Beunruhigende EntdeckungMeeresforschung warnt vor Giftstoffen – auch unsere Nahrung betroffen

Eine Plastiktüte schwimmt über Korallen

Eine Forschung hat ergeben, wie viele Tonnen Mikroplastik sich im Atlantik befinden. Das Symbolfoto vom 1. August 2007 zeigt eine Plastiktüte im Roten Meer.

Eine Forschung hat zu einer alarmierenden Entdeckung geführt: Mehrere Millionen Tonnen Plastikmüll befinden sich im Atlantischen Ozean.

Das Leibnitz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) hat erstmals die Verschmutzung mit Mikroplastik in tiefen Wasserschichten des Atlantiks mithilfe einer Zeitreihe untersucht.

Janika Reineccius, IOW-Forscherin und Erstautorin der Studie, wies in einer Mitteilung am Montag (4. Juli 2022) auf die Gefahr der kleinen Plastikteilchen hin: „Mikroplastik kann bestimmte Giftstoffe absorbieren und auf diese Weise über weite Strecken transportieren, sowohl horizontal als auch vertikal. Die verschiedensten Lebewesen fressen solche ‚vergifteten‘ Partikel, die obendrein noch die Aufnahme von verwertbarer Nahrung deutlich einschränken können.“

Gefahr durch Mikroplastik: Giftstoffe gelangen auch in unsere Nahrung

Untersucht wurden Proben des Azoren-Observatoriums „Kiel 276“ – einer mit Messinstrumenten versehenen 5,2 Kilometer langen Verankerungsleine, die auf halbem Weg zwischen den Azoren und der Insel Madeira im Nordost-Atlantik angebracht wurde.

Zwischen 2003 und 2015 wurden hiermit 110 Proben genommen, laut IOW fanden die Forschenden in allen Mikroplastik. Rechnet man die gefundenen Mengen auf den gesamten Atlantischen Ozean hoch, so komme man auf etwa 5,4 Millionen Tonnen Mikroplastik pro Jahr, so Reineccius.

Den größten Anteil des im Meer gelandeten Plastikmülls hat der Studie zufolge Polyethylen mit gut 70 Prozent, gefolgt von PVC mit gut 20 Prozent der gefundenen Gesamtmenge.

Die beiden Plastik-Arten finden sich in Produkten von Rohren im Gebäudebau bis hin zu chirurgischen Nahtmaterial, Müllbeuteln oder Isoliermaterial. „Um weitere Muster und Prozesse klarer zu erkennen, muss die Langzeitbeprobung unbedingt fortgesetzt werden, und eigentlich benötigen wir auch weitere Probennahme-Stationen“, hieß es abschließend. (dpa/gr)