Kölns Top-Gastronom Vincent Moissonnier kann nach dem Abschied aus dem Restaurant-Betrieb Köln etwas mehr genießen – zumindest mit Abstrichen.
„Vielleicht die dreckigste“Kölner Top-Gastronom mit deutlichen Worten über die Stadt – doch die Liebe ist größer
Von der kulinarischen Landkarte Köln ist sein Name nicht wegzudenken: Über 36 Jahre verzauberte Gastronom Vincent Moissonnier (63) gemeinsam mit Frau Liliane die Gäste.
Das „Le Moissonnier“, zwischenzeitlich mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet, wurde zur Top-Adresse der Stadt, zur Institution. Im Sommer 2023 war Schluss. Der Restaurant-Betrieb wurde – anders als in anderen Läden quasi auf dem Höhepunkt – eingestellt.
Vincent Moissonnier gab 2023 sein Erfolgslokal auf, um weniger Stress zu haben
Zwar sollte mit Sterne-Küche erstmal Schluss sein, doch daraus wurde nichts. Denn auch das „Le Moissonnier Bistro“, ein Kinderwunsch Moissonniers und quasi das neue Herzensprojekt, wurde wenige Monate nach Eröffnung direkt selbst mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
„Ich werde endlich sein, was ich als junger Mann immer sein wollte: Kneipier in meiner kleinen Weinbar“, sagte Moissonnier bei der Eröffnung – und kann nun zumindest mehr als früher das Leben in Köln genießen.
„Köln ist für mich Päffgen Kölsch, ein Lebenselixier“, so der Wirt in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Der Franzose möchte nach jahrzehntelanger beruflicher Karriere in Köln die spezielle Atmosphäre in der Domstadt nicht mehr missen.
Besonders die Menschen haben es ihm angetan – und das in durchaus streitbarer Umgebung, wie er sagt. Der Gastronom nannte es „unglaublich“, wie gut die Leute in Köln drauf seien. „Das ist vielleicht die dreckigste Stadt von ganz Deutschland, aber was soll man machen, es ist meine Stadt.“
Deutliche Worte, aber eben auch ein Ausdruck der Liebe für die neue Heimat, weit entfernt von der alten. „Ich bin ein Kölscher Jung. Ich werde nie zulassen, dass jemand diese Stadt niedermacht.“
Bereits im Oktober 2023 hatte Moissonnier im Podcast Talk mit K des Kölner Stadt-Anzeiger offen über seine psychischen Probleme als Grund des Ausstiegs aus dem Restaurant-Betrieb gesprochen. „Ich habe große seelische Probleme gehabt“, sagte er damals. Schon vor drei Jahren habe er zu seiner Frau Liliane gesagt: „Ich kann nicht mehr.“
Seine Ärztin habe ihm irgendwann klipp und klar gesagt: entweder du oder das Restaurant. „Ich möchte alle Menschen ermutigen, die diese tiefen schwarzen Momente haben, sich Hilfe zu holen. Es ist eine Krankheit. Ich habe den Kampf angenommen und gesagt: Ich will so nicht mehr leben, nur mit Angst, Stress und Druck.“
Etwas mehr Zeit, etwas weniger Stress, etwas mehr von Köln – hoffentlich für Vincent Moissonnier auch weiterhin genau die richtige Mischung, um die schwerste Phase endgültig hinter sich zu lassen.