Wenn eine Ära zu Ende geht, schwingt immer etwas Wehmut mit. So auch beim Kölner Bernd Baltrusch, der sein Erfolgsunternehmen Rentmobil nach 37 Jahren als Geschäftsführer verlässt.
„Wehmütig, aber stolz“Der Caravan-König von Kölle macht Schluss – Erfolgs-Story endet nach 37 Jahren
Bernd Baltrusch ist schon immer ein begeisterter Camper gewesen. „Meine ganze Jugend habe ich praktisch im Zelt gebracht“, sagt der heute 56-Jährige im Gespräch mit EXPRESS.de. Geprägt durch seine vielen Erinnerungen von unzähligen Nächten auf diversen Campingplätzen hat sich der Kölner seinen Traum erfüllt und sein großes Hobby zum Beruf gemacht.
Denn bereits im Jahr 1985 gründete Baltrusch das Unternehmen Rentmobil, welches mit Wohnmobilen handelt, sie verleiht und Servicearbeiten anbietet. Das Unternehmen mit Sitz in Wesseling entwickelte sich schnell, hat heute 150 Fahrzeuge in der Vermietungsflotte und schließt jährlich um die 1000 Vermietungsverträge ab.
Doch nach 37 Jahren wird es Zeit für einen Generationswechsel. Bernd Baltrusch scheidet aus seinem Unternehmen aus. Im EXPRESS.de-Gespräch spricht der „Caravan-König von Kölle“ über diese schwere Entscheidung, über die turbulente Anfangszeit und über den Camping-Boom der vergangenen Jahre.
Köln: Rentmobil wird großer Erfolg – es begann mit einem Ferienjob
Improvisation, Freiheit, Natürlichkeit – mit diesen Worten kann die Leidenschaft für das Campen wohl am besten beschrieben werden. Bernd Baltrusch wurde früh von dieser Leidenschaft gepackt. Nach vielen Urlauben in Zelten und auf Campingplätzen war der damalige Student im Jahr 1985 auf der Suche nach einem Ferienjob.
Er fand ihn schließlich und vermittelte Wohnmobile an Reise-Fans – mit großem Erfolg. Es machte Klick in ihm und so gründete er kurze Zeit später mit geliehenen 3000 D-Mark sein eigenes Wohnmobil-Unternehmen. „Man könnte sagen: Ich war jung und brauchte damals das Geld“, sagt Baltrusch schmunzelnd im EXPRESS.de-Gespräch. Und der Plan ging voll auf: 1988 organisierte er die größte Wohnmobil-Gebrauchtwagen-Ausstellung in Europa, erlebte den Reise-Boom im selben Jahr hautnah mit.
Rentmobil wuchs und wuchs – heutzutage sind 35 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in seinem Unternehmen beschäftigt. Aktuell entsteht in Wesseling eine neue, 1000 Quadratmeter umfassende Halle mit weiteren 16 Werkstattplätze – dafür sucht das Unternehmen bereits neue Mitarbeitende.
Gründer gibt Rentmobil-Staffelstab weiter – „Wehmut, aber stolz“
Bernd Baltrusch selbst wird die weitere Entwicklung von Rentmobil jedoch nur noch für eine kurze Zeit direkt miterleben. Denn er hat den Staffelstab weitergegeben und sein Unternehmen an die Sozius Mittelstand Invest GmbH, eine langfristig orientierte Beteiligungsgesellschaft, verkauft. „Irgendwann macht man sich natürlich seine Gedanken. Die Rente kommt näher und man möchte sein Leben ja dann auch richtig genießen. Deshalb habe ich mich schweren Herzens zu dieser Entscheidung entschlossen“, sagt er.
Dabei bleibt er dem Unternehmen – seinem „Baby“, wie er es nennt – erstmal noch erhalten: „Es wird eine behutsame Übergangszeit werden. Die jungen Leute von Sozius bringen viele Ideen mit ein, wie es beispielsweise bei der Digitalisierung für uns weitergehen kann. Ich helfe ihnen im Gegenzug mit meiner langen Erfahrung in der Wohnmobil-Branche. Das ergänzt sich gut.“
Trotzdem sei selbstverständlich viel Wehmut bei seinem langsamen, aber stetigen Rückzug dabei: „Irgendwann wird jedes Baby erwachsen. Natürlich ist es ein harter Schritt für mich – dieser Schritt erfüllt mich allerdings auf der anderen Seite auch mit einem großen Stolz. Wir haben hier echt etwas auf die Beine gestellt.“
Köln: Wohnmobil-Branche erlebt großen Boom
Vor allem in der jüngeren Vergangenheit hat der Wohnmobil-Markt noch einmal einen großen Boom erlebt. So hat sich der Absatz von Wohnmobilen in den letzten zehn Jahren auf fast 80.000 Neuzulassungen pro Jahr vervierfacht. Mittlerweile sind alleine in Deutschland mehr als 1,5 Millionen Wohnmobile und Wohnwagen zugelassen – mit stark steigender Tendenz.
Ein Ende ist für Baltrusch noch nicht in Sicht: „Der Trend geht weiter nach oben und die Anzahl der Zulassungen wird sich in den nächsten Jahren nochmal verdoppeln. Unsere Hauptkundschaft besteht aus Menschen über 50 Jahren, also wächst mit Kindern der späten 1960er und der 1970er Jahre gerade wieder eine große Generation von möglichen Camping-Fans heran.“
Er selbst wird diesen Trend dann aber nicht mehr im operativen Geschäft begleiten. Vermutlich sitzt Bernd Baltrusch dann gerade irgendwo in der Sonne oder holt den Grill aus seinem Wohnmobil. „Das ist ja das Schöne am Camping: Mal abseits der Pfade entlang fahren, neue Länder und Gegebenheiten entdecken – das macht das Ganze doch aus.“ Oder eben: Improvisation, Freiheit, Natürlichkeit – der Caravan-König von Kölle.