Er erlebte Stalking-HorrorKölner Schauspieler gesteht: „Ich dachte sogar an Mord”
Köln – Sein Gesicht ist bekannt aus der TV-Serie „Unter uns”, aus „Verbotene Liebe”, ZDF „Terra X”, „Die Trovatos” oder „Die Comedy Show”. Doch Ralf Scharrer (44) ist mehr als nur Schauspieler, Buchautor oder Designer. Der Kölner ist auch Gründer der Selbsthilfegruppe „Aktiv gegen Stalking“.
Stalking in Köln: Schauspieler wurde selbst zum Opfer
EXPRESS berichtete vergangenes Wochenende über den dramatischen Stalker-Fall von Hanna (†22) aus Leverkusen, die von einem Mann ein halbes Jahr verfolgt und terrorisiert wurde – bis er ihr schließlich mit einem Messer im Hausflur auflauerte und sie mit zahlreichen Messerstichen tötete. Er wurde wegen Mordes verhaftet (hier lesen Sie mehr).
Scharrer zum EXPRESS: „Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt spielen sich häufig unfassbare Szenen von Stalking, meist aus beendeten Beziehungen heraus, ab. In meiner Selbsthilfegruppe finden sich eine Vielzahl solcher Fälle wieder.“
50 Prozent aller Fälle entwickeln sich aus beendeten Beziehungen, 75 Prozent aller Opfer und Täter kannten sich vorher und rund 40.000 Anfragen bei Suchmaschinen gibt es jährlich zum Thema Stalking. Weil viele Opfer Angst haben, den Peiniger anzuzeigen, ist die Dunkelziffer extrem hoch – man geht von 600.000 Betroffenen aus.
Stalking in Köln: Schauspieler dachte sogar an einen Mord
Ralf Scharrer selbst wurde Stalking-Opfer – und schrieb dazu den Roman „Dem Wahnsinn entkommen“. „Zu 90 Prozent erzählt das Buch meine erlebte Geschichte. Ich ging wie viele Opfer zunächst falsch mit dem Thema um. Ich kleidete mich hässlich, lallte schon morgens am Telefon, um Trunkenheit vorzutäuschen. Ich dachte an Selbstjustiz und Mord. Erst, als meine Freunde mir halfen und ich mir professionelle Hilfe holte, nahm der Horror ein Ende.“
Inzwischen trifft sich die Selbsthilfegruppe regelmäßig und tauscht sich aus. Dabei gibt es für Stalking-Opfer eine Liste, die ihnen hilft, das Problem zu beseitigen.
Stalking in Köln: Opfer sollten diese Tipps unbedingt beachten
- Sofortiger und kompletter Kontaktabbruch
- Wechsel der Rufnummer
- Kein Account in sozialen Netzwerken mehr
- Stalking-Buch mit allen Vorfällen (Uhrzeit, Zeugen) führen
- Private Unterlagen mit sensiblen Daten sicher entsorgen
- Keine letzte Aussprache (immer nur ein Vorwand)
- Das Umfeld über den Stalker informieren (Nachbarn, Freunde, Familie, Arbeitgeber)
- Auskunftssperre beim Einwohnermeldeamt
- Fachliche Hilfe und Unterstützung (Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen)
Wer Ralf Scharrer persönlich treffen möchte, kann seine beiden Lesungen besuchen: Sie finden am 01. August 2020 um 18.30 Uhr im "Mare Atlantico" in Köln und am 02.August 2020 um 19.00 Uhr im "em ahle Kohberg" in Köln statt.