Der Ukrainer Michail Varshavskyy muss aus Köln dem Krieg in seiner Heimat fast tatenlos zusehen. Er befürchtet, dass seine Heimatstadt Odessa als nächstes angegriffen werden könnte.
Kölner Ukrainer (62) sicherAus diesem Grund kann Russland den Krieg nicht gewinnen
Die Opernpassagen an der Breite Straße, Samstagmittag. In einem der Geschäfte, dem „Karnevalshaus“, steht der Ukrainer Michail Varshavskyy (62) am Verkaufstresen. Das Geschäft gehört seinem Sohn. Wie in einer diplomatischen Vertretung steht die blau-gelbe Fahne auf dem Pult.
Auf dem Computer verfolgen Michail und seine Ehefrau die Live-Berichterstattung aus ihrer Heimat. Manchmal sieht man das Entsetzen in ihren Augen.
„Wir können nicht schlafen. Wir können nicht essen”, sagt der Ukrainer aus der berühmten Schwarzmeermetropole Odessa. „Wir wollen auch kämpfen, aber wir können nicht.“ Die von Putin angezettelte Tragödie um die Heimat zerreißt dem Ehepaar, das seit 2001 in Köln lebt, das Herz.
Krieg in der Ukraine: Ehepaar Varshavskyy lebt in Köln in Angst
„Mein Bruder lebt in Odessa, mit seinem kranken Sohn. Wir telefonieren jeden Tag“, sagt Lina Varshavskyy (59). „Er hat Angst“, sagt sie weiter.
Der Witwer stelle zur Zeit mit anderen Helfern Tarnnetze für die ukrainischen Soldaten her. Er habe gesagt, die russischen Truppen wären noch in 200 Kilometer Entfernung von der Stadt. Aber immer wieder würden die Sirenen heulen.
Ukraine: Bereitet Russland Angriff auf Odessa vor?
Am Sonntag verschärfte sich dann die Lage: Der ukrainische Präsident teilte im Fernsehen mit, Russland bereite sich auf die Bombardierung Odessas vor.
Michail Varshavskyy war früher Boxer. Auf seinem Handy hat er Fotos der jungen Klitschko-Brüder (noch mit Schnäuzer) beim Besuch eines Boxclubs in Odessa. Ein anderes Foto zeigt einen seiner Freunde, einen Restaurantbesitzer, in seinem Lokal in Odessa mit Präsident Selenskyj.
Kölner Ukrainer sagt: „Gegen die Partisanen wird Russland nicht ankommen“
„Odessa ist eine wunderschöne Stadt“, erzählt Varshavskyy. Diesen Krieg könne Russland auf Dauer nicht gewinnen. „Die Ukraine ist sehr groß. Gegen die Partisanen werden sie nicht ankommen. Die Ukrainer lieben ihre Erde sehr.“
Seit der Annexion der Krim und damit der Stadt Sewastopol durch Russland ist Odessa das Hauptquartier der ukrainischen Seestreitkräfte.
Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den in seinem Land vorrückenden russischen Truppen vorgeworfen, Angriffe auf die Stadt vorzubereiten. „Sie bereiten die Bombardierung von Odessa vor. Odessa!“, sagte er in einer Videobotschaft. „Das wird ein Kriegsverbrechen, das wird ein historisches Verbrechen.“