Hammer-Studie der Uni KölnForschungsteam entdeckt Grund für schwere Corona-Verläufe
Köln. Hammer-Erkenntnisse aus Kölner Studie: Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Angst davor, besonders schwer an Covid-19 zu erkranken, ein Schreckensszenario. Ein Forschungsteam der Uni Köln hat sich nun genauer damit befasst, was eigentlich im Körper passiert, wenn es zu einem schweren Verlauf der Krankheit kommt. Dabei haben die Forschenden bahnbrechende Studienergebnisse erlangt.
Kölner Studie: Eigenes Immunsystem wird bei schwerem Corona-Verlauf zum größten Problem
Das Ergebnis der Kölner Studie, die am 16. Juni veröffentlicht wurde: Das eigene und angeborene Immunsystem eines Menschen wird bei der Infektion mit dem Coronavirus im schlimmsten Fall zum größten Problem.
Denn: Der Corona-Erreger verändert die körpereigenen Abwehrzellen. Und erst diese Reaktion im Körper sorgt für schwere Verläufe der Corona-Infektion. Die gefährliche Veränderung der Abwehrzellen bleibt laut der Universität Köln wohl auch danach bestehen.
Das sind die Ergebnisse der aktuellen Studie: „Angeborene Immunität“ von der Universität Köln. Die Forschenden untersuchten dabei vor allem den Einfluss des Corona-Spikeproteins auf den menschlichen Körper. Das Spikeprotein ist ein „Türöffner“ für das Virus. Mit seiner Hilfe dockt das Virus an die Zelle an.
Die Mediziner und Medizinerinnen haben damit nun besondere wichtige Erkenntnisse für zukünftige Behandlungsmethoden der Krankheit erlangt.
Köln: Studie könnte Grundlage für Impfstoff-Weiterentwicklung sein
Denn die Kölner Forschungsergebnisse werden die Basis für die neuesten medizinische Behandlungsmethoden gegen das Coronavirus maßgeblich beeinflussen. Zum Beispiel Medikamente und die neuen Corona-Impfstoffe könnten dank dieser Erkenntnisse entsprechend weiterentwickelt werden.
Bei einem schweren Krankheitsverlauf kommt es zu einer schweren Lungenentzündung und Entzündungen der Niere sowie weiterer Organe des Körpers, weil das angeborene Immunsystem überreagiert.
Uni Köln: Forschende zeigen wie Immunsystem außer Kontrolle gerät
Das Immunsystem gerät außer Kontrolle, weil der Körper massiv entzündungsfördernde Signalstoffe produziert, zum Beispiel sogenannte Zytokine. Die Mediziner und Medizinerinnen nennen dieses gefährliche Phänomen: Zytokinsturm.
Dieser gefährliche Zytokinsturm kann bei einigen Patienten zu stärksten Organschädigungen führen und in einer Kettenreaktion weitere aktivierte Abwehrzellen ins Gewebe locken – so die Forscher in der Studie. Doch wie genau das Virus die Ausschüttung von Zytokinen so massiv anregt, sei bisher noch nicht gut genug verstanden.
Covid-19 manipuliert Immunabwehr: „Veränderung der DNA von Abwehrzellen“
Die Universität Köln beobachtete selbst Wochen und Monate nach einer Corona-Infektion die stark aktivierbaren Abwehrzellen.
„Da Makrophagen (Fresszellen/Abwehrzellen, Anm. d. R.) eine sehr kurze Lebensdauer von nur wenigen Tagen haben, spricht dies für die Veränderung der DNA von Makrophagen-Vorläuferzellen“, erklärt Sebastian Theobald, einer der Studienautoren. Durch diese Veränderung sei die Überreaktion des Immunsystems überhaupt erst möglich. Sie stoße eine Kettenreaktion an, die immer mehr aktivierte Abwehrzellen ins Gewebe locke.
Kölner Forschungsteam: „Sehr ungewöhnlich und wurde so noch nicht beschrieben“
Die Kölner Forschenden konnten nun zeigen, dass die menschlichen Abwehrzellen durch das Spikeprotein massiv zur Produktion des entzündungsfördernden Signalstoffs „Interleukin 1“ angeregt werden.
Allerdings gelang dieser Nachweis nur, wenn in den Versuchen die Abwehrzellen von Covid-19-Patienten untersucht wurden. Die Abwehrzellen von Menschen, die bisher noch gar keinen Kontakt mit dem Coronavirus hatten, schütteten diesen Signalstoff nicht aus.
„Diese selektive Immunantwort eines klassischen Signalwegs des angeborenen Immunsystems ist sehr ungewöhnlich und wurde so noch nicht beschrieben. Hier gibt es nun viele Ansatzpunkte um zu verstehen, warum einige Menschen mit einer überschießenden Reaktion des Immunsystems reagieren“ erklärt Dr. Jan Rybniker, der Leiter des zuständigen Forschungslabors an der Uniklinik Köln und Letztautor der Studie.