Der neueste Kölner Tatort spielt im Rotlichtmilieu. Dazu wurde in einem Eroscenter in der Hornstraße gedreht. Eine der Frauen im Bordell wird von einer bekannten Sängerin dargestellt.
„Tatort“ aus KölnSo lief der Dreh im Bordell an der Hornstraße – berühmte Sängerin spielt Prostituierte
Das Kölner Bordell Pascha stand zuletzt häufig im Mittelpunkt von Ermittlungen im Schleuserskandal. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte die Immobilie bereits am 8. August als Konsequenz aus den Ermittlungen beschlagnahmt.
Am Sonntag (24. November 2024, 20.15 Uhr) beschäftigt sich auch der Kölner „Tatort“ mit der Prostitution in der Hornstraße. Der ARD-Krimi „Siebte Etage“ wurde jedoch im gegenüberliegenden Eroscenter „Das Bordell“ gedreht.
„Tatort“: Dreharbeiten fanden im Eroscenter in Köln statt
Im Film wird Haustechniker Malik Zeman vor dem Laufhaus tot aufgefunden. Die Hauptkommissare Max Ballauf (64, Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (63, Dietmar Bär) müssen vor allem auf der siebten Etage ermitteln, denn dort stand ein Fenster offen, aus dem Malik gestoßen wurde.
Auf dieser Etage gibt es einen Friseursalon, ein Nagelstudio und viele Zimmer, die von jungen Frauen angemietet werden. Von Mitte September bis Mitte Oktober 2023 wurde der „Tatort“ im Etablissement gedreht. Für die Film-Crew entstanden so skurrile Szenen.
„Während wir auf der siebten Etage gedreht haben, lief der Betrieb im Haus sozusagen ‚ganz normal‘ weiter. Das war zunächst in der Tat schon sehr befremdlich. Zumal ich vorher auch nie selbst in einem Eroscenter war. Um ans Set zu kommen, standen wir dann auch mit Männern zusammen im Aufzug, die auf anderen Etagen ausgestiegen sind“, berichtet Behrendt. „Am Set selbst blendest du das dann nach einer Weile aber aus.“
Regisseur Hüseyin Tabak (43) verlegte Zweidrittel der Drehzeit des Films in das Laufhaus, um eine besonders authentische Atmosphäre zu schaffen. „In den ersten drei Etagen liefen noch die Arbeiten der Damen weiter, während wir im obersten Stockwerk gedreht haben. Es gab nur einen kleinen Fahrstuhl, mit dem die Technik, aber auch die Frauen im Team hochgefahren sind. Denn tatsächlich ist man im Treppenhaus immer wieder Freiern begegnet“, sagt er.
Was den mehrfach preisgekrönten Filmemacher besonders überrascht hat: „Denen hat es nichts ausgemacht, dass wir im Haus waren. Die sind ihre Runden gegangen, einige haben gegrinst, andere haben dann doch verstohlen auf den Boden geschaut. Einige junge Männer waren schon gleich um zehn Uhr, als sie ihre Tore aufgemacht hatten, vor der Tür.“
Im Fokus des Krimis stehen die Frauen, die auf der siebten Etage arbeiten und hier unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen. Eine davon ist Chiara Passlak, eine frühere Prostituierte, die ein Nagelstudio betreibt und zugleich Anlaufstelle und Kummerkasten für die Frauen ist.
Die Rolle wird von Deutschlands erster Rapperin mit einem Nummer-eins-Hit („Du liebst mich nicht“) gespielt. Sabrina Setlur (50), die unter ihrem Pseudonym Schwester S. von Produzent Moses Pelham (53) vor 30 Jahren zum Topstar entwickelt wurde, gibt ihr „Tatort“-Debüt. Ihre Premiere als Schauspielerin feierte Setlur bereits 2000, vor vier Jahren nahm sie auch an „Let’s Dance“ teil.
Nun präsentiert sich die Hessin als mysteriöse Geschäftsfrau im Bordellbetrieb. „Ich fand das Eroscenter schon sehr befremdlich, zumal ich vorher noch nie an so einem Ort war. Hinzu kam noch, dass der laufende Betrieb ‚ganz normal‘ weiterging. Das macht natürlich schon etwas mit einem“, sagt die Darstellerin.
Der Kölner „Tatort“ will nicht nur leichte Krimi-Unterhaltung bieten. Vielmehr soll auch die Situation der Prostituierten im Rotlichtmilieu beleuchtet werden. „Schätzungen gehen davon aus, dass täglich mehr als eine Million Freier in Deutschland Prostituierte in Anspruch nehmen“, sagt die Ethikforscherin Prof. Elke Mack von der Uni Erfurt. „Dieser ‚Tatort‘ soll ganz klar den Frauen hinter diesen Türen eine Stimme und ein Gesicht geben“, sagt deshalb Regisseur Tabak.
Ob sich durch den 90-Minuten-Streifen etwas an den Zuständen ändert, bezweifelt zumindest Hauptdarsteller Bär. „Das ‚älteste Gewerbe der Welt‘, wie es so schön heißt – somit ist die Auseinandersetzung der Welt mit diesem Gewerbe logischerweise genauso alt. Einfach verbieten lässt es sich, wie so vieles andere auf dieser Welt, nicht. Dafür ist die Problematik zu komplex“, sagt der Schauspieler.
„Es ist aber immer gut zu wissen, dass ein ‚Tatort‘ und seine Geschichte, sein Fall, am ‚Montag danach‘ Gesprächsstoff bietet; am Arbeitsplatz, am Tresen oder auch am Familientisch.“
„Tatort“ Köln: „Wir wollen den Frauen hinter den Türen ein Gesicht geben“
Eine Szene dürfte besonders eindringlich sein. In sehr rascher Schnittfolge werden männliche Körper beim Orgasmus gezeigt und dann der Körper des Mordopfers in der Pathologie. „Es geht um die Sicht der Frauen“, sagt Tabak.
„Die Männer fühlen sich als großes und starkes Alphatier, während sie aber beliebig austauschbar sind. Denn wenn sie am Ende ihren Orgasmus haben, fällt der Vorhang und die Show ist vorüber. Dann ziehen sie alle ihre Unterbuxen wieder an und müssen den Raum für den Nächsten verlassen.“