Venloer StraßeNach heftiger Kritik: Verkehrsversuch in Köln gescheitert? Stadt bezieht Stellung

In der Venloer Straße stehen Tempo 20 Schilder.

In der Venloer Straße, hier am 10. Januar 2023, stehen Tempo-20-Schilder, rechts vor links regelt den Verkehr. Die Stadt hat sich nun zur Kritik am Verkehrsversuch geäußert.

Wie geht es weiter auf der Venloer Straße? Eine Frage, die viele Menschen in Köln beschäftigt? Nach einer wahren Kritikwelle hat sich nun die Stadt in einem ausführlichen Statement geäußert.

von Niklas Brühl  (nb)

Die veränderte Verkehrsführung auf der Venloer Straße bewegt weiterhin viele Kölnerinnen und Kölner. In den vergangenen Tagen wurden die Stimmen derer immer lauter, die den Verkehrsversuch bereits als gescheitert ansehen. Karl Alexander Mandl von der CDU fordert gar das sofortige Ende aller Verkehrsversuche im gesamten Stadtgebiet.

Anwohnende und Unternehmerinnen und Unternehmer sprachen mit EXPRESS.de und schilderten ihre – meist negativen – Erfahrungen auf der Venloer Straße. Aber wie schätzt die Stadt die Lage ein? Ist der Versuch wirklich gescheitert oder halten die Verantwortlichen noch weiter an ihm fest?

Stadt Köln äußert sich zu Kritik an Verkehrsversuch auf der Venloer Straße

In einer ausführlichen Stellungnahme hat sich die Stadt am Dienstag (7. Februar 2023) zu einer Anfrage von EXPRESS.de geäußert. Die Fragen sind klar: Wie geht es weiter auf der viel befahrenen Venloer Straße? Ist die Unsicherheit vieler Verkehrsteilnehmenden bei der Stadt angekommen? Und ganz entscheidend: Ist der Verkehrsversuch noch tragbar?

Warum die Stadt die Maßnahmen auf der Venloer Straße überhaupt auf diese Weise in die Wege leitete, erklärt ein Sprecher folgendermaßen: „Der Verkehrsversuch auf der Venloer Straße dient dazu, die Urbanität in dem geschäftigen Straßenzug zu stärken, den Raum lebenswerter zu gestalten und die Aufenthaltsqualität nachhaltig zu erhöhen.“

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Die Verwaltung beobachte seit Umsetzung des Verkehrsversuches Anfang Dezember die Verhältnisse auf der Venloer Straße sehr genau und die Auswirkungen würden über den gesamten Zeitraum erhoben und entsprechend evaluiert.

„Dabei haben erste Messungen bereits gezeigt, dass das Ziel der Geschwindigkeitsabsenkung durch die umgesetzten Maßnahmen erreicht werden konnte. Dies ist ein zentraler Schritt auch in Bezug auf die Umsetzung der zweiten Stufe des Verkehrsversuches“, so der Sprecher der Stadt Köln.

Venloer Straße: Stadt Köln gesteht Fehler ein

Allerdings seien auch negative Folgen auffällig geworden – die auch direkt Betroffene gegenüber EXPRESS.de zum Ausdruck gebracht haben. „Die durch die Zonen-Beschilderung und die neuen geltenden Verkehrsregeln erwartete Reduzierung des Kfz-Verkehrs konnte bislang noch nicht ausreichend festgestellt werden“, sagt der Stadtsprecher.

„Damit wird das Ziel, den Abschnitt für zu Fußgängerinnen und Fußgänger bei der Überquerung von der einen zur anderen Straßenseite durchlässiger zu machen, aktuell nicht erreicht.“

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Daten und Fakten zu Kölner Straßen

Blick auf die Severinstraße mit Torburg in Köln.

