Ist das eine Krankheit?Kölnerin (55): „Wenn er zubeißt, flippe ich aus“

Wer an Misophonie leidet, hat ein Problem mit Geräuschen – so wie Petra S. (55, Name geändert) aus Köln.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Petra S. (55, Name geändert) aus Köln leidet seit Jahren an Misophonie!

„Wenn er zubeißt, flippe ich aus“, erzählt die 55-Jährige im Gespräch mit EXPRESS.de. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht preisgeben. „Ich finde das schon etwas peinlich. Ist das denn eine Krankheit?“, fragt sich Petra.

Petra S. leidet an Misophonie – eine anerkannte Krankheit ist das nicht

Für Personen, die an Misophonie leiden, sind bestimmte Geräusche unerträglich. „Ich habe ein Problem, wenn Menschen in meiner direkten Umgebung in einen Apfel essen“, gesteht die 55-Jährige. „Besonders der erste Biss mit dem knackenden Geräusch ist für mich fast unerträglich. Da bekomme ich Gänsehaut.“

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Petra S. schildert zudem eine besonders unangenehme Situation mit ihrem Ehemann. „Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, holt er gerne mal einen Apfel raus – so als Snack für zwischendurch, gar nicht böse gemeint. Wenn er zubeißt, flippe ich aus. Ich kann dann ja nicht einfach weglaufen.“ Aber sie versichert: „Er macht das nicht, um mich zu ärgern, er denkt dann nur nicht dran.“

Das negative Gefühl sei nur eine Momentaufnahme. Nach dem Biss sei dann alles wieder in Ordnung. „Trotzdem ist dieser kurze Moment sehr, sehr unangenehm“, erzählt Petra.


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Die Universität Bielefeld, die in dem Bereich forscht, erklärt dazu: „Bei der Misophonie handelt es sich um ein Beschwerdebild, das den ‚Hass auf Geräusche‘ beschreibt. Charakteristisch für Misophonie ist, dass Betroffene vor allem Essgeräusche oder andere von Menschen selbst verursachte Geräusche, wie beispielsweise Räuspern oder Schniefen, als unerträglich empfinden. Die Liste der als belastend wahrgenommenen Geräusche kann individuell variieren und sehr lang sein. Die Geräusche lösen starke negative Reaktionen, wie z.B. starke Anspannung, Ekel, Ärger oder Wut aus.“

Welche Spezialkliniken es in Köln gibt – siehe Video oben.

Misophonie selbst wird noch nicht lange erforscht und ist bislang keine anerkannte Erkrankung, sie kann das Leben von Betroffenen aber stark einschränken. In besonders krassen Fällen versuchen sie, bestimmte Alltagssituationen zu umgehen, das gemeinsame Essen mit anderen zum Beispiel. Als Folgeerscheinungen können soziale Ängste oder auch Depressionen entstehen oder verstärkt werden.