Marlon RademacherKölner Sterne-Koch: „Was mich an Gästen richtig ankotzt...“
Köln – An Ostersonntag (4. April) schuftet Marlon Rademacher (26) wieder und kredenzt 260 vorbestellte Menus zur Abholung in seinem „La Cuisine“ in Köln-Dellbrück. Aber wer ist der junge Koch, der seit Neuestem einen Michelin-Stern an seiner Eingangstüre hängen hat? Im EXPRESS-Gespräch gewährt er Einblicke in das Seelenleben eines „positiv Verrückten“.
- Marlon Rademacher erkocht Michelin-Stern
- La Cuisine in Dellbrück ist Sterne-Restaurant
- Junger Koch über Gäste und Job
Wer Marlon Rademacher in seinem Restaurant in Dellbrück trifft, hat neben Gaumenfreuden auf dem Teller auch eine ganze Portion Selbstbewusstsein gegenüber sitzen. Anders ist es wohl auch nicht machbar, sich mit 26 Jahren in die Champions League zu kochen und seit diesem Jahr einen Michelin-Stern auf der Eingangstüre zu haben.
„Ich war schon immer neugierig, wollte viel lernen“, sagt Marlon und berichtet über seinen Werdegang. Gemeinsam mit Papa Bernd teilte er schon als Kind die Liebe zum Kochen. Als er dann auf der Gesamtschule Holweide über die Zukunft nachdachte, kam ihm die Idee. „Koch wäre etwas für mich.“
Aber nicht irgendein Koch. „Wenn, dann möchte ich auch ganz oben mitkochen“, so die Marschrichtung. Gesagt, getan: Rademacher lernte im „Hotel zur Post“ in Odenthal und nahm sich für andere Praktika extra Urlaub. Mal schaute er im Waldhotel Sonnora im Alter von zarten 20 Jahren vorbei, dann wieder arbeitete er knapp ein Jahr auf Mallorca.
Köln: La Cuisine hat einen Michelin-Stern
Bis er vor knapp drei Jahren in Dellbrück die Chance bekam, das ehemalige Knippschild zu übernehmen. „Das war wie nach Hause kommen. Hier haben wir schon früher mit der Oma Geburtstage gefeiert“, erinnert er sich.
Doch vom Koch zum eigenen Restaurant ist es ein gewagter Schritt – und die ganze Familie half mit. Ob Buchhaltung, Einkauf oder Einrichtung – alle Rademachers packten fleißig mit an und verwandelten – mit Marlon an der Spitze – das ehemalige Knippschild in das „La Cuisine“ und in einen Gourmet-Tempel.
„So 17 Stunden am Tag arbeite ich dafür. Da gibt es wenig nebenher“, so der Sterne-Koch. „Denn ich kann schlecht abgeben, bin total penibel. Ich glaube, ich könnte auch nicht in Urlaub fahren und das Geschäft jemandem überlassen. Dann würde ich schließen in der Zeit.“
Der neue Stern von Dellbrück ist ein Perfektionist, durch seine Zeit auf Mallorca liegt ihm das Zubereiten von Fisch sehr am Herzen. „Wenn du neu im Geschäft bist, liefern sie dir manchmal echt schlechte Ware. Das macht mich wahnsinnig. Doch jetzt bekomme ich den Fisch vom besten Händler direkt aus Paris.“
Einst war Marlon Mittelstürmer bei Viktoria Köln und ebenso forsch geht er es im Restaurant an. Da stehen die Gäste natürlich an oberster Stelle. „Mir ist es wichtig, mit ihnen in Kontakt zu sein. Deshalb komme ich öfter aus der Küche und plaudere eine Runde mit ihnen.“
Köln: Marlon Rademacher ist Top-Koch
Schnell musste Marlon feststellen: „Die Mehrheit ist super nett. Aber gewisse Dinge finde ich einfach zum Kotzen.“Da macht der Top-Koch aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Man soll ja hierhin kommen, um Freude zu haben. Aber manchmal kommen die Menschen mit einem Gesicht herein, als ob sie auf eine Beerdigung kommen. Das finde ich echt schlimm.“
Deshalb will er demnächst neben den Michelin-Stern an den Eingang ein weiteres Schild nach dem Motto „Bitte lächeln“ oder „Nur freundliche Gäste“ hängen. Oder die Gäste lassen sich einfach anstecken: Von der positiven und erfrischenden Art des neuen Sterns am Kölner Gastro-Himmel.