Übertrieben oder gerechtfertigt?Verstärkte Kontrollen in Kölner Veedel – Polizei durchsucht Kinder

Polizisten durchsuchen drei Kinder von Kopf bis Fuß im Mülheimer Stadtpark.

Polizisten durchsuchen drei Kinder von Kopf bis Fuß im Mülheimer Stadtpark, die sich eigentlich nur den Streifenwagen anschauen wollten.

In Köln-Mülheim sind die Schwerpunktkontrollen an verschiedenen Hotspots angelaufen. Nun sind Fotos von einer Durchsuchung bei Kindern aufgetaucht – geht die Kölner Polizei damit zu weit?

von Oliver Meyer  (mey)

Es ist ein Bild, das einige Fragen bei den derzeit stattfindenden Schwerpunktkontrollen der Kölner Polizei am Wiener Platz und im Mülheimer Stadtgarten aufwirft.

Polizisten haben sich drei Kinder vorgenommen, kontrollieren ihre Personalien und durchsuchen sie von Kopf bis Fuß. Der Auftrag der Beamten lautet: Kriminalitätsbekämpfung.

Schwerpunktkontrollen in Köln: Polizei durchsucht Kinder

Aufgrund mehrerer Aggressionsdelikte, teilweise mit Messern in der Starktrinker-Szene am Wiener Platz ausgeführt, sowie dem organisierten Drogenhandel, wollten Polizei und Stadt dort Präsenz zeigen.

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Kritiker behaupten: Man will vor allem die Obdachlosen dort vertreiben, die zur Straßenkulturszene gehören. Und sie stellen die Frage, ob die Polizei beim Einsatz gegen Personen, die dort gerade die Örtlichkeiten passieren, nicht überzogen haben.

Hier geht es zu unserer Umfrage:

Augenzeuginnen und Augenzeugen beobachteten, wie drei Kinder am ersten Tag der Kontrollen am vergangenen Donnerstag (17. August 2023) auf den im Mülheimer Stadtgarten abgestellten VW-Bulli der Polizei neugierig zuschlenderten.

Was dann passierte, dürfte mit Kriminalitätsbekämpfung und dem Wunsch, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu erhöhen, wenig zu tun haben. Denn drei Polizisten in dunkelblauen Einsatzanzügen hielten die Kinder an. Anschließend wurden sie einer kompletten polizeilichen Kontrolle unterzogen.

Streetworker entsetzt nach Maßnahme – Statement der Polizei bleibt vorerst aus

Der erfahrene und bekannte Kölner Streetworker Franco Clemens erlebte die Maßnahme aus ein paar Metern Entfernung mit. Er zeigte sich entsetzt über den Vorfall und warnt eindringlich.

„Diese Aktion war völlig überzogen und ohne jedes Fingerspitzengefühl der eingesetzten Beamten. Was denken die denn, was die Kinder beim nächsten Aufeinandertreffen mit der Polizei machen? Freundlich winken? Nein, sie werden Angst haben und abhauen. Sie haben sofort die Polizei als Feindbild abgespeichert. Und überhaupt: Mir ist nicht bekannt, dass die Kinderkriminalität im Stadtgarten irgendwie ein Problem wäre“, sagt Clemens.

EXPRESS.de fragte bei der Polizei nach, wie man dort den Einsatz allgemein sowie gegen die Kinder bewertet, ob es einen Anstieg von Kinderkriminalität im Bereich des Stadtgartens gäbe. Polizeisprecher Christoph Gilles teilte am Montagnachmittag mit: „Aufgrund der Komplexität des Sachverhalts werden wir uns erst am Dienstag dazu äußern können.“