Kurz vor seinem 97. Geburtstag am 5. September nimmt Ludwig Sebus klar Stellung zur Ehrenbürgerschaft in Köln.
„Ich würde mich schämen“Klare Ansage: Ludwig Sebus will Kölns höchste Auszeichnung nicht
Kölner Urgestein. Mahner. Zeitzeuge. Humorist. Vorbild. Helfer. Es gibt viele Attribute, die auf Ludwig Sebus passen. Wenn es aber noch eines Beweises für die Demut dieses Mannes bedarf, dann seine Äußerungen im EXPRESS.de-Gespräch kurz vor seinem 97. Geburtstag (am 5. September).
Viele Ehrungen hat der Sänger schon in seinem Leben bekommen. Und auf die Frage, ob das eine Last sein kann, antwortet er: „Ich möchte nicht sagen, dass es eine Last ist. Aber bei jeder Ehrung hast du auch das Gefühl, den Anlass, warum du geehrt wirst, auch verkörpern zu müssen. Je nachdem, wofür du geehrt wirst, kann das schon mal eine Bürde werden. Es ist nicht so, dass das immer leicht ist.“
Köln: Ludwig Sebus will kein Ehrenbürger werden
Deshalb schließt Sebus, der sich unter anderem für Seniorinnen und Senioren stark macht und mit dem Ludwig-Sebus-Fanclub zahlreiche karitative Projekte unterstützt, auch eine besondere Ehrung aus: Unter anderem hatten sich Alt-OB Fritz Schramma und Opernintendantin Birgit Meyer dafür ausgesprochen, Ludwig Sebus zum Ehrenbürger zu machen.
Eine tolle Idee für einen verdienten Kölner. Sebus bedankt sich auch dafür, sagt aber klipp und klar: „Ganz ehrlich: Ich möchte diesen Titel überhaupt nicht haben. Der Titel ist mit der Unfehlbarkeit eines Menschen verbunden. Mir fehlt die.“
Er habe noch nie eine Ehrung abgelehnt, aber Ehrenbürger in Köln sei ihm zu hoch: „Ich fühle mich in dieser Weise nicht würdig genug. Ich kenne so viele Kölsche, die so im stillen Selbstverständnis anderen helfen, die sich aufopfern. Ich würde mich schämen, da als Vorbild zu gelten.“
Dass er aber für viele Menschen ein Vorbild ist, tut er mit einer Handbewegung ab. „Ich kann in gewissem Maße den Menschen mitteilen, dass man optimistisch durch die Welt laufen sollte. Gerne schenke ich anderen Menschen Lebensfreude. Das war es dann aber auch. Ich habe persönlich nicht das Empfinden, diesen Titel für Köln zu tragen. Dafür habe ich nicht genug vorzuweisen. “
Denn Sebus selbst will nicht als „Heiliger“ durch sein Köln laufen. „Wenn du diese Ehre annimmst, stehst du auf einem Altar und alle wollen dir eine Kerze anzünden. Ich bin doch kein Heiliger.“
Köln: Sebus schlägt Pfarrer Meurer als Ehrenbürger vor
Eintrag ins Goldene Buch, Bundesverdienstkreuz – alle diese Auszeichnungen habe er gerne angenommen. „Aber ich trage die Nadel nicht. Nur um anderen zu zeigen, dass sie die Auszeichnung nicht haben. Nein, das möchte ich nicht.“
Vielmehr sei es wichtig, im Hintergrund zu arbeiten. „Da kann man viel mehr tun. Es gibt so viele Menschen, die jeden Tag im Hintergrund arbeiten.“ Sebus nennt ein Beispiel: „Schaut euch mal den Pfarrer Franz Meurer an: Der ist Tag und Nacht für andere Menschen im Einsatz. So jemand hat es verdient, ich ganz bestimmt nicht.“