Die Severinstraße, aufgenommen im Dezember 2021. Namensgeber: St. Severin, um 350, dritter Bischof von Köln. Stadtteil: Altstadt/Süd. Länge: 1057 Meter. Benannt: 1816. Highlights: Die Kirche St. Severin. Zahl der Nationalitäten: 60. Einwohner/-innen: 1083, davon Frauen: 501. Durchschnittsalter: 42 Jahre. Kinder & Jugendliche: 68 (6,3 Prozent). Senioren/-innen ab 65 J.: 178 (16,4 Prozent). Ausländer/-innen: 202 (18,7 Prozent). Haushalte: 778, darunter mit Kindern: 47 (6 Prozent). Einpersonenhaushalte: 569 (73,1 Prozent). Stand: 2017.

Menschen laufen über eine Straße in der Kölner Altstadt.

Die Salzgasse, aufgenommen im Juli 2021. Namensgeber: Der Salzhandel im Mittelalter. Stadtteil: Altstadt-Nord. Länge: 166 Meter. Benannt: 1816. Highlights: Gastrobetriebe. Zahl der Nationalitäten: 17. Einwohner/-innen: 80, davon 31 Frauen. Durchschnittsalter: 34 Jahre. Kinder & Jugendliche: 4. Senioren/-innen ab 65 J.: 6. Ausländer/-innen: 32. (40 Prozent) Haushalte: 65, darunter mit Kindern: 3 (4,6 Prozent). Einpersonenhaushalte: 54 (83, 1 Prozent).

Blick auf die Bismarckstraße in Köln.

Die Bismarckstraße in Köln, aufgenommen im Februar 2015. Namensgeber: Otto von Bismarck, Gründer des Deutschen Reiches. Stadtteil: Neustadt-Nord. Länge: 643 Meter. Benannt: 1886. Highlights: Szenelokal Alcazar, Gerhard Richters Spuren. Zahl der Nationalitäten: 38. Einwohner/-innen: 819, davon 403 Frauen. Durchschnittsalter: 40 Jahre. Kinder & Jugendliche: 55. Senioren/-innen ab 65 J.: 89. Ausländer/-innen: 119. Haushalte: 582, darunter mit Kindern: 40 (6,9 Prozent). Einpersonenhaushalte: 412 (70,8 Prozent).

Wohnhäuser mit historischer Fassade in der Kölner Südstadt.

Die Elsaßstraße in Köln, aufgenommen im April 2021. Namensgeber: Elsaß, das französische Grenzland. Stadtteil: Südstadt. Länge: 429 Meter. Benannt: 14. August 1884. Highlights: Die Backsteinsiedlung „Kolonie“. Zahl der Nationalitäten: 30. Einwohner/-innen: 741, davon 366 Frauen. Durchschnittsalter: 38 Jahre. Kinder & Jugendliche: 115. Senioren/-innen ab 65 J.: 78. Ausländer/-innen: 207 (27,9 Prozent). Haushalte: 406, darunter mit Kindern: 76 (18,7 Prozent). Einpersonenhaushalte: 224 (55,2 Prozent).

Blick auf die Von-Sparr-Straße in Köln.

Die Von-Sparr-Straße in Köln, aufgenommen im März 2017. Namensgeber: Oberst Otto Christoph Freiherr von Sparr. Stadtteil: Mülheim. Länge: 418 Meter. Benannt: 9. April 1913. Highlights: Gründerzeit-Architektur. Zahl der Nationalitäten: 44. Einwohner/-innen: 737, darunter 363 Frauen. Durchschnittsalter: 37 Jahre. Kinder & Jugendliche: 123. Senioren/-innen ab 65 J.: 65. Ausländer/-innen: 320. Haushalte: 446, darunter mit Kindern: 74. Einpersonenhaushalte: 282.


Blick auf die Kyffhäuser Straße mit Oruc Imbiss.

