Forschung schlägt AlarmSchlimme Entwicklung: „Steuern auf eine ökologische Katastrophe zu“

Aktivisten der Ocean Rebellion veranstalten am Ufer des Tejo eine Performance, bei der sie ein Ende aller nationalen Treibstoffsubventionen für Fischereiflotten und ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei fordern.

Das WWF warnt vor der Überfischung der Weltmeere. Das Foto vom 27. Juni 2022 zeigt Aktivisten der Ocean Rebellion.

Die Überfischung der Weltmeere nimmt immer weiter zu. Der WWF warnt jetzt vor einer „ökologischen Katastrophe“.

Ungeachtet aller Warnrufe nimmt die rücksichtslose Plünderung der Weltmeere weiterhin rapide zu. Bereits 35,4 Prozent aller Fischbestände waren 2019 überfischt. Das geht aus dem Fischereibericht der Welternährungsorganisation (FAO) hervor, der am Mittwoch (29. Juni 2022) auf der zweiten Ozeankonferenz der Vereinten Nationen in Lissabon veröffentlicht wurde.

Das seien 1,2 Prozentpunkte über dem Wert von 2017, sagte Karoline Schacht von der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland der Deutschen Presse-Agentur.

WWF warnt vor Überfischung der Weltmeere: „Katastrophe“

Fischerei-Expertin Schacht warnt: „Ohne Richtungswechsel steuern wir weiter auf eine ökologische Katastrophe zu.“ In einer Mitteilung des WWF erklärte sie, die Entwicklung sei „fatal für die Ernährungssicherheit von mehreren Milliarden Menschen“ und müsse als „schrilles Warnsignal verstanden werden“.

Die steigende Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung treffe auf überfischte und schrumpfende Fischbestände. Der WWF fordert wirksame Fischerei-Kontrollen, nachhaltige Fangmengen, ein Verbot zerstörerischer Fangpraktiken und ein ökosystembasiertes Fischereimanagement, um Überfischung und Artensterben zu stoppen.

Laut FAO kletterte die gesamte Nutzung von Wassertieren und Algen nach den jüngsten vorliegenden Zahlen von 2020 auf den Rekordwert von 214 Millionen Tonnen, davon sind 178 Millionen Tonnen Tiere. Darin sind Fänge und Aquakultur aus Meer- und Süßwasser zusammengefasst. Das seien bei den Wassertieren im Schnitt 30 Prozent mehr als in den 2000er Jahren sowie 60 Prozent mehr als in den 1990er Jahren.

FAO-Generalsekretär Qu Dongyu erklärte, das Wachstum der Fischerei und der Aquakultur seien zwar für die Beendigung von Hunger und Unterernährung auf der Welt von entscheidender Bedeutung. Aber eine Umgestaltung des Sektors sei nötig. Man müsse sicherstellen, dass Lebensmittel aus dem Wasser nachhaltig gefischt würden, der Lebensunterhalt der Fischer und Fischerinnen gesichert werde und die aquatische Lebensräume und die biologische Vielfalt geschützt würden, betonte er.

Knapp 30 Staats- und Regierungschefs, weitere Politiker und Politikerinnen sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Aktivisten und Aktivistinnen und Vertreter und Vertreterinnen von Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen diskutieren in Portugals Hauptstadt bis Freitag darüber, wie die Ressourcen der von Überfischung, aber auch von Vermüllung, von dem Menschen verursachten Klimawandel und von Versauerung zunehmend bedrohten Weltmeere besser geschützt und möglichst nachhaltig genutzt werden können. (dpa/gr)