Während am Donnerstagabend (31. Oktober 2024) in Köln zahlreiche Halloween-Feiern über die Bühne gingen, stand in der Flora eine spektakuläre Premiere an. Erstmals stieg dort vor über 250 Gästen die „Golden Leaf Gala“.

Führende Köpfe aus Medizin, Gesundheit, Forschung, Politik und Öffentlichkeit sowie Patientinnen und Patienten sprachen über das Potenzial von medizinischem Cannabis in der Schmerztherapie. Gegen den Einsatz der Pflanze als Heilmittel gibt es weiterhin Vorurteile und Vorbehalte.

„Golden Leaf Gala“ in der Flora: Gäste sprechen über Medizinalcannabis

Unter den Gästen war auch „Tatort“-Star Wotan Wilke Möhring (57), der im Rahmen der Initiative „Endlich“ als Botschafter eintritt. „Aus persönlichen Erfahrungen aus meinem Umfeld und aus Berichten, die ich gelesen habe, weiß ich, dass es einfach hilft. Wenn jemand Schmerzen hat, sagen wir oft: ‚Nimm eine Ibu‘, ohne die Nebenwirkungen zu kennen. Wenn man etwas in der Arzt-Praxis verschrieben bekommt, wirft man das bedenkenlos ein“, sagte er zu EXPRESS.de.

Der Schauspieler weiter: „Viele denken bei Cannabis aber sofort an Drogenkonsum, Bahnhofsumfeld, Dealer. Ich bin gerne dabei, das Bewusstsein zu schärfen, dass die Pflanze ein gutes Medikament ist. Es geht nicht ums Kiffen oder das Rauscherlebnis, sondern um den kontrollierten Einsatz nach einer Diagnose durch den Arzt. Das Thema muss raus aus der Schmuddelecke. Krankenkassen und die Pharmaindustrie sperren sich aber dagegen.“

Die aufwändig inszenierte Gala soll dabei helfen, die Akzeptanz einer der ältesten Heilpflanzen der Welt zu steigern. Eine 65 Quadratmeter große LED-Leinwand, ein 22 Meter langer Kamerakran und elf Kameras, die das Geschehen auf der Bühne einfingen, sorgten für eine Atmosphäre wie bei einer TV-Show. Vor der Tür lag ein – natürlich – grüner Teppich, süßlicher Duft zog über die Gänge. Zwischen Musik und Drei-Gang-Menü wurde viel gesprochen.

Sängerin Vanessa Mai (32) war auch in Köln dabei und berichtete von eigenen Erfahrungen: „Mich triggern Themen, die gerne in Schubladen gesteckt werden. Der Vater eines meiner Teammitglieder erkrankte an Krebs. Dadurch habe ich mitbekommen, wie hart sein Weg war und wie ihm Medizinalcannabis dabei geholfen hat.“

Die Musikerin sagte, dass sie für ihr Engagement deutlich mehr positives als negatives Feedback unter ihren Fans erhalten habe. „Allein, dass die Menschen über das Thema diskutieren, ist schon mal mega. Wir müssen das Bild vom Kiffen aus dem Kopf kriegen und den Mehrwert dieser Therapieform sehen.“

Prof. Sven Gottschling vom Universitätsklinikum Saarland behandelt seit 24 Jahren mit Cannabis. „Ich möchte das als medikamentöse Behandlungsoption nicht mehr missen. Sie ist hocheffektiv und arm an Nebenwirkungen. Es gibt aber immer noch zu viele Kollegen, die verkorkste Bilder im Kopf haben“, sagte er.

Außerdem habe sich die Situation seit dem 1. April, als das Cannabisgesetz in Kraft getreten ist, nach seiner Aussage „dramatisch verschlechtert“. Viele Krankenkassen würden die Kostengenehmigung ablehnen.

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Tobias Loder betreibt in Hürth inzwischen die größte Cannabis-Apotheke. „2014 hatten wir den ersten Patienten. Es war immer unser Anliegen, zu helfen. Doch die Hürden, die Blüten zu importieren, waren anfangs ganz hoch“, schilderte er. Inzwischen hat er in den vergangenen zehn Jahren 10.000 Menschen begleitet.

Extremsportler Jonas Deichmann, der kürzlich mit 120 Triathlons in 120 Tagen für Schlagzeilen sorgte, hielt ebenfalls einen Vortrag über seine sportlichen Höchstleistungen. Schirmherr Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, ein führender Mediziner aus Bayreuth, hob in seinem Vortrag die ethische Relevanz der Heilpflanze für eine moderne Gesundheitsversorgung hervor.

Weltmeister Benedikt Höwedes (36) lauschte den Vorträgen ebenfalls interessiert. Mit-Veranstalter Four 20 Pharma ist Trikotsponsor des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn. Auch der 1. FC Köln hat mit Cannamedical neuerdings einen Großhändler für Medizinalcannabis als Sponsor. Für BVB-Fan Möhring ein ganz normaler Vorgang: „Wenn Pillendreher und Dosenhersteller werben können, warum nicht auch die Cannabiswirtschaft.“