Die Kyffhäuser Straße in Köln, aufgenommen im Januar 2016. Namensgeber: Berg in Thüringen mit Burg Kyffhausen. Stadtteil: Neustadt-Süd. Länge: 350 Meter. Benannt: 18. August 1884. Highlights: Tankstelle (Kneipe), La Société, Manni's Rästorang. Zahl der Nationalitäten: 57. Einwohner/-innen: 666. Durchschnittsalter: 35 Jahre. Kinder & Jugendliche: 27. Senioren/-innen ab 65 J.: 45. Ausländer/-innen: 176. Haushalte: 466, darunter mit Kindern: 17. Einpersonenhaushalte: 365.

Luftaufnahme der Ehrenbergstraße in Köln-Riehl.

Die Ehrenbergstraße in Köln, aktuelle Satellitenaufnahme. Namensgeber: Christian Ehrenberg, Forscher (1795-1876). Stadtteil: Riehl. Länge: 169 Meter. Benannt: 1928. Highlights: Die historischen Haustüren und Fenster. Zahl der Nationalitäten: 3. Einwohner/-innen: 61, davon 32 Frauen. Durchschnittsalter: 44 Jahre. Kinder & Jugendliche: 12. Senioren/-innen ab 65 J.: 15. Ausländer/-innen: 11. Haushalte: 34, darunter mit Kindern: 7 Einpersonenhaushalte: 19.

Blick auf die Deutzer Freiheit in Köln.

Die Deutzer Freiheit in Köln, aufgenommen im März 2021. Namensgeber: Erinnert an den früheren Status als Stadt, als sie frei von Abgaben war. Stadtteil: Deutz. Länge: 483 Meter. Benannt: 1915. Highlights: St. Heribert und das alte Rathaus. Zahl der Nationalitäten: 19. Einwohner/-innen: 360, davon Frauen: 173. Durchschnittsalter: 41 Jahre. Kinder & Jugendliche: 33. Senioren/-innen ab 65 J.: 46 (12,8 Prozent). Ausländer/-innen: 35 (9,7 Prozent). Haushalte: 238, darunter mit Kindern: 25 (10,5 Prozent). Einpersonenhaushalte: 154 (64,7 Prozent).

Blick auf die Dagobertstrasse in Köln.

Die Dagobertstrasse in Köln, aufgenommen im Dezember 2016. Namensgeber: Dagobert I, König der Merowinger. Stadtteil: Altstadt-Nord / Kunibertsviertel. Länge: 552 Meter. Benannt: 1896. Highlights: Hotel Hopper. Zahl der Nationalitäten: 21. Einwohner/-innen: 250, davon Frauen: 131. Durchschnittsalter: 39 Jahre. Kinder & Jugendliche: 17. Senioren/-innen ab 65 J.: 25. Ausländer/-innen: 66 (26,4 Prozent). Haushalte: 174, darunter mit Kindern: 12 (6,9 Prozent). Einpersonenhaushalte: 123 (70,7 Prozent).

Eine Aufnahme in schwarz-weiß der Straße Im Klapperhof in Köln.

Die Straße Im Klapperhof in Köln, eine Aufnahme aus den 1980er Jahren. Namensgeber: Gutspächter Johann Klapper. Stadtteil: Friesenviertel. Länge: 339 Meter. Benannt: 1617. Highlights: Das neue Gerling-Quartier. Zahl der Nationalitäten: 13. Einwohner/-innen: 107. Durchschnittsalter: 37 Jahre. Kinder & Jugendliche: - Senioren/-innen ab 65 J.: 9. Ausländer/-innen: 18. Haushalte: 89, darunter mit Kindern: – Einpersonenhaushalte: 73.

Vor einer Bar an der Schaafenstraße in Köln stehen zahlreiche Party-Gäste.

Die Schaafenstraße in Köln, aufgenommen im Juni 2021. Namensgeber: Schäfer, die hier ihre Ställe hatten. Stadtteil: Altstadt-Süd. Länge: 271 Meter. Benannt: 28. Februar 1816. Highlights: Acht LGBTQI+-Bars auf 150 Metern. Zahl der Nationalitäten: 25. Einwohner/-innen: 316, davon 134 Frauen. Durchschnittsalter: 38 Jahre. Kinder & Jugendliche: 9. Senioren/-innen ab 65 J.: 36. Ausländer/-innen: 54. Haushalte: 246, darunter mit Kindern: 7. Einpersonenhaushalte: 188.

