Kopfschütteln vor GerichtKölner Juwelier (81) erlebt Horror-Überfall – von eigener Mitarbeiterin verraten?

Der ge­stän­dige An­ge­klagte mit seiner Ehefrau und seiner Anwältin Monika Troll im Kölner Land­ge­richt am 3. März 2023.

Der ge­stän­dige An­ge­klagte (r.) mit seiner Ehefrau und seiner Anwältin Monika Troll im Kölner Land­ge­richt am 3. März 2023.

Ein Kölner Juwelier ist vor rund einem Jahr brutal überfallen worden. Die Strippenzieherin dabei könnte die eigene Mitarbeiterin gewesen sein. Vor Gericht gab es nun neue Details.

von Hendrik Pusch  (pusch)

Ein überfallener Schmuckhändler aus der Kölner Innenstadt wurde womöglich von der eigenen Mitarbeiterin ans Messer geliefert.

Der heute 81 Jahre alte Geschäftsmann war nach dem Verlassen seines Ladens brutal überwältigt, gefesselt und in den Kofferraum seines Autos gesteckt und dort gefangen gehalten worden. Einer der Täter legte am Freitag (3. März 2023) im Landgericht nun ein umfassendes Geständnis ab.

Köln: Überfallener Juwelier für mehrere Stunden im Kofferraum gefangen

Er habe bei dem Händler oft Schmuck beliehen, sagte der Beschuldigte beim laufenden Strafprozess. Die ihm bekannte Angestellte habe dann die Idee gehabt, ihren Chef zu bestehlen.

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Dies sei aber kein einfaches Unterfangen gewesen, da der Juwelier nur einen einzigen Schlüssel zu seinem Geschäft besitze und diesen immer bei sich trage. Außerdem habe er eine Waffe griffbereit im Laden.

„Wir können ihm was in den Kaffee mischen“, habe die mutmaßliche Drahtzieherin gesagt und offenbar gemeint, dass man den Juwelier betäuben solle. „Das wollte ich nicht“, sagte der Komplize. Stattdessen habe man sich darauf geeinigt, weitere Mittäter zu suchen, die dem Senior den Schlüssel abnehmen und kurze Zeit festhalten sollten. Dann könne man „in Ruhe“ seinen Laden ausräumen.

Am Tattag vor rund einem Jahr hatte der Senior sein Geschäft allerdings schon gegen 15 Uhr verlassen, statt wie sonst üblich gegen 18.30 Uhr. Man habe aber erst in den Laden gewollt, wenn es dunkel war, sagte der Angeklagte, der vom Schlägertrupp den Schlüssel überreicht bekommen hatte. Die Komplizen fuhren daher über Stunden mit ihrem Opfer und dessen grauen Mercedes durch die Stadt.

Angeklagte erbeuten bei Überfall auf Kölner Juwelier 300.000 Euro

Die Entführer stellten das Fahrzeug letztlich auf dem Parkplatz des Wochenmarktes in Vingst ab. Erst gegen 20 Uhr hörten Passanten und Passantinnen die Hilferufe des eingesperrten Juweliers und riefen die Polizei. Der herzkranke Mann konnte befreit werden, er erlitt leichte Verletzungen. Kopfschüttelnd, mit zitternden Händen und blass hatte der 81-Jährige beim Prozessauftakt der Anklage zugehört.Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Während der Senior im Auto gefangen war, hatten die Komplizen vor allem kostbare Ringe und Ketten im Wert von 300.000 Euro im Geschäft an der Hohe Pforte erbeutet. Die jetzt Angeklagten – zwei Ehepaare – und die Entführer sollen die Beute dann untereinander aufgeteilt haben. Seinen Anteil habe er für 6500 Euro weiterverkauft, sagte der geständige Angeklagte.

Der Anwalt des Beschuldigten betonte, dass die Entführung und das lange Festhalten des Seniors so nicht geplant gewesen seien. Gegen die mutmaßlichen Entführer wird gesondert ermittelt, ein Prozesstermin steht noch aus. Als Beweise gelten in dem Verfahren auch offenbar verdächtige Telefongespräche, die überwacht wurden. Ein erstes Urteil ist für Ende April vorgesehen.