Radikaler SchrittKölner (33) ließ altes Leben zurück – und erfüllt sich Erotik-Wunsch

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Der Kölner Tobias Kruppa hat sein Leben komplett umgestellt.

Köln – Tobias Kruppa (33) hatte schon mit Mitte 20 alles, was man sich von einem soliden Leben wünscht. Einen Doktortitel in theoretischer Physik, einen gut bezahlten Job in der Innovationsabteilung bei einer großen Auto-Firma und eine Frau, mit der er eine harmonische Ehe führte. „Es war ein spießiges Leben, das kann man schon so sagen“, sagt Tobias im EXPRESS-Gespräch offen.

Doch das erfüllte ihn nicht. Tobias traf eine mutige Entscheidung – er ließ sein altes Leben zurück und hörte auf sein Herz. Jetzt will er als erotischer Maler durchstarten.

Kölner Tobias Kruppa startete bei bekanntem Autobauer durch

Dass er einmal diesen Weg einschlagen würde, hätte sich Tobias noch vor ein paar Jahren nicht vorstellen können. „Ich wollte etwas Ordentliches studieren, bei einem angesehenen Arbeitgeber angestellt sein“, erzählt Tobias.

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Das klappte auch. Nach seinem Studium samt Promotion bekam der Kölner einen Job in der Innovationsabteilung bei einem bekannten Autohersteller. Ein Volltreffer. „Es hieß, dass ich alte Strukturen aufbrechen und neu denken sollte“, erzählt Tobias. „Ich habe mich damit total identifiziert und sehr viel investiert.“

Doch bald stellte sich heraus: Zwischen dem Gesagten und dem, was das Unternehmen wirklich wollte, bestand ein großer Unterschied. Tobias konnte seine Ideen nicht so umsetzen, wie er es sich vorstellte. Er wurde erst ausgebremst, war dann ausgebrannt. Tobias litt an Bore-Out, Erschöpfung durch Unterforderung.

In einem Ferienlager kam dem Kölner die Erleuchtung

In dieser Zeit lief es auch privat nicht mehr nach Plan. Obwohl Tobias ein harmonisches Eheleben führte, fehlte ihm etwas. Er trennte sich von seiner Frau. Im Job realisierte der Kölner ebenfalls, dass er etwas ändern muss. „Ich wollte mutig sein und mein Potenzial nutzen, doch das konnte ich dort nicht.“

In dieser Zeit entdeckte Tobias eine alte Fähigkeit wieder. „Ich konnte komplizierte Dinge schon immer gut visualisieren und verständlich machen – sprachlich, mit Ideen und Bildern.“ Der Kölner begann, Sinnsprüche aufzuschreiben und zu zeichnen.

Der Wendepunkt kam durch einen besonderen Urlaub. „Ich war in einem Ferienlager für Erwachsene“, erzählt Tobias. „Dort konnte man nochmal Kind sein.“ In einem Meditations-Workshop kam die Erleuchtung. „Es war wie in einer Filmszene. Ich sah mich, wie ich vor anderen ein Seminar gebe und mich mit ihnen verbinde.“

Tobias Kruppa fasste den Entschluss: Ich will Erotik-Künstler werden

In diesem Ferienlager lernte Tobias Jona kennen. Sie ermutigte ihn, im Rahmen eines Coaching-Events einen Zeichen-Workshop zu geben. Die beiden gingen zusammen den portugiesischen Jakobsweg – und aus einer Freundschaft wurde eine Beziehung.

„Wir haben sehr schnell sehr offen über sexuelle Phantasien gesprochen“, erzählt Tobias. „Ich habe mir überlegt, ob ich diese Phantasien nicht auch visualisieren kann. Meine ersten Zeichnungen habe ich auf Instagram hochgeladen und schnell viel Rückmeldung bekommen, auch von Paaren.“

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Corona schränkte gerade zu Beginn des Ausbruchs viele Arbeitnehmer und Selbstständige ein. Tobias half das Herunterfahren, seinen beruflichen Traum umzusetzen. „Ich dachte mir: Wenn ich schon nicht rausgehen kann, kann ich wenigstens in mich gehen. Es ist die Möglichkeit, alles auf null zu setzen. So, als hätte ich wieder ein komplett weißes Spielfeld. Ich habe gemerkt: Ich werde nicht Künstler, ich bin einer.“

Kölner Tobias Kruppa hat als Erotik-Maler sein Glück gefunden

Seinen Job beim Autohersteller hat Tobias gekündigt. Online verkauft er nun unter seinem Künstlernamen „lickinglion“ Kunstdrucke, Fotos und Postkarten. Und das Geschäft läuft vielversprechend an. „Ich bekomme Rückmeldung und Bestellungen aus den Niederlanden und Österreich. Aber auch aus anderen Erdteilen wie zum Beispiel Indien, den USA, Kanada und Australien.“ Bald möchte er seine Werke auch ausstellen.

„Früher habe ich immer nach externer Bestätigung gesucht“, sagt Tobias, wenn er über sein altes Leben nachdenkt. „Aber das Glück muss von innen kommen.“ Sein Glück hat er endlich gefunden.