Nach Trump-EklatKölner will 1000 Euro investieren – „bin ich jetzt ein schlechter Mensch?“

Die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall befindet sich auf dem Höhenflug. Aber kann ich die Aktie bedenkenlos kaufen?

von Matthias Trzeciak  (mt)

Das beispiellose Wortgefecht zwischen US-Präsident Donald Trump (78) und dem ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) sorgte für ein internationales Beben – und vor allem für eine weitere Kurs-Explosion an der Börse.

Auch der Kölner Dieter H. (54, Name geändert) möchte jetzt davon profitieren. „Ich habe aktuell 1000 Euro zur Verfügung – und ich könnte mir sehr gut vorstellen, das Geld in die Aktie von Rheinmetall zu investieren“, sagt H. im Gespräch mit EXPRESS.de.

Sind Rheinmetall-Aktien moralisch vertretbar?

Doch es gibt für ihn ein großes ABER ... Es geht dem 54-Jährigen um Ethik und Moral. „Bin ich jetzt ein schlechter Mensch, wenn ich mit dem Kauf der Aktie einen Rüstungskonzern unterstütze?“, fragt er sich.

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Schließlich könnten mit den Panzern Menschen getötet werden.

Der Höhenflug des Rüstungskonzerns Rheinmetall mit Sitz in Düsseldorf ist einmalig. Der Kurs klettert und klettert. Im Dax knackte Rheinmetall bereits die 1200-Euro-Marke – ein weiterer Höchststand.

In den drei Jahren Ukraine-Krieg hat sich der Wert mehr als verzehnfacht. Vor zehn Jahren war die Aktie nur etwa 45 Euro wert gewesen. Rheinmetall stellt Panzer, Militär-Lastwagen, Artillerie, Flugabwehr-Geschütze und Munition her.

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„Die Finanzmärkte messen Rheinmetall eine erhebliche Bedeutung für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas bei“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger der dpa mit Blick auf die Kursentwicklung seiner Firma.

„Die Kursexplosion ist somit zum einen Ausdruck der dramatisch veränderten Sicherheitslage in Europa.“ Gleichzeitig honoriere die Börse, dass Rheinmetall gut vorbereitet gewesen sei, um heute eine so entscheidende Rolle zu spielen. „Die Märkte trauen uns auch für die kommenden Jahre ein erhebliches Wachstumspotenzial zu.“

Und wie sieht es mit der Ethik aus? Lange wurde ein großer Bogen um Rüstungsaktien gemacht. Das hat sich geändert.

„Rüstung wird zunehmend als etwas Positives gesehen“

„Rüstung wird zunehmend als etwas Positives gesehen, einfach aus dem Grund heraus, dass man erkannt hat, dass die Verteidigung eines Hoheitsgebietes erforderlich ist oder auch die Abschreckung gegenüber möglichen Aggressionen notwendig ist“, erklärt der österreichische Finanzethiker Klaus Gabriel bereits 2023 im Gespräch mit „Tagesschau.de“.

Eine Umfrage von 2022 zeigt zudem: Vor dem russischen Angriff auf das Nachbarland fanden es rund 53 Prozent der Menschen in Deutschland moralisch verwerflich, wenn Privatanleger in Rüstungsunternehmen investieren.

An dieser ablehnenden Haltung halten nach Angaben von Verivox heute aber nur noch knapp zwei Drittel (59,7 Prozent) derjenigen fest. Jeweils etwa ein Fünftel aus dieser Gruppe hält Geldanlagen in der Rüstungsbranche demnach inzwischen für vertretbar (20,9 Prozent) oder hat Zweifel an der zuvor ablehnenden Position (19,3 Prozent).

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„In den Nachrichten hören die Menschen, dass die Ukraine zur Verteidigung dringend Waffen benötigt und auch die Bundeswehr ihre Ausrüstung modernisieren muss. Angesichts solcher Meldungen liegt es nahe, dass viele ihre ursprüngliche Ablehnung von Investitionen in die Rüstungsbranche mittlerweile überdenken“, ordnete Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier die Umfrageergebnisse damals ein.

Rüstungsaktien ja oder nein? Die Frage ist aus moralischer Sicht also nicht leicht zu beantworten. Wie sich der Kölner Dieter H. entschieden hat? Er will nochmal eine Nacht darüber schlafen. (mit dpa)