„Für mich war er unverwundbar“Horror-Crash vor 40 Jahren kostet Kölner F1-Legende das Leben

Erinnerungen wie ein Rennanzug von Rolf Stommelen hängen im Museum in Kerpen.

Im Museum für Rennsportgeschichte in Kerpen (mittlerweile geschlossen) hingen auch Erinnerungen an Rolf Stommelen.

Vor 40 Jahren kam Rennsport-Legende Rolf Stommelen aus Köln bei einem schweren Unfall in den USA ums Leben.

von Thomas Werner  (tw)

Die Anrufe mitten in der Nacht – sie verheißen meist nichts Gutes. Auch nicht an diesem 24. April 1983. Um 4 Uhr morgens klingelt im Haus von Marlene Stommelen (später Marlene Silvester) in Köln-Hahnwald das Telefon.

Erwin Kremer, selbst Rennfahrer und Freund der Familie, überbringt die tragische Nachricht: Ihr Mann Rolf hatte beim Rennen in Riverside (Kalifornien, USA) einen schweren Unfall. Eine Stunde später stellen Ärzte im örtlichen Krankenhaus seinen Tod fest, im Alter von nur 39 Jahren.

Heute vor 40 Jahren: Rolf Stommelen verunglückt tödlich in den USA

Am Montag (24. April 2023) jährt sich der Unfall zum 40. Mal. Es ist das tragische Ende eines ruhmreichen Rennfahrer-Lebens: Wer Michael Schumacher und Wolfgang Graf Berghe von Trips (beide aus Kerpen) nicht als Kölner verbucht, muss Rolf Stommelen als besten Kölner Rennfahrer aller Zeiten anerkennen.

Zum Zeitpunkt des Unfalls ist seine Karriere bereits in den letzten Zügen. Zum Ende des Jahres 1983 will er mit Motorsport aufhören, hatte der Ex-Formel-1-Fahrer Marlene versprochen. Ihr Leben soll ruhiger werden. Weniger Reisen, weniger Stress, weniger Risiko. Doch dazu kommt es nicht.

Der Rennfahrer Rolf Stommelen im Porträt.

Rolf Stommelen wurde nur 39 Jahre alt.

Bei Tempo 300 bricht in Riverside der Heckflügel seines Porsche 935, sein Sportwagen wirbelt durch die Luft und kracht gegen eine Betonwand. Die hätte, als Überbleibsel einer alten Streckenbegrenzung, dort eigentlich gar nicht mehr stehen sollen.

„Jedes Jahr sind gute Freunde gestorben, und wir sind schweigend nach Hause gefahren“, erinnerte sich Ehefrau Marlene 2013 im EXPRESS-Gespräch. Die Formel 1, der Motorsport generell, ist damals noch ganz anders. Tödliche Gefahren lauern fast auf jeder Strecke, die Autos bieten keine echte Sicherheit. „Aber für mich war der Rolf unverwundbar.“ Er war es nicht.

Stommelen wächst in Köln-Sülz auf, seinen Eltern gehört eine Kfz-Werkstatt an der Berrenrather Straße. Auch er will Kfz-Mechaniker werden, doch die Liebe zur Geschwindigkeit bringt ihn in den Motorsport.

1966 hatte Stommelen den Sprung ins Porsche-Werksteam geschafft, in der Folge kämpfte er sich bis in die Formel 1. Zwischen 1969 und 1978 bestritt er dort 54 Rennen, stand dabei einmal auf dem Podium. Auf der Langstrecke gelangen für Porsche vier Siege bei den 24 Stunden von Daytona, in Le Mans fuhr Stommelen auf Rang zwei.

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Doch die Gefahr war immer präsent: 1975 kam Stommelen beim F1-Rennen in Barcelona nur knapp mit dem Leben davon. Als sein Hill GH1 nach einem Flügelbruch von der Strecke abkam, starben fünf Zuschauer und Streckenposten. Das Rennen wurde abgebrochen und die als hochgefährlich geltende Strecke im Parc de Montjuïc in Barcelona für immer aus dem F1-Kalender gestrichen.

„Rolf rief mich an und war begeistert. Das Auto sei eine Granate“

In Riverside acht Jahre später hatte Stommelen weniger Glück. Besonders tragisch: Ehefrau Marlene, sonst an fast jeder Rennstrecke mit dabei, blieb in Köln. Eine absolute Ausnahme.

„Ich war damals nicht dabei, weil er ja für sechs Rennen für den Jochen Mass eingesprungen war und nur vier Tage in den USA bleiben wollte. Ich sollte nachher mit zum nächsten Rennen nach Australien fliegen. Aber eine Vorahnung hatte ich nicht, im Gegenteil. Rolf rief mich an und war so begeistert. Das Auto sei eine Granate, es fahre über 300 km/h. Und er ist ja auch auf die Pole-Position gefahren“, sagt sie 2013.

Es ist eines der letzten Gespräche, das sie jemals mit der „Liebe ihres Lebens“ führen kann. Am 24. März 1983 hört das Herz des wohl größten Kölner Rennfahrers aller Zeiten auf zu schlagen. Rolf Stommelen ist auf dem Melatenfriedhof in Köln beigesetzt. (mit dpa)