Menschen stehen am Straßenrand Schlange.

Der Gottesweg in Köln, aufgenommen im November 2021. Namensgeber: Wegstrecke der Gottestracht-Prozession. Stadtteil: Sülz/Klettenberg/Zollstock. Länge: 1432 Meter. Benannt: 1893. Highlights: Keller-Disco im ABS, die Terrasse „Sülzilien“. Zahl der Nationalitäten: 43. Einwohner/-innen: 1296. Durchschnittsalter: 42. Kinder & Jugendliche: 130. Senioren/-innen ab 65 J.: 234. Ausländer/-innen: 162. Haushalte: 769, darunter mit Kindern: 86. Einpersonenhaushalte: 479.

Menschen auf der Landmannstraße in Köln beim Straßenfest im Jahr 2018.

Die Landmannstraße in Köln, aufgenommen 2018. Namensgeber: Landmann/Bauer, früher ländliche Gegend. Stadtteil: Neuehrenfeld. Länge: 407 Meter. Benannt: vor 1900. Highlights: Geballte Vielfalt und herzliches Miteinander. Zahl der Nationalitäten: 25. Einwohner/-innen: 446, davon 216 Frauen. Durchschnittsalter: 39 Jahre. Kinder & Jugendliche: 59. Senioren/-innen ab 65 J.: 48. Ausländer/-innen: 59. Haushalte: 271, darunter mit Kindern: 38 (14 Prozent). Einpersonenhaushalte: 162 (59 Prozent).

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Dies sei aber eine notwendige Voraussetzung dafür, um die zweite Stufe des Versuches – die Einbahnstraßen-Regelung – starten zu können. Die dadurch resultierende Unsicherheit vieler Menschen, beispielsweise von Schulkindern oder älteren Menschen, wann und wo die Straße überquert werden kann, sei auch bei der Stadt registriert worden.

Der Sprecher sagt: „Aus diesem Grund hat die Stadt Köln entschieden, mit weiteren dämpfenden Verkehrsmaßnahmen dieser noch nicht zufriedenstellenden Situation weiter entgegenzuwirken.“

Stadt Köln: „Überlegungen, den Verkehrsversuch abzubrechen, gibt es nicht“

Trotz dessen sieht die Stadt den Verkehrsversuch auf der Venloer Straße nicht als gescheitert an. Weitere Maßnahmen zur Optimierung seien vorgenommen worden – wie die Wiederinbetriebnahme der Ampelanlage an der Kreuzung Franz-Geuer-Straße/Venloer Straße/Piusstraße.

Auch die Aufstellung von Geschwindigkeitsanzeigen wurden in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Ehrenfeld am 30. Januar 2023 beschlossen. Weitere Nachjustierungen seien ebenfalls noch möglich.

Ein sofortiges Ende des Verkehrsversuches ist für die Stadt jedenfalls keine Option: „Überlegungen, den Verkehrsversuch abzubrechen, gibt es nicht. Die durchgeführten Beobachtungen der Verkehrssituation haben bereits eine Verbesserung gezeigt. Nach der ersten Gewöhnungszeit ist jetzt ein Lerneffekt eingetreten und eine Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmenden kann erkannt werden“, sagt der Sprecher Stadt Köln.

Dies sei auch im Rahmen des Runden Tisches Radverkehr von den Teilnehmenden bestätigt worden. Wann die Einbahnstraßen-Regelung auf der Venloer Straße umgesetzt werden kann, die sich vor Ort viele Menschen wünschen, sei derzeit noch nicht abzusehen. Und bis dahin bleibt erst einmal abzuwarten, wie sich die chaotische Situation auf der viel befahrenen Straße entwickelt.