1989 fiel die Mauer. Im Anschluss reisten viele DDR-Bewohner und -Bewohnerinnen nach Köln. EXPRESS.de erinnert sich.
1989 fiel die MauerZwölf Stunden mit dem Trabbi nach Köln – „Toll, diese herrlichen Kneipen“
Als am 9. November 1989 in Berlin die Mauer fiel, wurde Geschichte geschrieben. Nur wenige Tage danach machten sich mehrere DDR-Bewohner und Bewohnerinnen auf den Weg nach Köln.
Am 14. November 1989 hieß die Schlagzeile in der EXPRESS-Ausgabe: „Verwandte, Dom und dann ein Kölsch!“
100 D-Mark „Einkaufszulage“ gab es in Köln
Einen Tag vorher, am Montag, waren 170 Besucher und Besucherinnen aus der DDR im Bezirksamt Innenstadt erschienen, um sich ihr Begrüßungsgeld abzuholen. 100 D-Mark „Einkaufszulage“ hieß es damals offiziell.
Viele waren mit dem Trabbi gekommen – die tuckerten dann durch die Kölner City und waren ein absoluter Hingucker.
Das Programm der meisten Gäste ähnelte sich verblüffend: Erst zu den Verwandten, dann zum Kölner Dom und schließlich ein Kölsch.
So machten es auch Ralf (damals 23) und Kerstin (damals 18) aus Thüringen. Sie kamen mit ihrem Cousin Mike (23) und wohnten bei ihrer Tante.
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Seit Samstag hatten sie kaum geschlafen: „Toll, diese Computer, Videos und herrlichen Kneipen!“ Zwölf Stunden waren sie unterwegs, am Dienstag ging es mit dem Trabbi zurück. Die drei mussten ihre „Betriebskneipe“ in Themar wieder öffnen.
Auch Stephan kam 1989 nur zu Besuch nach Köln. „Ich wollte einmal den Dom sehen.“ Von dem hatte seine Tante immer erzählt. Keine Schlange war dem damals 28-Jährigen dafür zu lang. „Stunden musste ich auf mein Visum warten.“ Seine beiden Kinder waren ebenfalls begeistert von Köln: „So viel Spielzeug hatten sie noch nie gesehen.“
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Für die meisten war es nur ein Ausflug an den Rhein. „Notunterkünfte brauchen wir deshalb nur für die Flüchtlinge, die über Polen gekommen sind“, erklärte der damalige Kölner Sozialamtsleiter.
Für Claudia und Christine, die Ende September über Polen in den Westen eingereist waren, gab es trotz der jüngsten Entwicklungen kein Zurück. „Sicher, es ist schön zu wissen, dass wir jetzt unsere Verwandten und Freunde sowie Freundinnen in der DDR besuchen dürfen. Aber leben wollen wir im Westen.“ (red)