„Lust auf Freizeitparks vergangen”Heftige Corona-Kritik an Brühler Phantasialand
Brühl/Köln – Die „perfekte Auszeit vom Alltag” – so beschrieb sich das Phantasialand in der letzten Woche selbst, als der Brühler Freizeitpark bekanntgab, die dreiwöchige Winterpause 2020 zu streichen und bis zum 24. Januar 2021 durchgehend geöffnet zu bleiben. Gerade in der Corona-Zeiten sollen die Gäste gedanklich weg kommen vom stressigen Alltag, aktuell umso mehr.
Phantasialand: Kritik von Besuchern am Corona-Konzept
Ein ehrbarer Ansatz, den auch viele Gäste gerne annehmen. Doch ein Tag ohne Gedanken an Corona? Das ist aktuell auch im Phantasialand unmöglich. Maskenpflicht, Abstandsregeln, Hygiene, Beschränkungen – der Park hat mit den Behörden in Brühl einen ausgefeilten Corona-Plan ausgearbeitet; dafür sogar erst am 29. Mai geöffnet, obwohl es am 11. Mai bereits möglich gewesen wäre.
Doch das Konzept bzw. vor allem dessen (mangelnde?) Einhaltung steht an vielen Stellen in der Kritik. Der Park wirkt, trotz der eingeschränkten Gäste-Kapazität, voll; zahlreiche Gäste kritisieren das Verhalten von „Unbelehrbaren”, aber auch den Park wegen mangelnder Kontrollen.
Phantasialand: Leser wendet sich nach Parkbesuch an den EXPRESS
Mit einem persönlichen Schreiben hat sich EXPRESS-Leser Patrick O. an die Redaktion gewandt und dabei ein dramatisches Bild gezeichnet. Der Kölner war am Sonntag (19. Juli) mit drei Freunden im Phantasialand, zog am Abend jedoch ein trauriges Fazit.
„Zum Schluss waren wir einfach nur noch genervt und zutiefst enttäuscht, dass ein Park dieser Größe, der über die deutschen Grenzen hinaus bekannt ist und so viel Begeisterung auslöst, es nicht schafft, ein vernünftiges Konzept wirksam durchzusetzen”, sagt O., der ergänzt. „Augenscheinlich existiert das Hygienekonzept nur auf dem Papier und das ist bekanntlich geduldig.”
Phantasialand in Brühl: Mangelnde Kontrolle im Freizeitpark?
Besonders alarmierend aus seiner Sicht: Abstände sollen von zahlreichen Menschen ignoriert, eben aber auch nicht kontrolliert worden sein. Parkplatz, Eingang, Wartebereiche – überall hatten sich Menschenmengen gebildet. Auch vom Park angebrachte Bodenmarkierungen hätten wenig bis gar nicht geholfen. Und: „Die wenigen Mitarbeiter haben nicht auf die Regeln hingewiesen und auf deren Einhaltung gepocht”, sagt O..
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Kritik am Phantasialand ist in diesen Tagen kein Einzelfall. Das bestätigt Sprecherin Christina Herrmann gegenüber EXPRESS: „Wir haben Feedback verschiedenster Art bekommen. Viele Menschen berichten von den guten Erfahrungen und geben Lob ab für das Konzept, andere haben einen negativen Eindruck.”
Kritik am Phantasialand auch in den sozialen Netzwerken
Auch auf Social Media gibt es Kritik. War es zunächst vor allem die Öffnung des Parks mit Maskenpflicht, die für Frust bei Fans sorgte, steht nun der tägliche Ablauf im Fokus, bei dem viele Gäste noch Luft nach oben sehen.
Da die Corona-Krise aber auch die Freizeitparks vor neue Herausforderungen stellt, sei man ständig dabei, weiter „zu lernen und zu optimieren.” Wichtig sei aber folgende Botschaft: „Das Phantasialand nimmt das Thema sehr ernst und hält sich die Vorgaben des erarbeiteten Konzepts”, so Herrmann.
Phantasialand hat Kern-Team für alle Corona-Fragen
Das Phantasialand hat dafür ein sogenanntes Kern-Team auf die Beine gestellt, das die Auswirkungen und die Einhaltung der Regeln im Park beobachtet und entsprechend reagiert. Erst vor wenigen Tagen wurden Weg-Führungen verändert und weitere „Einbahnstraßen” integriert, um die Besucher-Menge weiter zu entzerren. Jeder einzelne Mitarbeiter sei geschult worden, im täglichen Ablauf die Corona-Regeln zu überprüfen und, wenn nötig, einzugreifen.
Gäste, die sich massiv gegen die Regeln wehren oder mehrfach durch Verstöße auffallen, müssen mit Verweisen aus dem Park rechnen. In den Wochen seit der Öffnung hat das Phantasialand in einigen Fällen von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht.
Phantasialand: Warum wirkt der Park in Brühl so voll?
Aber warum wirkt der Park so voll? Denn auch wenn man in Brühl zurückhaltend mit exakten Zahlen umgeht, die Deckelung der täglichen Karten bedeuten einen massiven Einschnitt. Eine Erklärung: Da in den Wartebereichen der Attraktionen Abstand gehalten werden muss, sind die Schlangen länger (aber nicht gefüllter) als sonst. Sie ragen in den öffentlich sichtbaren Bereich des Parks hinein und sorgen für ein „volleres” Bild.
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Auch die Wartezeiten an den Attraktionen legen den Eindruck eines volleren Parks nah. Am Sonntag war eine Fahrt auf der Highspeed-Achterbahn „Taron” teilweise mit 90 Minuten Wartezeit verbunden. Eine lange Zeit, aber für ein Wochenende in den Sommerferien noch eher wenig. Im Sommer 2019 stiegen die Zahlen an der Achterbahn teilweise auf etwa 150 Minuten.
Phantasialand legt großen Wert auf Einhaltung der Corona-Regeln
„Es ist nicht so voll wie normal”, bestätigt Herrmann noch einmal. „Wir wollen ja auch nicht, dass mehr Leute kommen, wir nehmen die Grenze sehr ernst.” Man sei aber froh, dass einige Shows wieder laufen (mit Maske), das entzerre den Rest des Parks merklich. Auch an weiteren Stellschrauben soll gedreht werden, um das Konzept weiter zu verbessern.
Doch der Frust bei vielen Gästen bleibt fürs Erste. „Uns ist für die Saison die Lust auf Freizeitparks vergangen”, bestätigt Patrick O.. Ihn und einige andere Gäste dürfte das Phantasialand wohl erst nach Aufhebung der Corona-Regeln wiedersehen.