Traumwohnung im RheinauhafenPolizei durchsucht Penthouse von Kölner Rockerboss
- Polizeipräsident kündigt „sehr robustes" Vorgehen gegen Banden an
- „Machtvakuum": Kripo erklärt Hintergründe der gewalttätigen Auseinandersetzungen
Köln – Die Warnung ist deutlich, die Polizeipräsident Uwe Jacob auf der Pressekonferenz am Mittwoch aussprach: „Ich bin sehr wütend, und wir werden es nicht hinnehmen, dass kriminelle Banden den Rechtsstaat mit Füßen treten und hier wie im Wilden Westen rumballern.“ Während er sprach, betraten gleichzeitig Ermittler und SEK-Beamte, ausgestattet mit einem Durchsuchungsbefehl, eine Penthouse-Wohnung in Top-Lage. Dort, wo sich Kölner den Traum vom Wohnen am Strom verwirklicht haben: Blick auf den Fluss, ein Portier im Erdgeschoss, eine Adresse als Statussymbol - im Rheinauhafen.
Hier, in einem Haus mit so manchem vermögenden Prominenten als Nachbarn, lebt die Schlüsselfigur in dem Konflikt, der die Stadt und die Behörden in Atem hält: Bandidos-Chef Aykut Ö. (31).
Der liefert sich seit zwei Jahren eine harte Fehde mit den „Hells Angels“. Es geht um „Wilderei“ in Gebieten, die die „Angels" als ihr Revier betrachten.
Aykut Ö. zeigt sich gern mit Luxus-Autos der Marken Lamborghini, Ferrari, Mercedes. „Dieser Anführer der Bandidos ist ein Geschäftsmann, der sich einer Schutztruppe bedient, die unter der Flagge der Bandidos segelt“, erklärte Klaus-Stephan Becker, Leiter Direktion Kriminalität, auf der Pressekonferenz am Mittwoch.
Die Bandidos versuchten derzeit die Macht in Köln an sich zu reißen, sagte Becker. Seit Jahren waren die Stadt und die Region Hoheitsgebiet der Hells Angels. Es gebe in Köln jedoch derzeit eine Art „Vakuum“, da die Hells Angels an Einfluss verlören. Die Zahlen des LKA bestätigen die Machtverhältnisse. Demnach stehen in NRW 287 Hells Angels 850 Bandidos entgegen.
Kölner Polizei bildet eine Sondereinheit
Polizeipräsident Uwe Jacob hat im Zuge der eskalierenden Ereignisse eine Sondereinheit gebildet, die aus erfahrenen Kommissaren besteht – Jacob war selbst Leiter des Landeskriminalamtes NRW. Er weiß, wie diese kriminellen Banden arbeiten. Und er weiß, wie man sie zerschlägt. „Wir werden ihnen ab sofort ständig auf den Füßen stehen, und dabei werden wir sehr robust vorgehen“, kündigte er an.
„Zufall, dass es bislang keine Toten gab“
Denn längst werden die Auseinandersetzungen nicht mehr einfach untereinander ausgetragen, sondern mitten in der Öffentlichkeit. Dazu werden vor allem immer öfter Schusswaffen eingesetzt. „Es ist nur Zufall, dass es bislang noch keine Toten gab,“ sagte Becker.
Wer eine Waffe trägt, soll künftig in Haft wandern
Das Tragen und Benutzen von Waffen sei so schwerwiegend, dass man ab sofort auch Rocker inhaftieren wolle, die eine Schusswaffe bei sich haben, kündigten Polizei und Staatsanwaltschaft an. So vor wenigen Tagen geschehen mit Orhan A. (28), der nach einer Schießerei in nahe Hauptbahnhof/Breslauer Platz von Zivilbeamten festgenommen worden war. Er hatte einen Revolver 357 Magnum bei sich – und sitzt seitdem in Haft.
Ausgerechnet sein ehemals bester Kamerad Aykut Ö. soll auf ihn geschossen haben, als sie bei einem Zusammentreffen im Bahnhofsviertel in Streit gerieten. Orhan A., der inzwischen ein ranghoher Hells Angel ist, wurde nicht getroffen.
Aykut Ö. ist seit dem Vorfall abgetaucht. Aus seiner Wohnung im Rheinauhafen wurde nach der Durchsuchung nichts sichergestellt, so die Polizei. Einen Haftbefehl soll es gegen den Rockerboss nicht geben. Aber die Ermittler hätten den großen Wunsch, so hieß es, sich mit ihm „zu unterhalten“...