

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Bis zu diesem einen Tag vor rund einem halben Jahr. „Mir ging es nicht gut, ich hatte vor vier Tagen meine erste Impfung erhalten.“ Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Hömig hatte sich mit Corona infiziert.

Die Symptome wurden nicht besser und alsbald schickte ihn ein Arzt ins Krankenhaus. „Dann muss ich sehr bald ins Koma gefallen sein. Erinnern kann ich mich daran nicht mehr“, berichtet das Musik-Genie. Dann beginnt eine Zeit, von der Hömig überhaupt nichts mehr weiß. „Ich lag zwei Monate im Koma.“ Irgendetwas in ihm muss seine Kämpfer-Natur ausgelöst haben. „Ich kann nicht sagen, was es war. Das habe ich nicht bewusst gemacht. Irgendeine Macht muss gesagt haben, dass es das noch nicht war“, so Hömig.

„Als ich wieder aufgewacht bin, wusste ich weder, wo ich war noch wer ich war.“ Hömig konnte nicht sprechen, eine Kanüle an der Luftröhre machte das unmöglich. Dann der Schock: Abermals fiel er ins Koma.

Doch auch aus diesem Koma erwachte er wieder – obwohl die Prognosen der Ärzte zwischenzeitlich nicht gut ausfielen. Hömig kämpft sich seitdem Tag für Tag zurück ins Leben. „Du musst alles neu lernen. Alles. Das ist für eine ungeduldige Person, wie ich es bin, wirklich schwer.“

Wenn noch einmal jemand behauptet, Corona sei harmlos, dem würde ich gerne mal einen Tausch anbieten.
Reiner Hömig

Aber er macht täglich Fortschritte: Mit seinem Rollator schafft er 100 Meter, im Rollstuhl wesentlich mehr. Sein ständiger Begleiter ist aktuell noch eine Sauerstoffflasche. „Die werde ich noch etwas behalten müssen. Meine Lunge ist arg in Mitleidenschaft genommen.“

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Das hält ihn nicht davon ab, in diesem Moment neben dem Pflaumenkuchen auf den Tisch zu hauen. „So, und jetzt kommen wir zu dem Thema Corona-Leugner“, sagt er entschlossen. „Wenn noch einmal jemand behauptet, die Krankheit sei harmlos, dem würde ich gerne mal einen Tausch anbieten.“

Er sagt: „Seht mich an. Seht mich richtig an, wie ich jetzt hier im Rollstuhl sitze. Ich war vorher topfit. Da müsste Beispiel genug sein, um zu zeigen, was für eine Pest diese Krankheit ist.“

Erry Stoklosa, Wolfgang Petry und Mirko Bäumer.

Sie haben Reiner Hömig schon besucht: Erry Stoklosa (l.) und Mirko Bäumer (r.) von den Bläck Fööss und Wolfgang Petry (aufgenommen 2020) sind enge Weggefährten des Produzenten.

Sein Appell geht deshalb durch Mark und Bein: „Leute, lasst euch impfen. Lasst euch nicht von irgendwelchen Menschen Mist erzählen, was dann alles passiert mit Computer-Chips und so einem Scheiß.“

Dass er sein Schicksal öffentlich macht, hat für Hömig nur diesen einen Grund: „Wenn ich nur 20 oder 30 Menschen erreiche, die sich daraufhin impfen lassen, bin ich glücklich.“

Was Glück bedeutet, davon kann der Musik-Produzent ein Lied singen. Und wenn es nur ein kleines Stück Pflaumenkuchen ist und die Hoffnung, irgendwann mit ein paar Kumpels wieder zum FC zu gehen. Dafür wird er weiter kämpfen – und für die Corona-Impfung.