„Es liegt uns im Blut"Kölns Top-Karnevalist kämpft gegen Corona – mit genialer Idee

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Dr. Joachim Wüst, einer der bekanntesten Karnevalisten Kölns.

Köln – „Nur zesamme sin mer Fastelovend” lautet das Motto der Kölner Karnevalssession 2021. Jetzt hat Festkomitee-Vizepräsident und Präsident der Großen Kölner Dr. Joachim Wüst dieses „Zesamme“ auch zum Motto im Kampf gegen Corona gemacht – und mit zahlreichen Mitstreitern als Justiziar einen ehrenamtlichen Verein gegründet, der Leben retten soll: die „Initiative Immunspender“. Die Idee ist genial.

Der langjährige, prominente Moderator der ARD-Fernsehsitzung: „Uns Karnevalisten liegt es ja im wahrsten Sinne des Wortes im Blut, für eine gute Sache ehrenamtlich tätig zu sein. Und da passt dieses Engagement natürlich ganz besonders. Corona ist ja derzeit das wichtigste Thema für alle.“

Coronavirus in Köln: Die Initiative Immunspender will helfen

Darum geht es: Im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wird bei schweren Krankheitsverläufen Blutplasma von genesenen COVID-19-Patienten eingesetzt. Dafür werden Blutplasmaspender gesucht, die ihre Erkrankung überstanden und schützende Antikörper gebildet haben.

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Diese sollten ein Schreiben des Gesundheitsamtes oder einen Befund mit positivem Virusergebnis aus einem Untersuchungslabor besitzen. Ihre Antikörper könnten dann im Blut der Patienten die Viren bekämpfen.

Die Herausforderung: Es gibt bundesweit noch keine zentrale Meldestelle für potenzielle Spender. Viele Kliniken und Zentren in Deutschland suchen auf eigene Faust. Zudem werden genesene Patienten aus Datenschutzgründen nicht erfasst.

Sie dürfen auch von den Gesundheitsämtern nicht angeschrieben werden, ob sie Blutplasma spenden wollen.

Im Klartext: Auf der einen Seite suchen Ärzte und Patienten händeringend nach Blutplasma, auf der anderen Seite sind zigtausende potenzielle Spender da, die sie spenden könnten, die aber niemand erreicht. Diesen Missstand will die „Initiative Immunspender“ aus Köln-Sürth jetzt ändern.

„In Deutschland gibt es ja rund 100.000 Genesene“, so Wüst. „Das ist ein Potenzial, das man heben muss. Wer weiß, wann es eine Impfung gibt. Es könnte aber eine zweite Corona-Welle kommen. Und da könnten ausreichend Immunspenden helfen.“

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Beutel mit Blutplasma. Mit Hilfe der Antikörper soll schwerkranken Covid-19-Patienten geholfen werden.

Bereits 1000 potenzielle Spender aus ganz Deutschland haben sich in Köln bei der Initiative Immunspender registriert.

„Wir telefonieren mit den Interessenten, klären sie über alle wichtigen Fragen auf und vermitteln sie dann bei Eignung an die nächst gelegene Stelle, wo sie Plasma spenden können und vereinbaren dort einen Termin“, sagt Thomas Mosbach, erster Vorsitzender des Vereins.

„Im Spendezentrum wird dann der Prozess gestartet, das Verfahren ist viel schonender als eine normale Blutspende."

Mosbach kam auf die Idee aus Sorge um seine gefährdeten Eltern. „Wenn wir genug Immunspender gewinnen, können damit besonders gefährdete Menschen wie Ärzte, Pfleger oder alte und vorerkrankte Menschen vor einer Infektion geschützt werden. Jede Spende kann Leben retten oder andere schützen.“

Coronavirus: Kölner Initiative Immunspender bundesweit aktiv

Das Ziel der bundesweiten Initiative: Mit Forschungseinrichtungen aus dem Plasma der Patienten ein einheitliches Präparat herstellen zu lassen, quasi einen Impfstoff gegen Corona. Finanzieren will sich der neue Verein über Geldspenden von Privatleuten oder Unternehmen sowie über Finanzspritzen von Behörden. Und vielleicht wird auch im Karneval gesammelt, wenn er denn am 11.11. wieder startet.

„Da sich fast jede Woche eine neue Lage ergibt, kann niemand sagen, was im Winter passiert", meint Wüst. „Ich sage immer: Erst mal abwarten, aber sich solange, so gut es geht, vor Corona schützen. Ich tue das, denn ich bin ja auch schon 60 Jahre alt und gehöre zur Risikogruppe.“