Mordversuch unter der DuscheZweifacher Vater in Köln vor Gericht: Löste Satz des Sohnes (6) Bluttat aus?

Ein Mann betritt mit zwei Justizwachtmeistern einen Gerichtssaal, unter seinem Arm hat er eine Akte.

Prozess wegen versuchten Mordes in Erftstadt: Der Angeklagte (38) wird beim Prozessauftakt am Montag (28. Oktober 2024) vor dem Kölner Landgericht von Justizwachtmeistern in den Saal gebracht.

Eine Bluttat in Erftstadt wird seit Montag (28. Oktober 2024) vor dem Kölner Landgericht verhandelt. Die Vorwürfe gegen einen zweifachen Vater sind grausam.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Wollte ein 38-Jähriger seine Noch-Ehefrau unter der Dusche mit einem Hammer totschlagen? Am Montag (28. Oktober 2024) hat der Prozess gegen Stefan A. (Name geändert) vor dem Kölner Landgericht begonnen.

Dem Angeklagten wird versuchter Mord aus Heimtücke und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Zum Prozessauftakt waren so viele Angehörige und Freunde beider Seiten gekommen, dass er kurzfristig in einen größeren Gerichtssaal verlegt wurde.

Prozess in Köln: Tatwaffe kurz vorher aus der Garage geholt

Stefan A. soll versucht haben, seine Frau (34) zu töten und sie körperlich misshandelt haben. Das Paar, Eltern zweier kleiner Kinder (4, 6), war seit November 2023 getrennt, lebte aber noch gemeinsam im eigenen Haus in Erftstadt. Was sich dort im Badezimmer im ersten Stock abgespielt haben soll, ist ein wahrer Albtraum.

Am 4. Februar gegen 19 Uhr soll der Angeklagte mit einem vierkantigen Eisenhammer wiederholt auf den Kopf seiner Frau eingeschlagen haben. Die 34-Jährige, die gerade duschte und laut Anklage nicht mit einem Angriff auf ihr Leben rechnete, versuchte verzweifelt, sich mit Armen und Händen vor den Schlägen zu schützen.

Doch auch, als sie schließlich vor dem Waschbecken auf dem Boden saß, soll der Mann weiter mit dem Hammer auf ihren Kopf und in ihr Gesicht geschlagen haben.

Aufgeschreckt durch Schreie, sollen die Kinder dazu gekommen sein. Das Opfer soll dem sechsjährigen Sohn zugerufen haben, er solle zu den Nachbarn laufen und Hilfe holen. Das tat der Kleine auch. Jedoch soll der Angeklagte seiner Frau noch mindestens vier weitere Hammerschläge verpasst haben, bis es dem Nachbar gelang, ihn zu entwaffnen und aus dem Bad zu zerren.

Anschließend schloss sich die Frau des Nachbarn mit dem Opfer dort ein und alarmierte Polizei und Rettungsdienst. Die 34-Jährige hatte mindestens 20 tiefe Riss- und Quetschwunden am Kopf und im Gesicht erlitten, eine Nasen- und Jochbeinfraktur, eine Trümmerfraktur des rechten Mittelhandknochens sowie mehrere Zähne verloren.

Zweifacher Vater (38) in Köln vor Gericht: „Sie lachte über mich“

Nach Verlesung der Anklage wollte der Vorsitzende Richter, Alexander Fühling, wissen, ob sich der Angeklagte zu den Vorwürfen äußert. Der kam seinem Verteidiger Tobias Westkamp zuvor und antwortete eifrig: „Sehr gerne.“ Stefan A. hatte sich gut vorbereitet.

Am 26. November 2023 habe seine Frau ihm eröffnet, dass sie sich von ihm trennt. „Das war wie ein Tsunami, der über einen wegging“, erklärte er. „Sie sagte, sie liebt mich nicht mehr und würde das für die Kinder machen.“ Er habe aber etwas anderes dahinter vermutet. „Sie hatte am 18. November beim Feiern jemanden kennengelernt – seitdem war alles anders“, schilderte der Angeklagte.

Das sei aber auch nicht der Auslöser für die Tat gewesen, erklärte der 38-Jährige, nachdem Richter Fühling nachgebohrt hatte. Denn, zumindest wie Stefan A. es recht nüchtern vor Gericht schilderte, hatten er und seine Frau die Trennung bereits geregelt und auch den Haushalt aufgeteilt.

Doch dann kam er am Tattag nach einer Herrensitzung nach Hause. Er sei nach oben ins Bad, wo seine Frau unter der Dusche stand. „Sie lachte über mich, dass ich betrunken sei“, so der Angeklagte.

Drama in Erftstadt: Löste Satz des Sohnes die Bluttat aus?

Er sei dann erstmal mit dem Hund raus und habe dann in der Garage „gestöbert“. Es habe ihn wütend gemacht, dass dort die Hälfte des Werkzeugs fehlte. Das hatte seine Frau in ihrer inzwischen neuen Wohnung. Stefan A.: „Ich habe den Hammer mitgenommen, bevor sie den auch mitnimmt.“ In der Wand zwischen Bade- und Kinderzimmer habe es einen Rohrbruch gegeben, erklärte er. Den Hammer wollte er dort für die Handwerker bereitlegen.

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Sein kleiner Sohn, der im Wohnzimmer auf dem Sofa vor dem Fernseher saß, habe wissen wollen, was er mit dem Hammer mache. Dann, so der Angeklagte, habe ihn der Sechsjährige ängstlich gefragt: „Papa, warum werde ich dich nie mehr sehen?“

„Ich habe ihn gefragt, wie er darauf komme. Er antwortete, dass das die Mama so gesagt habe“, erklärte der 38-Jährige dem Gericht. Und zum ersten Mal bricht seine Stimme, bekommt seine bis dahin nüchterne Schilderung emotionale Risse. „Seit der Trennung weiht sie die Kinder vor mir in ihre Pläne ein“, so der Angeklagte weiter.

Er habe seinem Sohn einen dicken Kuss gegeben und sei mit dem Hammer hoch ins Bad. „Ich wollte sie zur Rede stellen, bekam aber kein Wort raus.“ Was der unmittelbare Auslöser gewesen sei, dass er dann so ausgeflippt sei und mit dem Hammer zugeschlagen habe, fragte der Richter.

Der Angeklagte: „Verzweiflung stieg in mir hoch. Ja, ich habe mit diesem blöden Ding zugeschlagen.“ Richter Fühling hakte nach: „Was war der unmittelbare Auslöser?“ Der Angeklagte: „Das war der Satz meines Sohnes kurz vorher und sein ängstlicher Blick.“

Er sei wie in Trance gewesen, für ein paar Sekunden nicht er selbst. Er gab zu, geschätzte 10 bis 15 Mal zugeschlagen zu haben, bestritt aber, dass er seine Frau töten wollte und entschuldigte sich für die Tat, zeigte Reue. Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlungstage angesetzt, das Urteil soll Anfang Dezember fallen.