Müll, Spritzen, UrinDarf Kölner „Drogen-Passage“ bald nachts geschlossen werden?

Eine Passage ist derzeit nur bis zum Geschäft „Superdry“ zugänglich.

Die Passage zwischen Schildergasse und Brüderstraße ist derzeit wegen Bauarbeiten nur bis zum Geschäft „Superdry“ zugänglich. Das Foto ist vom 7. März 2022.

Darf die „Drogen-Passage“ in der Kölner Innenstadt endlich nachts geschlossen werden? In Kürze entscheidet der Rat darüber.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Müll, Fixerspritzen, Urinlachen: Die Zustände in der Fußgängerpassage zwischen Schildergasse und Brüderstraße sind seit Jahren unhaltbar. Überall liegen Hinterlassenschaften von Obdachlosen und Junkies, die in dem öffentlichen Durchgang übernachten. Erst kürzlich wurde im Umfeld der „Drogen-Passage“ ein Hausmeister krankenhausreif geschlagen.

Aktuell sorgt eine Baustelle für Ruhe. Dadurch ist die Passage nicht mehr durchläufig, sondern nur bis zum Geschäftseingang von „Superdry“ zu betreten. Viele haben jetzt schon Angst, wenn die Baustelle beendet ist und der Durchgang wieder geöffnet wird.

Kölner „Drogen-Passage“: Rat fällt Entscheidung über Nacht-Schließung

Am 5. Mai ist die „Drogen-Passage“ Thema im Rat. Es gilt über eine Beschlussvorlage zu entscheiden, wonach dem Eigentümer die rechtliche Möglichkeit zur Schließung des Durchgangs nach Geschäftsschluss bis 6 Uhr am Folgetag eingeräumt werden soll. An Sonn- und Feiertagen soll er die Ein-/Ausgangsbereiche von 22 bis 6 Uhr schließen dürfen. Ziel ist es, die Nutzungsqualität wiederherzustellen.

Müll, Kippen, Drogenspritzen liegen auf dem Boden.

Junkies und Obdachlosen haben in der Passage zwischen Schildergasse und Brüderstraße Müll, ausgedrückte Zigaretten und Drogenspritzen zurückgelassen.

„Eine nächtliche Schließung würden den Drogenkonsum abends und nachts verhindern“, erklärt eine Sprecherin der Stadt. „Morgens, wenn der Hausmeister und das Reinigungsteam kommen, wäre die Passage frei. Auch Hinterlassenschaften wie Fäkalien, Müll und Spritzbesteck würden sich reduzieren.“

Stadt Köln liegt nicht der erste Antrag zur nächtlichen Schließung vor

Über die Passage wird schon lange diskutiert. Bereits 1978 lag der Stadt ein Antrag zu einer nächtlichen Schließung vor. Allerdings gilt für den Durchgang ein öffentliches Wegerecht. Er muss also ständig und jederzeit zugänglich sein. Verwaltung und Politik lehnten daher eine nächtliche Sperre bislang ab. Doch bereits 2011 erklärte der Ordnungsdienst der Stadt, die öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Passage nicht herstellen zu können.

„Die Situation hat sich seither zugespitzt“, sagt die Stadtsprecherin. Regelmäßig sei es morgens zu Konflikten zwischen Hausmeister, Reinigungskräften und Sicherheitspersonal auf der einen und den Menschen, die dort gelagert und häufig in starkem Maße unter Alkohol- und Drogeneinfluss standen, auf der anderen Seite gekommen.

„Die Konflikte eskalierten bis zu gewalttätigen Übergriffen“, erzählt sie. Eine Reinigung und die Wiederherstellung der öffentlichen Nutzbarkeit der Passage sei dann auch für den Tag meistens nicht mehr möglich gewesen. Der eklige Durchgang entwickelte sich zu einem Angstraum, den immer mehr Menschen mieden. Das bestätigte auch eine Personenzählung Ende 2020, wonach die parallel verlaufende, rund 50 Meter entfernte Kreuzgasse rund dreimal so häufig frequentiert wird.

Nächtliche Schließung der Kölner Passage ein „Verkehrsversuch“

„Die Stadt Köln möchte diese Passage – jedoch nutzbar und nicht als Angstraum“, so die Sprecherin der Stadt. Sie stellt aber auch klar, dass es sich bei der Vorlage zur nächtlichen Schließung um einen „Verkehrsversuch“ verhandele: „Dieser kann widerrufen werden, wenn auch diese Regelung zu keiner Besserung führt, oder sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern.“

Das Gebäude gehört der Thannhäuser Grundstücksgemeinschaft Düsseldorf. Deren Geschäftsführer Christian Wulff: „Eine teilweise Schließung außerhalb der Geschäftszeiten würde für uns einen Kompromiss und Schritt in die richtige Richtung darstellen, um die Lage hoffentlich in den Griff zu bekommen.“