Inzidenz in Party-Veedeln steigtKölner Gastro als Corona-Treiber? Verband mit glasklarer Forderung

Eine Bedienung mit Kölschkranz und Mund-Nase-Maske im Brauhaus Gaffel am Dom.

Eine Köbine mit einem Kranz Kölsch und Mund-Nasen-Schutz am 6. Juni in einem Kölner Brauhaus: Viele Gastronomen befürchten, dass ihnen aufgrund der steigenden Corona-Zahlen wieder mehr Einschränkungen bevorstehen.

Köln steht kurz vor der Inzidenzstufe 2, die bei einem ständigen Wert über 35 erreicht wird. Dabei gilt das Augenmerk besonders einer Gruppe als Corona-Treiber. Gastronomen sorgen sich über weitere Einschränkungen.

von Adnan Akyüz  (aa)

Köln. Die steigenden Corona-Zahlen in Köln treiben vielen Schweißperlen auf die Stirn. Die große Befürchtung ist, dass die Maßnahmen wieder verschärft werden müssen. Die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen ist dabei besonders im Fokus. Sie sind oft noch nicht vollständig geimpft und machen einen Anteil von 37 Prozent aller Infektionen in Köln aus. Die Zahlen sind aber auch in Stadtteilen Altstadt-Nord und Altstadt-Süd, an denen sich Party-Hotspots befinden, höher als im Rest der Stadt.

Wenn Köln die Inzidenz von 35 überschreitet, greifen laut der Landesverordnung die Maßnahmen der Stufe 2. Das bedeutet etwa für Gastronomie-Betriebe, dass für Innenbereiche die 3-G-Regel wieder gilt und eine Platzpflicht besteht. Bisher, also bei einer Inzidenz unter 35, ist es so, dass für die Innengastronomie keine Tests erforderlich sind, sofern auch die landesweite Inzidenz bei höchstens 35 liegt.

Köln: Gastronomen befürchten aufgrund von steigenden Corona-Zahlen weniger Gäste

Viele Gastronomen erwarten den Anstieg auf die nächste Stufe in den kommenden Tagen und damit verbundene Einschränkungen. Martin Schlüter (48), Betreiber des „Reissdorf am Hahnentor“ und Vorstand der IG Kölner Gastro: „Als Gastronomen befürchten wir, dass wir mit den steigenden Zahlen in den Innenbereichen weniger Gäste bewirtschaften können. Aus unserer Sicht sollten geimpfte Personen nicht mitgezählt werden.“

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Der Vertreter des Kölner Gastronomie-Verbandes mit knapp 300 Mitgliedern blickt mit Sorge in Zukunft. Er sagt: „Viele hatten seit Mai ein sehr gutes Geschäft. Ein weiterer Rückschlag wäre psychologisch und wirtschaftlich eine absolute Vollkatastrophe.“

Gastronom Martin Schlüter steht in der Wirtschaft Volksmund in Köln.

Martin Schlüter, Vorstand der IG Kölner Gastro, hier 2017 im ehemaligen „Volksmund“ in Köln, appelliert an alle, sich impfen zu lassen.

Köln: Gastro-Verband appelliert für mehr Impfbereitschaft

Gibt es aus seiner Sicht einen Zusammenhang bei den hohen Zahlen bei jüngeren Menschen und in den Stadtteilen in der Innenstadt? „Es liegt in meinen Augen eher an der geringen Impfquote als bei den Zusammenkünften im Freien, bei denen die Infektionszahlen eher überschaubar sind.“

Vielleicht noch mal ein Ansporn, auch für jüngere Leute sich häufiger testen oder impfen zu lassen. Der Appell des Kölner Gastronomen ist eindeutig: „Als Gastronomen würden wir es sehr begrüßen, wenn sich mehr Personen impfen lassen würden.“

Köln: Stadt sieht Impfungen als Mittel gegen steigende Corona-Zahlen

Aus Sicht der Stadt kann dieser Zusammenhang nicht direkt hergestellt werden. Sprecher Bendedikt Mensing erklärt: „Die Häufung der Infektionen in der jüngeren Altersgruppe lässt sich auf verschiedene Einflussfaktoren zurückführen. Junge Menschen sind häufiger nicht hausärztlich angebunden und haben zudem erst seit Anfang Juni (Aufhebung der Impf-Priorisierung) ein allgemeines Impfangebot erhalten.“

Dementsprechend sei der Anteil der vollständig Geimpften in dieser Altersgruppe noch gering, so der Sprecher. Weiter erklärt er: „Eine vollständige Immunisierung ist aber für einen guten Schutz insbesondere gegen die Delta-Variante unerlässlich. Dazu ist diese junge Altersgruppe im Alltag sehr mobil, hat vergleichsweise viele Sozialkontakte und reist aktuell viel. Ein entscheidender Baustein ist das Impfen der jüngeren Menschen. Daher soll weiterhin bürgernah und niederschwellig geimpft werden. Insbesondere durch ein mobiles Impfangebot an viel frequentierten Orten.“