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Unfassbare Details aus Behörden-AktenDie Geschichte von Leverkusens Protz-Familie G.

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Die Polizei beschlagnahmte gleich mehrere Luxus-Karossen.

Leverkusen – Polizeipräsidium Köln, es ist ein Freitag im Dezember 2015. Eine Informantin, Deckname Maria, erscheint und macht eine Aussage mit weitreichenden Folgen. Sie berichtet über kriminelle Machenschaften durch einen berühmt-berüchtigten Roma-Clan in Leverkusen, dessen Mitglieder seit Jahrzehnten Dutzende Strafakten füllen.

Michael G. ist offiziell mittellos

Hier geht es um Michael G., den Sohn des Clanchefs, mehrfach vorbestraft unter anderem wegen der Enkel-Trick-Masche, der etliche Senioren zum Opfer fielen.

Offiziell ist Michael mittellos, seine Frau bekommt mit den Kindern seit Jahren Hartz-IV. Dennoch soll der 42 Jahre alte Mann in Leverkusen ein Mehrfamilienhaus gekauft haben.

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Die Polizei beschlagnahmte unter anderem mehrere Luxus-Autos.

Für Hunderttausende Euro ließ er es sanieren und seiner Familie darin eine Luxuswohnung einrichten. Das Geld, beteuerte Maria, stamme aus Gaunereien, meist zum Nachteil alter Leute. Zudem sei die Sippe daran beteiligt, kriminelle Einnahmen zu waschen – vor allem in Österreich und der Schweiz.

„Sonderkommission Bischof“ ermittelte gegen Don Mikel und Co.

Marias Angaben brachten eines der größten Wirtschaftsstrafverfahren gegen eine weit verzweigte Betrüger-Bande ins Rollen. Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewähren exklusive Einblicke in die Machenschaften der Oberhäupter einer der bundesweit einflussreichsten Großfamilien. Zwar wanderten etliche Protagonisten immer mal wieder wegen Gaunereien, Trick- oder Kreditbetrugs, Diebstahls oder räuberischer Erpressung ins Gefängnis, doch die Sippe ließ sich dadurch nicht beeindrucken.

Mehr als ein Jahr lang ermittelte die „Sonderkommission Bischof“ gegen Don Mikel, wie Michael G. in der Szene genannt wurde, und seine Komplizen. Die Fahnder hörten Telefone ab, installierten GPS-Sender und versuchten mit Hilfe eines Abhör-Detektors, konspirative Treffen in Lokalen zu belauschen.

Polizei beschlagnahmt Immobilien

Dieses Mal kümmerten sich die Ermittler jedoch weniger um die Betrugstaten, sondern viel mehr darum, die Finanzströme des Syndikats aufzuhellen und auszutrocknen. In erster Linie zielten die Maßnahmen darauf ab, die Geldwäschetransfers zu beleuchten. Den Weg des kriminell erwirtschaften Gelder nachzuvollziehen, die der Clan in Immobilienkäufe gesteckt haben soll. Deshalb wurde das Vermögen der Bande konfisziert sowie Immobilien, Nobel-Karossen, Uhren und Schmuck beschlagnahmt. Neben den Vorwürfen wie bandenmäßige Betrügereien, Sozialhilfe-Schwindel und Kreditgaunereien versucht die Justiz den Schlüsselfiguren Geldwäsche und Steuerhinterziehung im großen Stil nachzuweisen.

Bei „Don Mikel“ führten die Nachforschungen der Beamten zum Erfolg. So enttarnten die Strafverfolger ein mutmaßlich kriminelles Netzwerk von mehr als 40 Personen rund um den Finanzschieber des Clans. Seit einer Razzia Ende März sitzt G. mit zwei weiteren Hauptverdächtigen in Untersuchungshaft, zwei weitere Verdächtige wurden bislang verschont.

Immobilien, Autos und Uhren

Der Clan besteht aus einem Geflecht verwandter und verschwägerter Familien. Häufig leben die Männer zum Schein von ihren Frauen getrennt. Diese kassieren den Ermittlungen zufolge dann jahrelang staatliche Unterstützung für sich und ihre Kinder, obschon sie mit ihren Partnern zusammen wohnen – wie beispielsweise bei Michael G. im Luxusheim in Leverkusen-Bürrig. Gut 104.000 Euro soll die Frau von Michael G. laut Staatsanwaltschaft vom Jobcenter in Leverkusen erhalten haben. Dabei ergaben die Ermittlungen, dass ihr Mann etliche Immobilien besitzen soll.

Laut einem Vermerk soll er mindestens zwei Millionen Euro an Vermögen angesammelt haben, ganz zu schweigen von Nobel-Autos wie einem Porsche oder einem Mercedes SLS. „Autos sind sein Heiligtum“, sagte ein Komplize, über den die Fahrzeugbriefe liefen.

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In diesem Haus vermutet die Polizei den Hauptsitz des Familien-Clans.

„Don Mikel“ protzte mit seinem Reichtum. In der Schweiz erstand er eine Patek Philippe-Uhr für 65.000 Euro. Zum Geburtstag schenkte er seinem ältesten Sohn einen Porsche. In seine Wohnung ließ er eine Sauna mit Musikanlage einbauen, goldene Wasserhähne und hochwertige Marmorausstattung inklusive. Er soll gesagt haben: Es sollte alles „vom Feinsten“ sein. Hartz-IV-Paradies auf 220 Quadratmetern Wohnfläche, doch niemand im Jobcenter fiel etwas auf.

