Wirbel um Roger WatersDebatte um Köln-Konzert: Show zeigt die gute Seite von Pink Floyd

The Australian Pink Floyd Show
in der Lanxess-Arena
in Köln.

Die Musiker von „The Australian Pink Floyd Show“ agierten bei ihrem Auftritt am Donnerstag (9. März 2023) überaus zurückhaltend.

Der Rat der Stadt Köln will das Konzert von Roger Waters in der Lanxess-Arena in Köln verhindern. Zwei Monate vorher trat nun die „Australian Pink Floyd Show“ auf – und konzentrierte sich auf die Musik.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Um kaum ein Konzert in der Kölner Lanxess-Arena hat es im Vorfeld schon so viel Wirbel gegeben wie um den Auftritt von Roger Waters (79) am 9. Mai 2023. Der Mitbegründer der legendären Rockband Pink Floyd fiel in der Vergangenheit weniger durch seine Musik, vielmehr durch Äußerungen als Antisemit, Putin-Propaganda-Gehilfe und politischer Wirrkopf auf.

Der Rat der Stadt Köln fordert deshalb ein Auftrittsverbot des Künstlers, greift damit jedoch massiv in das Recht auf freie Meinungsäußerung und Freiheit der Kunst ein. Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main und die Hessische Landesregierung haben das für den 28. Mai geplante Konzert in der Festhalle abgesagt – aufgrund einer anderen Rechtslage als in Köln.

Roger Waters: Forderung nach Auftrittsverbot rechtlich sehr heikel

Waters unterstützt die gegen Israel gerichtete Boykottkampagne BDS. Bei seinen Auftritten schwebt mitunter ein Schwein durch die Halle, auf dem neben dem Dollarzeichen auch ein Davidstern zu sehen ist. Dieses Abdriften hin zum politischen Geisterfahrer hat den genialen Musiker zurecht viele Sympathien gekostet.

Maximilian Roth (27), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für öffentliches Recht und Rechtstheorie der Justus-Liebig-Universität Gießen, hat im „Gießener Anzeiger“ den Fall juristisch betrachtet. „Immer, wenn sich Politik in Belange der Kunstfreiheit einmischt, wird es heikel. Denn die Kunstfreiheit eröffnet ja gerade durch ihr Medium Diskurse. Und solange sich das auf Basis unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegt und keine Rechte anderer verletzt werden, können und müssen wir das aushalten“, sagt er.

Das bessere Signal wäre ein Desinteresse des Publikums. „Wenn Konzerte durch den Musiker oder Veranstalter selbst abgesagt werden, weil nicht mehr genug Publikum kommt, dann hat die Gesellschaft doch das richtige Zeichen gesetzt. Es wäre die bessere Antwort anstatt vorschneller politischer Zeichen, die auf juristisch sehr heiklem Boden stehen.“

Und siehe da: Für den Auftritt gibt es noch tausende Tickets. Die Nachfrage für das Konzert ist sehr überschaubar. Wie der Veranstalter auf diesen Verkaufsflop reagiert, bleibt abzuwarten. Für Pink-Floyd-Fans bietet sich eine gute Alternative zum Stinkstiefel Waters. Am Donnerstag (9. März 2023) gastierte genau zwei Monate vor dem Konzert die „Australian Pink Floyd Show“ in der Arena.

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Das elfköpfige Ensemble zauberte knapp zweieinhalb Stunden erstklassigen Livesound und stellte die herausragende Musik der psychedelischen Rockband ins Zentrum. 4000 Fans waren vom glasklaren Klang und der beeindruckenden Lichtshow fasziniert.

The Australian Pink Floyd Show
in der Lanxess-Arena
in Köln.

Neben dem glasklaren Sound überzeugte „The Australian Pink Floyd Show“ auch mit einer beeindruckenden Licht- und Lasershow.

Seit 35 Jahren gibt es schon die wohl erfolgreichste und beliebteste Coverband der Welt. Ihre aktuelle Tour feiert den 50. Geburtstag des Meilenstein-Albums „The Dark Side of the Moon“. Das mit mehr als 50 Millionen verkauften Tonträger kommerziell erfolgreichste Album der 1970er, wurde komplett in Original-Reihenfolge präsentiert. Anschließend gab es noch ein Dutzend Klassiker der Band – extrem nah am Original und zudem auch noch originell.

„Australian Pink Floyd Show“ spielt komplettes Album „The Dark Side of the Moon“

Beim wuchtigen „Brain Damage“ flimmerten Videos von Wladimir Putin (70) und der Erstürmung des US-Kapitols über die Leinwand, was mit einigen Pfiffen quittiert wurde. Statt der bei Pink Floyd üblichen Schweine flogen die Kängurus. Und zum großen Finale beeindruckte neben den aufblasbaren Tieren und der Lasershow auch eine gigantische Discokugel mit ihrem Lichtspiel.

Die „Australian Pink Floyd Show“ bewies, wie wohltuend es sein kann, die Songs – teils sperrigere Klangexperimente, teils entspannte Radiomusik – in den Mittelpunkt zu stellen, statt sich in wirren querköpfigen Diskussionen zu verlieren.