Kölner RosenmontagszugTV-Kritik: Wer hat sich das bitte ausgedacht?
Köln – Nicht am Zochweg, sondern auf der Couch: An einem denkwürdigen Rosenmontag 2021 schaute sich Köln den heiß geliebten Zoch im Fernsehen an. Denn Zugleiter Holger Kirsch winkte die Gruppen im Miniaturformat im Maßstab 1:3 in Kooperation mit dem Hänneschen durch die Wagenbauhalle des Festkomitees. Eine TV-Kritik.
- WDR überträgt Zoch im Mini-Format
- Kölner Rosenmontagszug 2021 historisch
- Kölner Hänneschen hilt in der Not
War das wichtig: Gleich zu Beginn holte der WDR Karnevals-Koryphäe Wicky Junggeburth auf den Schrim, der auch den letzten Nörglern gekonnt einnordete, warum die Durchführung des Zochs seinen Sinn hat. „Der Karneval hat eine Momentaufnahme und die sagt, dass der Karneval nicht gebrochen wird.“ Bravo, Wicky! Denn der Ex-Prinz appellierte an die Kraft des Fastelovend in diesen Zeiten.
Auch wenn der Beginn bis zum eigentlichen Zoch im Hänneschen-Format sich ein wenig hinzog: Wer bitte hat sich diese Alternative aufgrund von Corona ausgedacht? Ihm oder ihr gehört schon jetzt der kölsche Nobelpreis umgehängt!
So viel Liebe zum Detail, so viele kölsche Eigenarten – die Zuschauer erlebten ein grandioses Kunststück der kölschen Jecken am Maarweg. Zwei kölsche Institutionen – Festkomitee und Hänneschen – verzauberten uns nach allen Regeln der Kunst und sorgten für Balsam auf der geschundenen Corona-Seele.
Köln: Rosenmontagszug 2021 verzaubert Jecke
32 Meter Zochweg voll ins kölsche Hätz. Willy Millowitsch und Trude Herr auf einer Wolke und Ludwig Sebus als Interviewgast. Dazu wurde der Kölner SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach veräppelt, der aufgrund einer Sturmwarnung natürlich sofort alles absagen wollte. Tunlichst alle kommenden Züge. Zum Kugeln.
Ganz nebenbei eine Wohltat, im WDR wieder echt unverfälschtes Kölsch vom Hänneschen zu hören. Vielleicht eine Idee, die Puppensitzung wieder zu übertragen?Monika Salchert hätte bestimmt auch nichts dagegen. Sie nahm anstelle von Wicky Junggeburth neben Guido Cantz auf dem Kommentatoren-Stuhl Platz. Volle Power kölsche Information! Klar war aber auch, dass natürlich die Emotionen am „echten“ Zoch die Kommentatoren noch einmal mehr beflügelt. Beide verdienten sich aber ebenfalls ganz viel Respekt, die Stimmung dennoch so rüberzubringen.
„Nur zesamme sin mer Fastelovend“ – das Motto zog sich natürlich durch den ganzen Zoch. Der hatte natürlich in der Mitte ein Loch – einfach ganz süß inszeniert.
Zu den Wagen der Traditionskorps gesellten sich auch bissige Persiflagewagen, beispielsweise der EU-Wagen, der die Krise im Camp Moria thematisierte. Natürlich fehlten FC und die Diskussion ums Erzbistum Köln nicht.
Köln: Rosenmontagszug im Mini-Format
Herrlich, wie man sich auf die Schippe nahm: Polizist „Schnäuzerkowski“ musste Holger Kirsch wieder auf die andere Rheinseite schicken: In Anlehnung an seinen Versuch, den Rosenmontagszug auch auf der Schäl Sick laufen zu lassen, was aber am Votum einiger mächtiger Präsidenten scheiterte.
Als das neue Motto „Alles hät sing Zick“ und natürlich die AWB vorbei rauschten, stand fest: Köln stand nicht am Zochweg. Aber dieser Zoch hat den Weg in die jecken Herzen gefunden. Eine wirklich historische Meisterleistung aller Beteiligten, die sich auf die Schulter klopfen können. Sie haben Köln und den Jecken ein Stück Corona-Urlaub und eine ordentliche Portion Hoffnung geschenkt.