Faszination WaldKennst du schon  Beulen-Bäume und „fimschige“ Pflanzen?

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Mit Kinderaugen den Wald neu entdecken – doch wie antwortet man auf die drängendsten Fragen rund ums „grüne Abenteuerland“?

von Andrea Kahlmeier (ak)

Schon als Kind war es für Manuel Larbig (37) das Größte, mit seinem Opa durch die Wälder zu streifen. Stundenlang konnte er Ameisenstraßen beobachten. Und er dachte sich, dass die Begeisterung doch ansteckend sein müsste.

Vor zehn Jahren gründete der Biologe die Firma „Waldsamkeit“ und bietet Erlebniswanderungen im Forst an. Früher wurden die meist von Frauen jenseits der 50 gebucht, doch jetzt machen sich immer mehr Jüngere auf den Weg ins grüne Abenteuerland. Und da kann man was erleben ...

Wald-Wissen: Kinder stellen die besten Fragen

Vor allem Freiheit (74 Prozent) und Abenteuer (71 Prozent), aber auch Stille (53 Prozent) und Gesundheit (42 Prozent) verbinden junge Menschen mit der Natur, belegt die Studie „Fokus Naturbildung“. Ist halt etwas anderes Daddeln oder Serien zu streamen.

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„Im Sinne der Nachhaltigkeitsbewegung hat sich in den letzten zehn Jahren viel verändert“, beobachtet Manuel Larbig, der Waldspaziergänge in NRW anbietet. „Die Menschen beobachten den Wald bewusster.“

Vor allem Kinder löchern ihn auf den Wanderungen mit Fragen, die manchmal simpel klingen, wie „Warum sind Pflanzen grün?“ Oder: „Wie leben eigentlich Pilze?“ Weil Eltern darauf oft keine Antwort haben, hat der Waldexperte einen Naturführer für die ganze Familie geschrieben – mit Tipps, die Lust auf die Natur machen.

„Man glaubt gar nicht, was man alles sehen kann, wenn man eine Lupe mitnimmt“, grinst er im Gespräch mit EXPRESS.de. „Oder welchen Spaß es macht, nachts mit der Taschenlampe in den Wald zu gehen, sich ruhig hinzusetzen und nachtaktive Tiere wie Insekten und Spinnen zu beobachten, oder gar Eulen und Fledermäuse.“

Dass der Klimawandel längst bei uns angekommen ist, erlebt der Firmenchef am eigenen Leib. „Immer häufiger müssen wir Wanderungen absagen, weil es zu heiß ist, extreme Gewitter und Starkregen drohen. Das gabs früher nicht.“

Buchcover "Warum hämmert der Specht?"

Manuel Larbig bietet auch in NRW Waldspaziergänge an. 

Doch auch wenn er sich die Wälder betrachtet, wird ihm manchmal Angst und Bange. Abgestorbene Bäume können wir alle mit dem bloßen Auge erkennen, aber der Experte weist auch auf die kleinen Feinheiten hin:

  1. Da ist zum Beispiel die Knoblauchsrauke, die früher bis weit in den Sommer blühte und jetzt schon Ende des Frühjahrs nicht mehr zu sehen ist.
  2. Da sind all die Pflanzen, etwa einige Korbblütler, die früher zweimal im Jahr austrieben, was bei extremer Sommerhitze längst nicht mehr passiert.
  3. Oder die schönsten Laubbäume, die schon im August ihre Blätter verlieren.

Manuel Larbig will Bewusstsein schaffen für die Schönheit der Natur und empfiehlt Eltern mit Kindern, mal richtig in einen Wald einzutauchen. „Ich würde immer langsam anfangen, erst mal im Garten zelten. Aber dann ruhig bei Forstämtern und Naturschutzbehörden nachfragen, ob und wo eine Übernachtung im Wald möglich ist.“ Das sei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt.

Aber: Stören wir Menschen Flora und Fauna da nicht zu sehr? Und müssen wir derzeit keine Angst haben, auf eine Wildschweinrotte mit Frischlingen zu stoßen? Larbig winkt ab: „Wenn man sich nicht in Schonungen oder ins Dickicht schlägt, wo Wildschweine tagsüber gern ruhen, sondern auf den Wegen bleibt und seinen Hund an der Leine hält, passiert bestimmt nichts. Wildschweine fliehen fast immer vor dem Menschen, wenn sie ihn wahrnehmen.“