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Temperaturen immer extremerWie sich Städte clever gegen Hitze wappnen könnten

Sonne knallt durch die Häuserschluchten in Midtown Manhattan (New York)

In Städten (wie hier in Midtown Manhattan, New York) wird es deutlich wärmer als im weniger bebauten Umland.

36 Grad – und es wird noch heißer in der Stadt. Dabei gibt's clevere Ideen, wie Metropolen und die Menschen, die dort wohnen, vor Hitze geschützt werden können.

von Laura Schmidl

Glühender Asphalt, kaum ein Luftzug, der ein wenig Abkühlung bringt. Die Sonne brennt. Ein Gefühl wie im Backofen. In den vergangenen Jahren überschlugen sich die Temperaturrekorde. 2019 wurde mit 41,2 Grad in Tönisvorst die höchste je in Deutschland gemessene Temperatur festgestellt.

Im Sommer 2022 – der heißeste in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 herrschte in weiten Teilen Europas Dürre, der Rhein führte extremes Niedrigwasser.

Hitze in der Stadt: Hohes Risiko für die Schwächsten unter uns

Im Zuge des Klimawandels dürften immer häufiger Temperaturrekorde gebrochen werden. Besonders heiß wird es in dicht bebauten Städten wie Köln, wo gerade der Hitze-Check „versiebt“ wurde, oder Düsseldorf. Eben überall dort, wo die Hitze zwischen dem vielen Beton geradezu brütet, was wir im August 2024 wieder zu spüren bekommen haben.

Städte sind Wärmeinseln – und oft heißer als die nähere ländliche Umgebung. Das führt nicht nur zu Schweißausbrüchen, die Hitze kann für sehr junge, ältere und kranke Menschen lebensgefährlich werden. Etwa 3200 Menschen starben 2023 laut Robert-Koch-Institut an den Folgen von Hitze, die meisten davon 75 Jahre oder älter.

Für Städte gäbe es aber einige Möglichkeiten, etwas Abkühlung in die Glutnester zu bringen. Im Hitzeschutzplan des Gesundheitsministeriums werden dazu einige kurz- und langfristige Maßnahmen aufgezeigt. Lernen können deutsche Städte aber auch von anderen Ländern.

Eine Asphaltwüste speichert Hitze im Vergleich zu einer grünen Wiese besonders stark – das merkt man spätestens dann, wenn man barfuß über beides läuft. Beton, Asphalt oder auch Granit bleiben aber auch in der Nacht heiß und verhindern so eine effektive nächtliche Abkühlung. In der Folge kommt es öfter zu sogenannten Tropennächten, also Nächten, in denen es 20 Grad oder wärmer bleibt.

  1. Parkplätze, Verkehrsinseln, Innenhöfe und ähnliche Flächen haben Potenzial, zumindest teilentsiegelt und begrünt zu werden. Das hilft auch, Überschwemmungen zu vermeiden. Denn der Klimawandel führt nicht nur zur Erwärmung, sondern auch zu Extremwetter wie Starkregen.
  2. Logisch: Bäume spenden Schatten. Und im Schatten ist es bekanntlich kühler als in der prallen Sonne. Bäume verbessern außerdem die Luft – und allein schon durch ihre Anwesenheit die Aufenthaltsqualität in einer Stadt. Außerdem bieten sie Raum für Insekten und Vögel.
  3. Projekte wie „Urban Canopee“ entwickeln zudem transportable „Bäume“: Faltbare Gerüste, um die sich Kletterpflanzen ranken und so einen dichten Baumwipfel simulieren. Das ist praktisch für Orte, an denen tief wurzelnde Bäume nicht sicher stehen können.
Bosco Verticale in Mailand

Der vertikale Wald von Mailand. Auf einer Ebene entspräche dieser einer Fläche von 7000 Quadratmetern.

  1. Frisches Grün an Hausfassaden und als Dachgarten kann ebenfalls für besseres Stadtklima sorgen. Innerhalb der Gebäude heizt es sich dann weniger auf und die direkte Umgebung wird durch die Verdunstungskälte von den Pflanzen gekühlt. Vorteil ist hierbei, dass das Prinzip so platzsparend ist. Ein bekanntes Beispiel ist der „bosco verticale“ (= vertikaler Wald) in Mailand (Italien). 900 Bäume und 2000 weitere Pflanzen haben verteilt auf zwei Hochhäuser hier ein Zuhause gefunden. Allerdings sind die Kosten bei diesem Projekt für Mieter hoch.
  2. An sonnigen Tagen können Sonnensegel aus Stofflaken und Kletterpflanzen etwa in Einkaufsstraßen oder öffentlichen Plätzen Schatten werfen – in südlichen Ländern wie Spanien oder Griechenland ist das üblich.
  3. Helle Farben reflektieren das Sonnenlicht besser als dunkle – und schießen so einiges an Wärme wieder zurück, statt sie zu speichern. Deshalb könnten weiße Wände und Dächer dazu beitragen, ein angenehmes Klima zu schaffen. New York testet das gerade: Dort wurden hunderttausende Quadratmeter Dachflächen weiß gestrichen. In Katar gibt es außerdem eine Straße in Azurblau, auch das soll im Vergleich zu dunkelgrau die Temperatur deutlich absenken.

Ein Tropfen auf den heißen Stein – so erscheint es, wenn die Stadt Köln gerade einmal 13 Trinkbrunnen im Stadtgebiet verteilt aufgebaut hat. In Berlin sind es immerhin mehr als 200. Insbesondere obdachlosen Menschen könnten Trinkbrunnen helfen. Aber auch in Form von Seen, Weihern und Brunnen wirkt Wasser kleine Wunder. Die Oberfläche von Wasser heizt sich weniger auf als Asphalt, zusätzlich bringt Verdunstung Kälte.

Einzelne Maßnahmen werden nur einen geringen Effekt bringen. Will man eine spürbare Besserung erzielen, müssen Städte mehrere Maßnahmen durchziehen. Und: Versuchen, den Klimawandel – soweit es geht – aufzuhalten. Mit dem Hitzeschutzplan, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) 2023 auf den Weg brachte, ist ein erster Schritt getan. Doch die Umsetzung durch Städte und Kommunen geht nur schleppend voran, wie das Beispiel der Kölner Trinkbrunnen zeigt.