Michael G. agierte über Strohmänner

Monatelang zapften die Ermittler die Handys von Michael G. und seiner Vertrauten an. Es stellte sich heraus, dass er über Strohmänner agierte: Über einen Deutsch-Perser namens Kurosch A. beispielsweise kaufte und verkaufte er laut Anklage Immobilien, verhandelte mit Banken über Kredite. So geschehen mit Wohnhäusern in der Maybachstraße in Köln, in Mettmann oder an der Venloer Straße.

Nach außen hin soll sein Strohmann als Eigentümer firmiert haben. Somit verfügte G. offiziell über keine Einkünfte. Und niemand interessierte sich dafür, dass die Millionen für die Investitionen womöglich aus dubiosen Quellen des Clans stammten. In einem Telefonat, das die Polizei dokumentierte, stellte Michael G., dass es seine Häuser seien und der Deutsch-Perser für ihn nur unterschreibe.

Rip-Deal in der Schweiz

Viel Geld, so folgern die Ermittler, soll der Hauptverdächtige ergaunert haben. So etwa mit Teppich-Betrug in Österreich und Norditalien. In der Schweiz soll Michael G. im Sommer 2016 einen sogenannten Rip-Deal eingefädelt haben: Offenbar suchte ein vermögender Eidgenosse eine Möglichkeit, sein Schwarzgeld in Franken gegen saubere Devisen in Euro einzutauschen und geriet dabei an den Falschen. Die Ermittler vermuten, dass der gute Mann seinen Geldkoffer mit echten Scheinen, gegen einen mit falschen Noten tauschte. Begeistert prahlte Michael G. am Telefon, dass man eine halbe Million Franken „gemacht“ habe.

Und die Betrügereien sollen munter weiter gegangen sein. Im September 2016 soll G. über einen Strohmann von dem Ehepaar Müller (Name geändert) in Frechen für knapp 1,4 Millionen Euro ein großes Anwesen erworben haben. Gegenüber den Müllers gab sich der mutmaßliche Hochstapler als Maikel Goldmann aus. Laut Haftbefehl plante er, die alten Eheleute auszunehmen.

G. erschleicht sich Vertrauen

Fortan besuchte G. die Müllers häufiger. Er soll sich als Sprössling einer reichen jüdisch-amerikanischen Familie ausgegeben haben, die einst deutsche Automarken in die USA importierte. Sein Großvater habe in einem deutschen Konzentrationslager gesessen. Er selbst, Maikel, besitze in Florida eine Villa samt Jacht und Hubschrauber. Seine Firma hierzulande beschäftige 400 Mitarbeiter. Goldmann hofierte die Müllers laut Anklage, lud sie nach London ins Ritz-Hotel ein, überhäufte sie immer wieder mit Geschenken.

Später wird Peter Müller schildern, wie geschickt sich Michael G. in sein Herz geschlichen habe. „Da wir keine Kinder hatten, war es wie eine Vater-Sohn-Beziehung“. Das Vertrauen soll der „neue Sohn“ eiskalt ausgenutzt haben. Anfang Januar 2017 schilderte G. seinem väterlichen Freund laut Anklage ein „Riesenproblem“: Es gebe einen finanziellen Engpass, um seine Belegschaft in Deutschland zu bezahlen. Er brauche Euros. Sein Dollar-Vermögen in den USA sei blockiert, log Goldmann. Als Beleg für seine Angaben übergab er Müller laut Anklage 200.000 Dollar in bar – angeblich echt.

Inszeniertes Treffen mit angeblichen Verkäufern

Müller wollte helfen. Bis zum Oktober 2017 soll der Pensionär seinem neuen „Freund“ gut 660.000 Euro übergeben haben, teils in Scheinen teils in Gold. Die Rückzahlung sollte einen halben Monat später erfolgen. G. erfand stets neue Vorwände, den alten Mann anzuzapfen, so steht es in der Akten. Müller zahlte. Vertrauensselig überzog er für den Abzocker seine Konten, löste Lebensversicherungen auf und plünderte vorübergehend das Sparbuch seiner Schwiegermutter.

Im Sommer 2017 dann soll G. das Ehepaar nach Kärnten eingeladen haben. Der Plot des Ferien-Schauspiels: Wieder einmal gab der Leverkusener vor, klamm zu sein, wollte aber einen Komplex mit 200 Ferienwohnungen erwerben. Aber es gebe Probleme mit den Verkäufern, einem ägyptischen Ehepaar. Bei einem Treffen mit den angeblichen Verkäufern ließ sich Müller laut Anklage erneut breitschlagen, seinem vermeintlichen Freund Michael 125.000 Euro vorzuschießen. Detail am Rande: Das ägyptische Ehepaar sollen die Eltern von Michael G.. gespielt haben.

„Du bist doch mein Papa und du quasi meine Mama“

Insgesamt sollen die Müllers um knapp eine Million Euro betrogen worden sein. Lang vertrauten die Rentner ihrem Abzocker. Immer wieder hatte er ihnen versichert: „Du bist doch mein Papa und du quasi meine Mama.“

(exfo)