Kölner LokaleGroße Sorge vor Lohnerhöhung – „geraten in eine Bedrohungslage“

Eine Mitarbeiterin in einem Brauhaus zapft ein Kölsch.

Eine Mitarbeiterin in einem Brauhaus zapft am 23. Juni 2023 ein Kölsch (Symbolfoto). Die Anhebung des Mindestlohns könnte bei vielen Betrieben zu Probleme führen.

Der Mindestlohn in Deutschland soll angehoben werden. Auch auf die Kölner Gastro-Szene wird das Auswirkungen haben.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Aktuell liegt der Mindestlohn bei 12 Euro – auch in der Kölner Gastro-Szene bekommen Mitarbeitende, beispielsweise als Servicepersonal, diesen Stundenlohn ausgezahlt.

Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland wird in den kommenden zwei Jahren um 82 Cent auf 12,82 Euro erhöht. Einen entsprechenden Vorschlag der zuständigen Mindestlohnkommission will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil per Verordnung umsetzen.

Mindestlohn soll angehoben werden – Auswirkungen auf Kölner Gastro

Das kündigte der SPD-Politiker am Montag (26. Juni 2023) in Berlin an. Die Kommission hatte zuvor nach langen Verhandlungen vorgeschlagen, den Mindestlohn zum 1. Januar 2024 von 12 auf 12,41 Euro und ein Jahr später auf 12,82 Euro anzuheben – was insgesamt ein Plus von 6,8 Prozent bedeuten würde. Mit einem vollen Job sind das zusammen im Monat ungefähr 65 Euro mehr.

Wie kommt die Mindestlohn-Debatte in der Kölner Restaurant-Branche an? Maike Block, Geschäftsführerin der Interessensgemeinschaft Gastro (IG Gastro), erklärt dazu auf EXPRESS.de-Nachfrage: „Der Erhöhung des Mindestlohnes schauen wir mit gemischten Gefühlen entgegen.“

Block weiter: „Es ist uns einerseits unbedingt wichtig, attraktive und faire Arbeitsangebote schaffen zu können und auch unserer sozialen Verantwortung nachzukommen, während uns anderseits klar ist, dass das die gesamte Lohnstruktur innerhalb des gastronomischen Betriebes anheben wird.“

„Als Gastro-Branche sind wir ohnehin steigenden Kosten ausgesetzt, die wir natürlich nicht unendlich an die Gäste weitergeben können und wollen. Ohne eine ernsthafte Entlastung geraten wir – und damit etliche Arbeitsplätze – in eine Bedrohungslage“, warnt die Geschäftsführerin.

Reduzierung der Mehrwertsteuer – das fordert die IG Gastro in Köln

Deshalb fordert die IG Gastro eine langfristige Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen und Getränke.

Zuletzt hatte die Interessensgemeinschaft bereits in einem Facebook-Beitrag vorgerechnet, was der Gast eigentlich für ein Glas Kölsch in der Kneipe bezahlen müsste.

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„Es weiß kaum jemand da draußen, aber eigentlich müsste eine Stange Kölsch 0,2 Liter in jeder Kneipe mindestens 2,70 Euro kosten, doch das ist den Gästen nicht plausibel zu erklären“, so die Rechnung. Damit sei aber auch die Eckkneipen-Kultur in Gefahr.

„Derzeit arbeiten wir noch mit der reduzierten Mehrwertsteuer von sieben Prozent, die uns coronabedingt zugesagt wurde. Ab Ende 2023 läuft diese Erleichterung zum ungünstigsten Zeitpunkt aus“, beklagt sich Maike Block. Daher fordert die IG Gastro, die Mehrwertsteuer auch in Zukunft bei sieben Prozent zu belassen.