„Ziemlich außergewöhnlich”„Extremer“ Sonnensturm bringt beeindruckende Polarlichter auch nach Köln

Polarlichter (Aurora Borealis) sind in der Nacht von Freitag auf Samstag (11. Mai 2024) am Nachthimmel über dem Kölner Ortsteil Sülz zu sehen. Nach einem außergewöhnlich starkem Sonnensturm, der das Magnetfeld der Erde stört, ist das Naturphänomen in ganz Europa bis weit in den Süden sichtbar. Selbst in der hellen Großstadt waren das Polarlicht mit bloßem Auge zu erkennen.

Polarlichter (Aurora Borealis) sind in der Nacht von Freitag auf Samstag (11. Mai 2024) am Nachthimmel über dem Kölner Ortsteil Sülz zu sehen.

Derzeit brodelt es auf der Sonne. Sie hat mehrere Sonnenstürme Richtung Erde geschickt. Deren Eintreffen war in der Nacht von Freitag auf Samstag auch von Deutschland aus sichtbar.

Für Freitag- und Samstagabend erwarten Astronominnen und Astronomen Polarlichter über Deutschland. Je nördlicher man sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, sie zu erblicken, sagte Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg am Freitag (10. Mai 2024). Es gebe natürlich keine Garantie, dass man etwas sehe – es bestehe aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit.

Und dann war es so weit: In Köln konnte man in der Nacht von Freitag auf Samstag tatsächlich beeindruckende Szenen beobachten, wie auch unsere Fotos (siehe oben) beweisen.

US-Behörde: Erster „extremer“ Sonnensturm seit mehr als 20 Jahren

Etwa die Aufnahmen am Nachthimmel über dem Kölner Ortsteil Sülz. Das Naturphänomen war in ganz Europa bis weit in den Süden sichtbar. Selbst in der hell belichteten Großstadt war das Polarlicht mit bloßem Auge zu erkennen.

Ursache für die bunten Lichter am Himmel sind Sonnenstürme, die auf das Magnetfeld der Erde treffen. Bereits in den vergangenen Tagen seien mehrere Sonnenstürme, sogenannte Koronale Massenauswürfe (CME), Richtung Erde beobachtet worden, sagte Astronom Volker Bothmer von der Universität Göttingen. „Einen extrem starken Sturm, der zu Ausfällen von Stromnetzen und anderem führen kann, hat es jedoch nicht gegeben“, beruhigt er.

Die Ursprungsregion der Sonnenstürme – ein großer Sonnenfleckcluster – wandere auf der Sonne durch die Sonnendrehung von der Erde weg, sagte Bothmer, „sodass wir aus der Schusslinie geraten“.

Der Sonnenfleckcluster sei etwa 16-mal so groß wie der Durchmesser der Erde, teilten Experten der US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) am Freitag bei einer Pressekonferenz mit. Die Betreiber von wichtiger Infrastruktur in den USA seien benachrichtigt worden.

Hier lesen: Beeindruckendes Spektakel am Kölner Nachthimmel: Was steckt dahinter?

Auf der Erde ist nach Angaben der US-Behörde nun der erste „extreme“ Sonnensturm seit 2003 registriert worden. Der Sonnensturm der Stufe fünf auf der fünfstufigen Skala sei am Freitagabend (Ortszeit) beobachtet worden, erklärte das Weltraumwetterprognosezentrum der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA). Der Sonnensturm werde voraussichtlich über das Wochenende anhalten. In Europa brachte der Sonnensturm beeindruckende Polarlichter hervor, es wurde jedoch auch vor Störungen gewarnt.

„Das ist ziemlich außergewöhnlich”

„Das ist ziemlich außergewöhnlich, ein sehr seltenes Vorkommnis.“ Unter anderem aufgrund der weiten Entfernung der Sonne zur Erde gebe es bei der Vorhersage aber auch immer einen sehr hohen Unsicherheitsgrad.

Die Sonne durchlebt einen etwa elf Jahre währenden sogenannten Sonnenfleckenzyklus mit Phasen schwacher und starker Aktivität. Im Minimum können monatelang keine Flecken zu sehen sein, im Maximum Hunderte. Seit Dezember 2019 hatte die Aktivität der Sonne stetig zugenommen, aktuell befindet sie sich im Umfeld eines Maximums. Immer wieder waren daher in den vergangenen Monaten Polarlichter auch über Deutschland zu sehen.

Mit einem Trick kann man das Naturphänomen unter Umständen sichtbar machen: „Normalerweise reicht es, ein Handy auf die Fensterbank zu legen“, hatte Liefke Ende März erklärt. Dann müsse man so lange belichten, wie es geht. Dabei sollte es so dunkel wie möglich sein. Auch eine freie Sicht nach Norden ist wichtig.

„Auf dem Foto kommen dann meistens schon die Farben raus“, so Liefke. Und das, obwohl am Himmel gar keine Farben oder nur ein farbloser Schleier zu sehen ist. (dpa, afp, jba)