Beschwerden einzelner Personen sorgen immer wieder für Einsätze des Kölner Ordnungsamtes in den Bars, Gaststätten oder Restaurants der Stadt. Das kann nicht so weitergehen, stellt die IG Gastro nun in einem öffentlichen Statement klar.
Ärger und Schikane-VorwürfeIG Gastro nimmt Stadt Köln in die Pflicht: „Es ist jetzt mal gut“
Was sind gerechtfertigte Beschwerden und wann grenzt es an Schikane und Schildbürgertum? Diese Fragen stellt sich aktuell die IG Gastro in Köln.
Viele Lokale in der Stadt kämpfen wegen Nachbarinnen und Nachbarn, die aus verschiedenen Gründen immer wieder das Ordnungsamt rufen, mit Auflagen oder um ihre Existenz.
So muss die Gaststätte „Im Schnörres“ in der Südstadt ihren Außengastronomiebereich beispielsweise bereits um 22 Uhr schließen, da es immer wieder zu Beschwerden der Anwohnerschaft kam.
Für die IG Gastro muss sich etwas ändern, wie sie jetzt in einem Statement kundgetan hat. Dabei nennt die Interessengemeinschaft einige absurde Beispiele, die sich in der Vergangenheit so in Köln zugetragen haben.
Gastronomie in Köln: 42 Einsätze des Ordnungsamts, 39 ergebnislos
Vorab stellt Maike Block, Geschäftsführerin der Kölner IG Gastro, klar: „Uns ist die Empfindungslage der Anwohnerschaft wichtig. Es gibt mal einen beschissenen Tag, an dem das Ruhebedürfnis sensibler ist. Es gibt mal Gäste, die zu laut sind und auch mal nerven können. Wir wissen das! Wir sind auch Nachbarinnen und Nachbarn oder Anwohnende dieser Stadt und haben als Gastgeberinnen und Gastgeber vieler Menschen Verständnis und ein offenes Ohr.“
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Jedoch gehe es zu weit, wenn eine einzelne Nachbarin oder ein einzelner Nachbar immer wieder für Einsätze des Ordnungsamtes sorgen, die am Ende im Sande verlaufen. „In einem Fall hat es im vergangenen Jahr 42 Einsätze in kurzer Abfolge gegeben, bei denen 39 Einsätze ohne Ergebnis blieben. Die Kosten für diese Einsätze tragen die Bürgerinnen und Bürger“, sagt Maike Block.
Alleine dieser Fall beschreibe die Absurdität des aktuellen Systems. „Das Ordnungsamt ist in der Pflicht, den Hinweisen nachzugehen. Wenn jedoch vonseiten der Lokale und der Beamtinnen und Beamten alle Maßnahmen ergriffen wurden und trotzdem immer wieder Anrufe einzelner Personen kommen, muss irgendwann mal gesagt werden: ‚Es reicht, es ist jetzt mal gut‘“, sagt Maike Block gegenüber EXPRESS.de.
Kölner Gastronomie stehe nicht mehr als „generalverdächtige Unruhestifter zur Verfügung“
Weitere aktuelle Fälle seien der IG Gastro bekannt, bei denen das Ordnungsamt bis zu dreimal an einem Abend in ein Lokal gerufen wurden, ohne einen Verstoß festzustellen.
„Müsste diese Nachbarin oder dieser Nachbar – und wir reden hier von einem generellen Problem, nicht von einem Einzelfall – in die Beweispflicht gehen und die Kosten für die andauernden Einsätze ab einem gewissen Punkt begründen?“, fragt sich Maike Block.
Die Interessensgemeinschaft stellt klar, dass die Kölner Gastronomie ab sofort nicht mehr als „generalverdächtigte Unruhestifter“ zur Verfügung stehen werde. Was heißt das genau? „Lassen Sie mich das Beispiel der Antwerpener Straße im Belgischen Viertel aufgreifen. Dort gibt es mehrere Bars und Kneipen, die teure Maßnahmen für den Lärmschutz ergriffen haben. Wenn man dort vor den Gaststätten steht, hört man so gut wie nichts, was nach außen dringt.“
Maike Block sagt weiter: „Dort ist jedoch auch ein beliebter Platz für Menschen, die auf der Straße zusammenkommen. Mit Bluetooth-Boxen, mit Alkohol. Dort wird es dann laut. Doch die Nachbarinnen und Nachbarn beschweren sich dort immer wieder über den vermeintlichen Lärm aus den Bars. Dabei haben die damit gar nichts zu tun.“
IG Gastro in Köln: „Gastro-Kultur in Köln ein hohes Gut“
Man wolle einen Konsens finden, mit der Stadt und den Anwohnerinnen und Anwohnern in Köln. „Die Gastro-Kultur in Köln ist ein hohes Gut. Es ist wichtig für die Gemeinschaft in den Veedeln, aber auch für die Wertigkeit der Stadt Köln an sich“, sagt Maike Block. „Ich sehe die Stadt daher in der Pflicht, mit den Anwohnenden in den Austausch zu gehen und ihnen das klarzumachen.“
Beschwerden einzelner Menschen würden hierbei oftmals gegen das Wohl einer großen Gemeinschaft stehen. „Wo, wenn nicht in der Gastrokultur, wollen wir uns begegnen? Wo wollen wir uns befreunden? Wo wollen wir uns verlieben, vermählen und vertragen, wenn nicht an den Tresen, Tischen und Terrassen unserer Stadt?“, fragt sich Maike Block von der IG Gastro.