TUI-Kunden in AufruhrKölner bekommt nachts Nachricht und ist sofort hellwach

TUI

Dutzende TUI-Kunden waren am Wochenende von Fehlbuchungen betroffen. Das Symbolfoto zeigt einen Mann im Oktober 2020 vor einem Reisebüro in Liverpool mit TUI-Werbung.

von Susanne Scholz  (susa)

Köln – Wenn nachts um 1.30 Uhr das Handy rappelt, sind es selten gute Nachrichten. Das stellte auch Thorsten Sabow (41) aus Köln-Zollstock fest. In der Nacht zum Samstag (20. Februar) ging auf seinem Smartphone die Warnung ein, dass seine Kreditkarte belastet worden und das Limit erreicht sei. Und so ging es am Wochenende Dutzenden anderen. Sie wurden allesamt Opfer von Fehlbuchungen des Urlaubskonzerns TUI.

  1. Urlaubskonzern TUI bucht unautorisiert Tausende Euro bei Kunden ab
  2. Kölner Thorsten Sabow von TUI-Fehlabbuchung betroffen
  3. Konzern spricht von Software-Fehler

„Als ich die Meldung bekam, habe ich natürlich direkt die Kreditkarte sperren lassen“, sagt Sabow, der zunächst an einen Hacker-Angriff dachte. Mit zweimal 1000 Euro war seine Kreditkarte von TUI belastet worden. „Ohne das ich eine Reise gebucht habe. Wo soll man auch zu Corona-Zeiten hin?“, sagt Sabow im Gespräch mit EXPRESS.

Kreditkarte belastet: Online-Anzeige bei der Kölner Polizei erstattet

Der 41-Jährige erstattete eine Online-Anzeige bei der Polizei und rief am Morgen direkt bei der TUI an. „Dort war ich um 8 Uhr nicht der Erste, wie mir die Dame an der Hotline sagte“, so der Familienvater aus Zollstock weiter. „Auch bei einem Anruf in dem Reisebüro, in dem ich vor Corona Reisen gebucht hatte, sagte man mir, dass ich nicht der erste Anrufer bin, der falsche Abbuchungen auf seinem Konto hat.“

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Thorsten Sabows Kreditkarte wurde mit zweimal 1000 Euro von TUI belastet, ohne dass der Kölner einen Urlaub gebucht hätte. Der 41-Jährige war damit einer von Tausenden Kunden, die am Wochenende von den Fehlbuchungen betroffen waren.

Warum die Summen abgebucht wurden, konnte zu diesem Zeitpunkt aber weder die TUI-Mitarbeiterin, noch das Reisebüro sagen. Im Laufe des Tages häuften sich die wütenden Kommentare von Betroffenen bei Facebook. Denn nicht alle hatten das Glück, bei der TUI-Hotline einen Mitarbeiter zu erreichen. Hier einige Kommentare:

  1. TUI bucht auch bei mir unberechtigt über 2000 Euro von der Kreditkarte ab, obwohl Restbetrag erst in 5 Monaten fällig. Seit 45 Minuten (!) in der Hotline und kein Durchkommen in Sicht. Vertrauen zerstört. Danke TUI.
  2. Bin seit 2 Stunden und 3 Minuten in der Warteschlange und nix passiert
  3. TUI wie wäre es eigentlich mal mit einer aktiven Information von euch? Warum erfahre ich davon über Facebook? Ihr habt gestern fast 5000 Euro belastet! Geht’s noch?

TUI antwortete via Facebook: „Uns ist bekannt, dass es bei einigen unserer Kunden zu fehlerhaften Abbuchungen auf deren Kreditkarten gekommen ist. TUI untersucht aktuell die Hintergründe für diese Fälle... Kunden, die fehlerhafte Abbuchungen vermuten, können sich an debitorenbuchhaltung@tui.com wenden.“

So reagiert TUI auf die Fehlbuchungen

Inzwischen hat der Konzern auch auf seiner Webseite eine Info veröffentlicht. Darin heißt es:

Der Fehler, so versichert TUI, solle innerhalb von drei Werktagen behoben werden und die fehlerhaften Anfragen würden umgehend storniert. Eine Sperrung der Karte oder eine Meldung an das Kreditkartenunternehmen seien laut TUI nicht erforderlich.

Thorsten Sabow wartet nun ab – was soll er auch anderes machen? „Es ist natürlich ärgerlich, dass das Kreditkartenlimit jetzt erst einmal erreicht ist“, sagt er. Kosten für eine eventuelle Sperrung oder Entsperrung von Kreditkarten will TUI übernehmen und verweist auf weitere Informationen auf der TUI-Webseite.

Homeoffice und Homeschooling: Familie aus Köln-Zollstock urlaubsreif

Urlaubsreif ist die Familie nach der Aufregung und dem vergangenen Jahr auf jeden Fall. „Mit einem Kita-Kind daheim und einem Kind im Home-Schooling kann das sicher jede Familie nachvollziehen“, so Sabow, der als Mitarbeiter von NetCologne seit Wochen im Homeoffice arbeitet.

„Wenn wir Urlaub gebucht hätten, wäre es nach Thailand gegangen“, verrät er. Dort wollte die Familie bereits im vergangenen Jahr für drei Wochen Urlaub machen. Doch Corona torpedierte die Ferien-Pläne.

Thorsten_Sabow_Köln

Urlaub in Thailand hatten Thorsten Sabow (41) und seine Familie im Jahr 2020 geplant. Doch Corona machte den Kölnern einen Strich durch die Rechnung.

Doppelt bitter: Die Familie musste nicht nur sämtliche Urlaubspläne über den Haufen werfen. Durch die in finanzielle Schieflage geratene Thai-Air, bei der die Kölner gebucht hatten, warten sie noch immer auf die Erstattung der Kosten. „Mit 2400 Euro kein Pappenstil. Aber ob wir das Geld jemals wiedersehen, ist fraglich“, bleibt Sabow skeptisch.

Dennoch will er das Beste aus der Situation machen. „Bei dem schönen Wetter heute schnappe ich mir gleich meine Familie und dann geht's ab nach draußen“, freut er sich auf kölsches Urlaubsgefühl in Corona-Zeiten.