Peter Florin wuchs Anfang der 1920er-Jahre in Köln-Poll auf – und schaffte es auf beruflichen Wegen nach New York. Dort wurde er Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Vor 50 JahrenVon Poll nach New York: Wie ein Kölner Kommunist den Big Apple aufmischte
„Ich war noch niemals in New York“ – das konnte er von sich nicht sagen. Mehr noch: Er war nicht nur da, nein, Peter Florin aus Köln residierte dort, und zwar in einem hellen Sandsteinbau an der Park Avenue 58.
Vom kleinen Fischerdorf Poll in die Häuserschluchten von Manhattan: Nur wenige kennen die Geschichte dieses Kölners, der es weit gebracht hat – bis zum Präsidenten der UN-Generalversammlung!
Von Poll nach New York: Kölner wird Präsident der UN-Generalversammlung
Genau 50 Jahre ist es her, dass die DDR, parallel mit der Bundesrepublik, im September 1973 in den Kreis der Vereinten Nationen aufgenommen wurde.
Peter Florin war einer der Top-Diplomaten im SED-Staat: stellvertretender Außenminister und ständiger Vertreter der DDR bei den UN in New York City. Florin, der kölsche Kommunist, hatte Karriere gemacht.
„Mit Poll versippt: Poller Familien – woher sie kamen und wo sie blieben“, heißt eine Broschüre des Heimatforschers Willi Steffens. Auf Seite 120 ist der Zweig der Florins registriert, um den es hier geht: Wilhelm Florin, Reichstagsabgeordneter der KPD in Berlin, gestorben 1944 in Moskau und sein Sohn Peter, geboren am 2. Oktober 1921.
Im Heft heißt es: „Peter war als Repräsentant der DDR in Amerika tätig“. Und: „Kontaktaufnahme schlug fehl.“
Das Haus, in dem die Florins lebten, steht noch: Im Kielsweg, der geradewegs zum pittoresken Alten Poller Friedhof führt. Doch Peter Florin war noch ein Kind, als seine Familie Köln verließ.
Laut Biografie besuchte er von 1927 bis 1933 die Volksschule und Oberrealschule in Essen und Berlin. Die Familie emigrierte 1933, im Jahr der Machtübernahme der Nazis, nach Frankreich, ging später in die Sowjetunion. Peter Florin studierte in Moskau ab 1940 Chemie, ging freiwillig 1941 als Soldat zur Roten Armee, wurde dort Leutnant.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands sah Florin sein Ideal in der Vision des „Arbeiter- und Bauernstaats“. Er schlug eine Laufbahn in der Einheitspartei SED ein und blieb unbeirrt ein Diener des Staates DDR, war Abgeordneter der Volkskammer, stieg auf in Politbüro und Zentralkomitee, jenen Synonymen des sozialistischen Machtapparates.
Er wurde Botschafter der DDR in der damaligen CSSR, danach bis 1973 Staatssekretär im Außenministerium und bis 1989 stellvertretender Außenminister.
Zu den aufregendsten Jahren in Florins Leben dürften jene in den USA gezählt haben. Er war seit 1973 nicht nur ständiger Vertreter der DDR bei den Vereinten Nationen mit Büro an der Park Avenue (bis 1981), er vertrat auch von 1980 bis 1981 die DDR im Sicherheitsrat der UNO – einmal auch als Präsident des Weltsicherheitsrates. Er war Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen in ihrer 42. Sitzungsperiode 1987 und während ihrer 15. Sondersitzung 1988.
Einer, der in Köln Bekanntschaft mit der weit verzweigten Sippe der Florins machte, ist Hans Burgwinkel (72), Leiter des Poller Heimatmuseums.
„Die Familie ist mir geläufig seit meiner Kindheit, das heißt seit den 50er Jahren. Ich war damals viel bei meinen Tanten, die Hintergärten zum Kielsweg hatten. Außerdem hatten sie einen Kleingarten neben der Familie Florin. Ich wunderte mich oft, dass meine Familie mit Respekt von der Familie Florin sprach. Ich hörte immer wieder, dass jemand aus der Familie ein bekannter Politiker in Ostdeutschland sei. Das hatte ich damals nicht verstanden, denn wer sollte von Poll immer wieder nach Ostdeutschland fahren“, sagte er.
Ob Peter Florin, der kölsche Jung, der auszog in die Welt, seine Kölner Heimat je wieder besucht hat, ist nicht bekannt. Er war verheiratet und hatte drei Kinder. Peter Florin starb 2014.