Die Kölnerin Geli Siede hat auf Mallorca eine FC-Kneipe eröffnet. EXPRESS.de war zu Besuch bei ihr.
Kölsch-Kneipe auf MalleKölnerin Geli (48) lebt Auswanderer-Traum – „Zweites Wohnzimmer der FC-Fans“

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Auswanderin Geli Siede aus Köln betreibt in Paguera die FC-Kneipe „Gelis Eck“. Für jedes Tor des 1. FC Köln spendiert die Wirtin einen roten Shot.
Wenn der FC aufs Feld läuft, ist nicht nur im RheinEnergie-Stadion Party angesagt. Auch auf Mallorca können die Fans mitfiebern und sich ganz wie zu Hause in ihrer FC-Kneipe fühlen.
Denn Geli Siede (48) hat sich in Paguera, dem zweiten Wohnzimmer vieler Kölner Mallorca-Fans, ihren Auswanderer-Traum erfüllt – und eine Fußballkneipe eröffnet. Und der 1. FC Köln zieht immer!
Kölnerin Geli betreibt FC-Kneipe auf Mallorca
Irre! Der Kölner Dom leuchtet gülden in der Ecke, FC-Spardosen zieren die Regale, Kölschgläser, Wimpel und Karnevalsorden die Wände. Zig Fußballschals sind an der Decke von „Gelis Eck“ angebracht, die meisten vom 1. FC Köln.
Aber auch Fans vom FC Pesch haben sich hier mit einem Schal verewigt, selbst das Mitbringsel von Bayern-Fans fand ebenso ein Plätzchen wie ein Trikot von den Haien. „Bisher habe ich nur einen einzigen Schal abgelehnt“, schmunzelt die Ex-Kölnerin. „Leverkusen – Pillenverein Beleidigungen kommen mir nicht ins Haus.“
Ansonsten seien alle Devotionalien Geschenke von Stammgästen. Wie zum Beispiel der Prinzenorden von Jens und Claudia aus Velbert, den Gäste auf dem Weg zum Klo bewundern können.
Vier große Fernseher, auch in der Loggia, sorgen dafür, dass Mallorca-Urlauberinnen und -Urlauber mitfiebern können, wenn ihre Kicker im Stadion auflaufen. Und wenn der FC dann wirklich ein Tor schießt, geht die Wirtin mit einem Tablett voller roter Shots herum.
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„Dann gibt es Sex on the Beach aufs Haus“, lacht die Auswanderin, die den Schritt nie bereut hat, ebenso wie Ehemann Dieter (49) und Sohn Jamie (16), der an der Theke schon professionell Kölsch zapft. „Ich besuche gerne mal Freunde und Familie in Köln“, sagt Jamie. „Aber zurückziehen? Nö, das kann ich mir nicht vorstellen.“
Seinen Eltern geht es genauso. „Wenn es in Köln mal drei, vier Tage regnet, haben die Menschen tagelang schlechte Laune“, sagt sie. „Wenn es hier regnet, freuen sich alle, dass sie nicht gießen müssen und sagen, das ist gleich vorbei, dann scheint die Sonne wieder.“
Ihr mache es einfach Spaß, nur mit gut gelaunten Menschen zu tun zu haben, erklärt sie lachend. Schon vor 20 Jahren hatte Geli Siede den Wunsch gehabt, Köln den Rücken zu kehren, wollte mit ihrem damaligen Partner nach Cala Rajada auswandern. Doch der Freund „löste sich in Luft auf“. Der Traum blieb, wenn sie im Ossendorfer Medienzentrum im Frühstücksservice die Brote schmierte und sich nach Meer und Sand sehnte.
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Erst 2017 kam sie mit ihrem späteren Partner Dieter wieder nach Mallorca die beiden genossen als Urlauber das Strandleben in Cala Major, das türkisblaue Meer, die freundliche Bewirtung.
2018 ging es wieder auf die Insel. Dieter kam mit einem Tour-Guide ins Gespräch, ließ sich die Nummer von dessen Chef geben und war sofort Feuer und Flamme: „Geli, nächstes Jahr ziehen wir nach Mallorca.“ Eine spontane Schnapsidee? Von wegen. Sie setzten den Plan in die Tat um. Dieter arbeitete im Trike-Shop, Geli drei Jahre in einer Bar. „Aber wegen Jamie wollte ich dann nicht mehr nachts arbeiten, habe dann zwei Jahre in einem Bistro gekellnert, aber immer mal wieder auf eine App geschaut, ob nicht doch mal ein interessantes Ladenlokal leer stehen würde.“
Vergangenes Jahr war es so weit. Ein kleines Lokal, wenige Meter vom Bulevar Paguera, stand leer. Und die Siedes machten Nägel mit Köpfen. Eine Sportsbar sollte es werden, kein Schicki-Micki. „Bei mir gibt es heimische Küche“, sagt Geli, „die Frikadellchen, Nudel- und Kartoffelsalat sind selbst gemacht, nur die Bockwürste kaufe ich.“
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Und weil viele Gäste keine Lust auf die Trash-Shirts haben, die zuhauf am Bulevar angeboten werden, hat sie gleich Taschen, Shirts und Co. mit dem Aufdruck „Gelis Eck“ entworfen. Ein Konzept, das offensichtlich Anklang findet. „Wir kommen gut über die Runden“, sagt sie stolz. „Und da wir für gewöhnlich, wenn nicht gerade Fußball läuft, erst um 19 Uhr öffnen, bleibt neben dem Einkauf immer noch Zeit, um die Insel zu genießen.“
Welche Monate die größten Durststrecken seien? Gelis Antwort überrascht: „Die Sommerferien. Da kommen meist nur Familien mit Kindern. Wenn du da einen teuren Pauschalurlaub buchst, dann gehst du abends nicht mehr raus. Das spüren wir schon.“ Absolutes Highlight sei 2024, im Jahr der Eröffnung, der September gewesen.
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Das Einzige, was Geli bedauert: „Im Gegensatz zu meinem Sohn und meinem Mann spreche ich immer noch nicht Spanisch, obwohl ich ein Jahr lang einen Kurs besucht habe, aber da ging es nur um Grammatik. Hier ist es ja auch so: Wenn du in eine Bar gehst, hören die Kellner am Ola, dass du nicht von hier kommst und fragen auf Deutsch: Was möchtest du trinken?“
Apropos trinken: Zwei Rheinländer ordern das nächste Reissdorf, das Interview mit EXPRESS.de ist beendet. „Von nix kommt nix, Schätzelein“, sagt Geli lachend. „Wer als Auswanderer davon träumt, hier auf der faulen Haut zu liegen, hat auf Mallorca nichts verloren.“