Der Bonner Stadtdechant ist zu einer Sterbenden gerufen worden. Doch dann steckt er im Stau fest.
BonnVerkehrs-„Chaos“ in der Innenstadt hat tragische Folgen
Der Cityring gekappt, das Koblenzer Tor in Richtung Norden gesperrt: In der Bonner Innenstadt haben es Verkehrsteilnehmer gerade nicht leicht. Für Bonns Stadtdechant Wolfgang Picken hatte die Situation jedoch dramatische Folgen.
„Ich kam kürzlich deshalb zu einer Krankensalbung nördlich von Bonn-Castell zu spät“, erzählt er am Dienstag (29. März 2022).
Bonner Stadtdechant brauchte 30 statt 5 Minuten wegen riesigem Umweg
Als ihn der Notruf erreichte, sei er gerade am Bonner Münster ins Auto gestiegen, um zu einem Termin ins Bergische Land zu fahren, so Picken. Bis zu der Erkrankten habe er bislang nur rund fünf Minuten gebraucht.
„Der riesige Umweg über B9 und Reuterstraße und die Staus vor dem Busbahnhof, rund um Kaiserplatz, Hofgarten und hinter der Reuterbrücke führten jedoch zu einer Fahrtzeit von beinahe 30 Minuten“, schildert der Stadtdechant. Die Frau sei kurz vor seinem Eintreffen verstorben.
Beide Maßnahmen gleichzeitig seien sinnfrei, so Bonns Stadtdechant
Eindeutig stehe die Katholische Kirche in Bonn hinter den Bemühungen für den Umweltschutz, betont Wolfgang Picken. Allerdings wirke sich die gegenwärtige Verkehrsregelung in der Bonner Innenstadt kontraproduktiv auf das Klima in der Stadt aus. „Die erhebliche Staubildung und die großen Umwege führen zu zusätzlichen Fahrzeiten und damit zu einem wachsenden Verbrauch von Kraftstoff. Das kann nicht im Interesse einer sinnvollen Umweltpolitik sein“, sagt er.
Insbesondere die vorzeitige Kappung des Cityringes während der gleichzeitigen Sperrung des Koblenzer Tores in nördliche Fahrtrichtung schneide die Innenstadt von der Nordstadt und dem Zugang zum Verteilerkreis fast vollständig ab. Die Gleichzeitigkeit beider Maßnahmen sei vollkommen unnötig und sinnfrei, so Bonns Stadtdechant.
Bonn: Fahrbahnsanierung Koblenzer Tor Ende Juni abgeschlossen
Die Sanierungsarbeiten an der Fahrbahn im Koblenzer Tor (Adenauerallee/B9) haben am 28. Februar begonnen. Hierfür wurde die Durchfahrt in Richtung Süden gesperrt und der Verkehr auf die linke Richtungsfahrbahn umgeleitet. Der Verkehr in Richtung Norden hingegen muss jetzt am Rheinufer lang. Die Baumaßnahme soll Ende Juni abgeschlossen sein.
Der Cityring wurde am 21. März gekappt. Dadurch ist die Maximilianstraße zwischen Wesselstraße und der Straße „Am Hauptbahnhof“ in die Fußgängerzone mit einbezogen worden. Fußgänger und Radler sind begeistert, Autofahrer jedoch fluchen über die neue Verkehrsführung. (iri)