Für Oliver Zaude ist es ein Herzensprojekt: Der Eisenbahn-Fan will den letzten erhaltenen Triebwagen der KBE (Köln-Bonner Eisenbahnen AG) zurück auf die Schienen bringen.
Vor 39 Jahren eingestelltLängst vergessene Kölner Bahn – Comeback geplant
Da, wo das Schätzchen steht, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Im 1914 erbauten ehemaligen Betriebswerk Nippes der Deutschen Bahn mit seinen Lokomotivhallen und Arbeitsgruben springen dem Gast von EXPRESS.de die Farben ins Auge, die viele in der Köln/Bonner Region aus der Vergangenheit kennen: Hell-Elfenbein und Karminrot - die Farbkombination der Köln-Bonner Eisenbahnen AG (KBE).
Vor 39 Jahren wurde die letzte Linie eingestellt. Aber es soll ein Wiedersehen auf der Schiene geben! Der neue Lack ist schon drauf...
Letzte Fahrt vor Jahrzehnten: Kölner Denkmalzug soll zurück auf Schiene
Der Mann, der das Comeback der historischen Bahn als Nostalgiezug plant, scheut keine Mühen und will möglichst perfekt sein. „Lackiert hat den Zug die Firma Talbot in Aachen“, erzählt Oliver Zaude (55). Der Eisenbahn-Enthusiast werkelt in seiner Freizeit schon seit 1994 am letzten erhaltenen Triebwagen der KBE, die auch als Rheinuferbahn bekannt war – die verkehrte zwischen der Hohenzollernbrücke, weiter über die Haltestellen Ubierring, Rodenkirchen, Wesseling bis zum anderen Endbahnhof Bonn.
Das Gefährt Baujahr 1956 gehört zum Bestand des Rheinischen Industriebahnmuseums, das in den Nippeser Werkshallen beheimatet ist – wegen Baufälligkeit erlaubt die Deutsche Bahn allerdings keine Besuchertage mehr.
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Jüngst erworbene Fördergelder vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales und Bau (für „verkehrshistorische Kulturgüter“) haben das KBE-Projekt noch mal befeuert. „Der teuerste Part war die Instandsetzung der Drehgestelle“, erzählt Zaude. Man sei in Gesprächen mit der HGK (Häfen und Güterverkehr Köln) über die weiteren erforderlichen Schritte, um schließlich durch die Hauptuntersuchung zu kommen. Ziel ist es, die Zulassung für den eigenständigen Passagierverkehr (außerhalb der Stadtstrecken) zu erhalten.
Bis dahin darf der Denkmalzug, der auf beiden Seiten einen Fahrerstand hat, nur geschleppt werden, wie etwa zu den Spezialisten der Schienenfahrzeugbaufirma in Aachen – dort aber wurde dann der Stromabnehmer des „ET 57“ ausgefahren: „Die Firma hat dort 300 Meter lange Probegleise. Auf denen sind wir 20 Kilometer hin- und hergefahren“, erzählt Zaude.
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Stolz ist der Eisenbahnfan mit seinen Mitstreitern auf viele originalgetreue Restaurierungen. Bitter war es, als Vandalen, die in die Hallen eingebrochen waren und vor einigen Jahren den ziehharmonikaförmigen Faltenbalg in der Mitte des Doppeltriebwagens zerschnitten – die Herstellerfirma aus Kassel spendierte Ersatz.
Eine Anekdote des Zug-Restaurators Zaude spielt auf einem Bauernhof in Österreich. Dort hatte er noch „einen halben Wagen“ entdeckt, den der Bauer als kuriosen Unterstand auf einer Wiese platziert hatte – „da sind wir dann hin und haben Ersatzteile ausgebaut“.
Hintergrund war, dass einige in Köln ausgemusterte Züge an die Verkehrsbetriebe im österreichischen Linz verkauft worden waren, bis sie auch dort ausrangiert wurden.
Die KBE AG betrieb die Rheinuferbahn zwischen 1906 und 1978 (wurde ersetzt durch die KVB/SWB-Linie 16) und zwischen 1898 und 1986 die „Vorgebirgsbahn“ zwischen dem Barbarossaplatz in Köln (mit eigenem Empfangsgebäude), Hürth, Brühl und Bonn (heutige KVB/SWB-Linie 18). Bis 1975 gab es sogar Erste-Klasse-Abteile mit Veloursitzen und Kopfstützen.