Die Kölner „Torburg“ wagte wegen Corona einen mutigen Schritt – und muss dafür nun harte Konsequenzen fürchten.
„Torburg“ vs. StadtZoff um Kölner Kult-Kneipe eskaliert: „Wie Kleinkriminelle dargestellt“
Seit 21 Jahren betreiben Martin und Hülya Wolf die preisgekrönte Blues-Kneipe „Torburg” in der Südstadt. Als Corona kam, entwickelten die beiden einen kreativen Wintergarten-Plan und verlagerten ihr Geschäft nach draußen.
Im Oktober 2020 bauten sie vor der Kneipe Windschutzwände, Heizungen und Schirme auf, um der Kälte zu trotzen. Kostenfaktor: 20.000 Euro. Doch dann intervenierte das Ordnungsamt – die Schirme seien zu groß, heißt es.
Köln: „Torburg“ setzt neues Corona-Konzept um
Normalerweise sind die Schirme nur vier mal vier Meter groß, aber um die Corona-Abstandsregeln einzuhalten, entschied sich Familie Wolf, vier mal sechs Meter große Modelle zu installieren.
Dafür machten sie den Innenraum schon in den ersten Lockdowns dicht, um die Ansteckungen zu reduzieren. Nur die Toilette war für die Besucherinnen und Besucher noch offen.
Corona-Konzept der „Torburg“ ruft Ordnungsamt auf den Plan
„Der Umbau war nur mündlich mit der Stadt abgesprochen und stellte zunächst überhaupt kein Problem dar“, schildert Betreiber Martin Wolf gegenüber EXPRESS.de.
Doch was als Corona-Paradebeispiel anfing, ist dem Ordnungsamt nun ein Dorn im Auge.
Wegen Ordnungsamt: Bekannte Kölner Blues-Kneipe in Bedrängnis
Der Grund: Die Stadt und die individuellen Konzessionsbestimmungen der „Torburg“ erlauben nur die kleineren, quadratischen Schirme.
Zudem ragt das neue Arrangement in die vorgeschriebenen, drei Meter großen Rettungswege der Feuerwehr hinein.
Besonders problematisch ist, dass der Chlodwigplatz zum öffentlichen Raum zählt – für die gastronomische Nutzung gelten dort spezielle Sondergenehmigungen. Auch Maße und Abstand der Schirme und Tische sind genau festgeschrieben.
Konflikt mit Ordnungsamt: Das sagt die Stadt Köln
„Bei der Genehmigung von Außengastronomien ist u.a. die Verkehrssicherheit sicherzustellen und fortlaufend auf die Einhaltung der Erlaubnislagen zu achten“, erklärt die Stadt auf Anfrage.
Wer etwa die Rettungswege blockiere oder die in der Erlaubnis genannten Maße der Außenmöbel missachte, habe zumindest auf Dauer mit Konsequenzen rechnen.
Im schlimmsten Fall könne den Gastronominnen und Gastronomen sogar die „Sondernutzungserlaubnis für die Außengastronomiefläche“ entzogen werden.
Kölner Ordnungsamt zeige sich nicht kompromissbereit
Einen Einblick in das genaue Beschwerdedokument können weder die Stadt noch die „Torburg“ geben. Klar ist aber, dass das Schreiben auf Seiten der Familie Wolf nicht auf Verständnis stößt.
„Auf 12 Seiten wird gelogen, verleumdet und wir werden wie Kleinkriminelle dargestellt, wir haben so etwas noch nicht erlebt“, heißt es in einem Instagram-Post des Kölners.
Die zuständige Beamtin habe etwa behauptet, die größeren Schirme seien schon vor Corona installiert worden – das stimme einfach nicht, so Wolf. Zudem seien die beiden als „unbelehrbar“ bezeichnet worden.
Kölner Südstadt: Auch andere Gastronomien betroffen
Und das, obwohl sie mehrere Lösungsvorschläge gemacht haben – etwa, die Schirme zu verschieben oder mit der örtlichen Feuerwehr zu sprechen.
„Wie sie mit uns Gastronominnen und Gastronomen umgehen, ist einfach unter aller Kanone“, empört sich Martin Wolf. Aber einfach aufgeben, ist für die beiden längst keine Option mehr – denn geht es um die Existenz ihrer Kneipe.
Letzter Ausweg: Kölner Kneipe wegen Ordnungsamt vor Gericht
Mit der Riesen-Investition für die Außenausstattung und den Corona-Einbrüchen der letzten Jahre, wäre eine neue Welle für sie kaum mehr zu stemmen.
Nach langem Zögern haben sie jetzt einen Anwalt eingeschaltet, der das zwölfseitige Dokument der Stadt überprüft. Wie das Gerichtsverfahren ausgeht, ist allerdings noch völlig unklar. (str)